Worstseller von André Wagner

WorstsellerOb sich der Roman „Worstseller“ von André Wagner tatsächlich in die Reihe der Worstseller, die das Gegenteil eines Bestsellers sind, einreiht, muss sich noch zeigen. Tatsächlich gibt es eine Liste von Büchern, die sich am schlechtesten verkauft haben. Wobei es sich durchaus auch um namhafte Autoren der Weltliteratur gehandelt hat. In der heutigen Zeit verdrängt die gewaltige Zahl von Neuerscheinungen oft gute, lesenswerte Bücher, was sehr bedauerlich ist.

In „Worstseller“ besteht die Hauptbeschäftigung des 33-jährigen Sebastian im „Nichts tun“. Seit einem Arbeitsunfall, durch den er an der Kreissäge seine linke Hand verloren hat, geht er keiner Beschäftigung mehr nach. Das heißt, eigentlich schon: Denn in seiner italienischen Stammkneipe Manolo, wo er seinen Tag beginnt, blättert er beim Milchkaffee in Zeitungen und Boulevardblättern. Von sich behauptet er, ein Bücherwurm zu sein und dass seine Droge Lesestoff ist. Sein Zahnarzt hat so starken Mundgeruch, der sogar eine Betäubung überflüssig macht. Der Protagonist folgt nichts Böses ahnend einer Einladung zum Bowlen. Doch der Männerabend endet mit einem Malheur und Sebastian ist froh, wenn er sich wieder an seinen Lieblingsplatz setzen und einen starken Kaffee trinken kann.

André Wagner lässt kaum ein Thema aus, das er nicht durch den Kakao zieht. Bitter-böse schreibt er zum Thema Politik oder den von den Nazis begangenen Morden. Er greift den Fußball und die Kirche an und immer wieder kommt er auf das Fernsehen zu sprechen, wobei es ihm die Werbung ganz besonders angetan hat. In dem Zusammenhang fragt er, ob es sich eigentlich noch um einen Film mit Werbung handelt oder ob es eher umgekehrt ist. Einen Arztroman hält sein Protagonist lediglich als Ersatzpapier auf der Toilette bereit.

André Wagner hat als Fotograf für namhafte Zeitschriften und Magazine gearbeitet und beweist mit dem Roman „Worstseller“, dass er nicht nur mit der Kamera umgehen kann. Er fügt gerne Wortfetzen aus Fremdsprachen ein, drückt sich gewählt und fachmännisch aus und wechselt zur Umgangssprache, die er noch durch eigene Wortschöpfungen ergänzt. Mit seinen Wortspielereien tobt er sich regelrecht aus, was auf einer Kabarettbühne erst richtig zur Geltung käme. Der Leser wird seine Lachmuskeln bei einigen Absätzen kaum unter Kontrolle halten können und muss einen Moment pausieren, um das Gelesene sacken zu lassen. Teilweise werden diese Absätze abgelöst von langatmigen Passagen, auf die der Autor besser verzichtet hätte. Ein weiterer Mangel sind die vielen Zeichen- und sonstigen Fehler, wobei der konsequente Verzicht auf das „ß“ noch das geringste Übel ist.

Worstseller von André Wagner

Worstseller
Books on Demand 2012
Broschur
208 Seiten
ISBN 978-3-8482-1717-5

Bildquelle: Books on Demand
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