Das geheime Lächeln von Bettina Storks

Das geheime LächelnFür einen Auktionskatalog soll Emilia Lukin die Bildunterschriften schreiben. Bei einem Porträt stutzt sie, denn genau so sah sie als junge Frau aus! Paul-Raymond Fugin soll das Porträt gemalt haben, das den Angaben zufolge vermutlich aus den späten 1930er Jahren stammt. Für Emilia stellt sich die Frage, ob ihre Großmutter Sophie Langenberg die Frau auf der Zeichnung ist. Emilia weiß lediglich, dass Sophie in Paris gelebt haben soll und mit nicht einmal zwanzig Jahren ein uneheliches Kind bekommen hat. Sie soll ihre Tochter Pauline, also Emilias Mutter, zu ihrem Stiefbruder Arno und seiner Ehefrau Hanne gegeben haben, die inzwischen verstorben sind. Emilia kann die beiden also ebenso wenig fragen wie Pauline selbst, die in einer Wohngemeinschaft für psychisch Kranke untergebracht ist und sich an nichts mehr erinnert. Erst kürzlich fand Emilia zufällig eine Urkunde über ein Häuschen im Lubéron, das Pauline zwar geerbt hat, von dem sie allerdings keine Kenntnis hat.

Um in den Besitz des Porträts zu gelangen, fährt Emilia zur Versteigerung ins Elsass, wo sie auf Jean-Pierre Roche trifft, der ebenfalls an dem Porträt interessiert ist. Sie will unbedingt erfahren, welches Leben Sophie geführt und warum sie ihr Kind verlassen hat. Um das herauszufinden, fährt sie weiter nach Südfrankreich in den Lubéron, wo sie das von ihrer Mutter geerbte Häuschen bezieht. Bruchstückhaft rekonstruiert Emilia, was sich vor Jahrzehnten zugetragen hat, doch tauchen immer neue Fragen auf, die ihr keine Ruhe lassen. Außerdem steht ihre Ehe mit dem Kinderarzt Vladi nach einem Seitensprung seinerseits vor einer großen Belastungsprobe.

Der Roman „Das geheime Lächeln“ wird von Bettina Storks in zwei Handlungssträngen erzählt: Zum einen geht es um die Vergangenheitsbewältigung von Emilia, zum anderen um das Schicksal ihrer Großmutter Sophie, wobei die Autorin den Leser in das Paris des Jahres 1937 entführt, als dort noch Lampenanzünder ihren Dienst verrichteten, Kutschen verkehrten und die armen Stadtviertel noch ohne Kanalisation waren. Aber nicht nur über Paris gibt es Wissenswertes zu erfahren, sondern vor allem auch über die Malerei.

Weiterhin erinnert die Autorin an die Deportation Tausender Juden, darunter allein schon sechstausend Kinder, aus Paris in das Durchgangslager Drancy. Im Gegensatz dazu konnten über eintausendfünfhundert Flüchtlinge überleben, weil die couragierte Bevölkerung von Dieulefit den Verfolgten einen sicheren Zufluchtsort boten, was schon bemerkenswert war. Diese realen Begebenheiten hat Bettina Storks auf eindrucksvolle Weise in den Plot eingebaut. Nicht zuletzt ihre bildhafte Sprache durch Verwendung von Adjektiven ist dafür verantwortlich, dass der Leser sich an die Orte im Roman „Das geheime Lächeln“ mitgenommen fühlt und er die beschriebenen Szenen vor seinem geistigen Auge sieht.

Das geheime Lächeln von Bettina Storks

Das geheime Lächeln
Diana Verlag 2018
Taschenbuch
480 Seiten
ISBN 978-3-453-35974-1

Bildquelle: Diana Verlag
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