Ein Sommer für zwei von Ann Brashares

Ein Sommer für zweiMan stelle sich einmal vor: Ein Ehepaar hat drei Töchter. Sie lassen sich scheiden und heiraten jeweils wieder. Mit dem neuen Ehepartner zeugt jeder ein weiteres Kind. Ein Mädchen und ein Junge werden mit nur zweiwöchigem Abstand geboren. Die beiden sind zwar Halbgeschwister der drei Mädchen, doch sie selbst sind nicht miteinander verwandt. Allerdings sind die Familienverhältnisse noch komplizierter, denn es gibt auch noch zwei Kinder aus der ersten Ehe des Mannes. Um genau diese Konstellation geht es in dem Roman „Ein Sommer für zwei“ von Ann Brashares.

Lila ist inzwischen mit Adam verheiratet und mit dem siebzehnjährigen Sohn Ray leben sie in Brooklyn in bescheidenen Verhältnissen. Wenn die drei Töchter Emma, Quinn und Mattie bei ihnen wohnen, müssen sie sich ein Zimmer teilen. Robert, der in dritter Ehe mit Evie verheiratet ist, bewohnt dagegen ein großzügiges Haus mit Tochter Sasha und den drei Mädchen im New Yorker Stadtteil Manhattan. In Wainscott auf Long Island teilen sich die beiden Familien ein Haus, in das sie abwechselnd jedes zweite Wochenende ziehen und in dem sie im Sommer jeweils die Hälfte der Ferien verbringen. Da sich Ray und Sasha von jeher in dem Haus dasselbe Zimmer teilen mussten, haben sie dieselben Bücher gelesen, mit denselben Sachen gespielt und dieselbe Decke im Bett benutzt. Nur begegnet sind sie sich noch nie.

Ray und Sasha haben es ihrer Halbschwester Emma zu verdanken, dass sie einen Ferienjob bekommen haben, in dem jeder zur Hälfte arbeitet. Um notwendige Absprachen zu treffen, schreiben sie sich. Zufällig begegnen sie sich auf einer Party. Ebenfalls auf einer Party lernt Emma einen jungen Mann kennen. Jamie wird ihr von ihrem Vater als bester Mitarbeiter seines Unternehmens vorgestellt. So sehr ihm die Verbindung gefällt, so wenig ist Emmas Mutter Lila davon angetan. Als Mattie bei einem Einkauf Jonathan Dawes begegnet, der sich als alter Freund der Familie ausgibt, erkennt sie in ihm zwar den ehemaligen Surflehrer, doch fragt sie sich, warum er sie überhaupt angesprochen hat. Sowohl ihre Mutter, als auch ihr Vater reagiert verstört, als sie von der Begegnung erzählt.

Zunächst legt der Plot die Vermutung nahe, dass es sich um einen Jugendroman handelt, zumal Emma, Quinn, Mattie, Ray und Sasha alle zwischen siebzehn und zweiundzwanzig Jahre alt sind. Erst im letzten Drittel des Romans ändert sich das. Auf einer Verlobungsfeier, zu der die verfeindeten Familien aufeinandertreffen, fallen bisher unausgesprochene Worte zwischen Lila und Robert. Das sich entwickelnde Drama setzt die Autorin feinfühlig um, und ab diesem Zeitpunkt ist das Interesse des Lesers an dem Fortgang der Handlung endlich geweckt. Der Schreibstil ermöglicht darüber hinaus keinen einfachen Zugang zum Plot, und die gewählten Namen erschweren das zusätzlich, weil nicht jeder bei der Erwähnung des Namens Sasha an ein Mädchen denkt.

Da die Handlungsorte in Amerika liegen, wo die Autorin geboren ist und lebt, fällt es dem Leser schwer, sich mit dem Geschehen zu identifizieren. Wer kennt schon aus unseren Gärten Topinambur, eine Pflanze, die zur Gattung der Sonnenblume gehört? Oder das hauptsächlich in den Tropen verbreitete Wurzelgewächs Yams? Dass es sich bei den Brooklyn Nets um eine Basketballmannschaft handelt, kann noch erahnt werden. Aber dass ein Abschluss der Princeton Highschool eine besondere Auszeichnung ist, bleibt dahingestellt. Der wenig strukturierte Roman „Ein Sommer für zwei“ ist weder spannend, noch amüsant. Einzig die Erwähnung des Schicksals von Robert, der infolge einer Vergewaltigung in einem Flüchtlingslager in Bangladesch zur Welt kam und von Adoptiveltern großgezogen wurde, ist bemerkenswert.

Ein Sommer für zwei von Ann Brashares

Ein Sommer für zwei
Übersetzung von Michaela Meßner
dtv 2018
Klappenbroschur
320 Seiten
ISBN 978-3-423-26195-1

Bildquelle: dtv
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