Lene Palatzky hat das Unternehmen ihres Vaters Gerhard übernommen. Sie liefert Obst und Gemüse mit einem klapprigen Mercedes Sprinter an einen kleinen Kundenstamm, um sich und ihren fünfjährigen Sohn Luca über Wasser zu halten. Bereits morgens um drei Uhr beginnt ihr arbeitsreicher Tag mit der Fahrt zum Münchner Großmarkt, um dort die von ihren Kunden bestellte Ware einzukaufen. Nachdem sie die Einkäufe ausgeliefert hat, wartet ein zweiter Job in einem Fitnessstudio auf sie. Dort betreut sie die Kinder der Kunden während der Aerobic-Stunde. Als ihr völlig unerwartet das Kindermädchen kündigt, steht Lene vor einem Problem: Sie findet keine Möglichkeit, Luca irgendwo unterzubringen. Daher entschließt sie sich, ihren Sohn im Lieferwagen zum Großmarkt mitzunehmen.
Josef Kollinger, von allen nur Sepko genannt, ist als Jugendlicher in einem Münchner Problemviertel aufgewachsen, dessen Einflüsse ihm zwei Jahre Gefängnis einbrachten. Kurz nach seiner Haftentlassung stellt ihn der Gemüselieferant Georg Brunner als Fahrer für die Belieferung seiner Kunden ein. Durch seinen freundlichen Umgang mit Menschen gewinnt Sepko die Sympathie der Standverkäufer sowie Kunden und kann einige neue hinzugewinnen. Brunner überlässt ihm zunehmend die Organisation, und nach einem Jahr besitzt die Firma vier weitere Lieferwagen und sieben neue Mitarbeiter. In den ersten Jahren verbringen Brunner und Sepko auch privat viel Zeit miteinander, und es entwickelt sich ein Verhältnis wie zwischen Vater und Sohn – bis Brunner die Floristin Corinna kennenlernt.
Lene und Sepko begegnen sich zum ersten Mal am Großmarkt, als Sepko den kleinen Luca im Schlafanzug zwischen den Salatkisten entdeckt. Der Junge hat sich offenbar verlaufen. Nur kurze Zeit später hilft Sepko Lene bei der Belieferung ihrer Kunden, da ihr klappriger Lieferwagen nicht anspringen will. Der Wagen muss dringend repariert werden, und Sepko überredet seinen Freund, den Autoschrauber Diredare, das Fahrzeug umgehend mit seiner Hilfe zu reparieren. Zwischen Sepko und Lene entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis, und Sepko schließt auch den kleinen Luca in sein Herz.
Der Gastronom Markus Pfeiffer besitzt mehrere noble Restaurants in München und möchte gerne Wiesn-Wirt werden. Doch das ist nicht so einfach, denn für die Vergabe eines Bierzelts müssen Kontakte geknüpft und Schmiergelder gezahlt werden. Sein größter Gegner ist der Sprecher der Wiesn-Wirte, der ihn ablehnt, weil er kein Münchner, sondern Österreicher ist. Um einen der begehrten Plätze auf der Münchner Wiesn zu erhalten, ist auch ein einwandfreier Leumund erforderlich. Aus diesem Grund plant Pfeiffer, die Geschäftsbeziehung zu dem Gemüselieferanten Brunner zu beenden, der alle seine Lokale beliefert. Brunner hatte ihm seinerzeit zu seinem ersten Restaurant verholfen, und die beiden haben eine Vereinbarung, wonach Brunner nur die Hälfte der gelieferten Ware in Rechnung stellt – ein Geschäft, das für beide einträglich ist.
Als Sepko erfährt, dass Pfeiffer einen neuen Lieferanten sucht, hilft er Lene, den umsatzstarken Gastronomen als neuen Kunden zu gewinnen. Doch die enormen Bestellungen der Küchenchefs in Pfeiffers Restaurants müssen vorfinanziert werden. Um Lene aus ihrer finanziellen Notlage zu helfen, entwendet Sepko einige Rollcontainer mit Ware aus Brunners Lager. Eines Tages wird er jedoch durch einen Zufall von Brunner erwischt, und Sepko kündigt seinen Job, um weiterhin für Lene zu arbeiten.
Viele glauben, dass in Bayern die Welt noch in Ordnung ist: Männer tragen Lederhosen und Frauen Dirndlkleider, Kühe grasen auf sattgrünen Wiesen und im Hintergrund ragen die Berge vor einem blauen Himmel auf. Doch hinter der Fassade dieser scheinbaren Idylle geht es um Macht und Geld. In seinem Roman Bavarese* schildert Leo Reisinger die Ereignisse anhand unterschiedlicher Handlungspersonen, die am Münchner Großmarkt, in der Gastronomie sowie der Politik agieren. Er berichtet von dem enormen Konkurrenzdruck, unter dem die Obst- und Gemüselieferanten stehen: Sie müssen bei den Standhändlern gute Preise aushandeln, um bestehen zu können, und die Kunden mit den üblichen Schmiergeldzahlungen bei Laune halten, wobei nicht selten mit der Ware auch Kokain an einige Küchenchefs geliefert wird.
Der Autor erzählt in seinem Roman die Geschichte zweier junger Menschen, die ihren Weg erst noch finden müssen. Sepko ist in Lene verliebt und unterstützt sie, wo es für ihn möglich ist. Doch auch der smarte Gastronom Pfeiffer hat ein Auge auf die attraktive junge Frau geworfen, und Lene ist hin- und hergerissen, denn ihr gefällt natürlich der elegante Lebensstil, den ihr nur Pfeiffer bieten kann. Wird am Ende doch die Liebe siegen?
Der von Leo Reisinger in einem angenehmen Schreibstil verfasste Roman Bavarese* ist spannend wie ein Krimi. Durch ständige Wendungen im Geschehen und den geschickten Wechseln zwischen den Erlebnissen verschiedener Handlungspersonen gelingt es dem Autor, die Neugier des Lesers am weiteren Verlauf der Handlung zu wecken. Am Ende ergibt sich für den Leser ein Bild von Bayern, in dem die „Amigos“ nicht nur in der Politik anzutreffen sind, sondern überall im Alltag der Menschen ihr Unwesen treiben.