Im zweiten Band „Café Hoffnung“ der dreiteiligen Sylt-Saga können Brit und Olaf Rensing mit der Entwicklung von Café König Augustin zufrieden sein. Sorgen machen sie sich lediglich um ihre Tochter Kari, die kein Interesse an dem Unternehmen zeigt und stattdessen ein ausschweifendes Partyleben genießt. Als Mike Heiser, Deutschlands berühmtester Modedesigner, wieder zu einer Party in sein von Sicherheitsleuten bewachtes Anwesen auf Sylt einlädt, bringt sie Hans-Josef Keller mit, einen Schwarzen, der von einem deutschen Ehepaar adoptiert wurde. Hajo, wie er von allen genannt wird, ist Geschäftsführer des Cafés und in die Tochter seines Chefs Olaf Rensing verliebt.
Mike Heiser, der auf die Zusage einer geplanten Fernsehshow hofft, sieht seine diesbezüglichen Chancen schwinden, sollte seine Homosexualität bekannt werden. Kari, die von seiner Liebe zu seinem Geschäftsführer Julian Haarbeck weiß, unterbreitet ihm nach der Party ein Angebot: Zum Schein wird sie ihn heiraten, was die in der Öffentlichkeit kursierenden Gerüchte sicher zum Stillschweigen bringen wird, und im Gegenzug darf sie in seinem großzügigen Haus wohnen, womit sie die lästigen Bemerkungen ihrer Eltern bezüglich ihres zügellosen Lebens nicht mehr ertragen muss. Mike ist über dieses großzügige Angebot erfreut und schon bald wird Verlobung gefeiert. Doch erst nach der Eheschließung stellt Kari fest, dass die Party bei Mike, auf der sie aufgrund der konsumierten Drogen einen Filmriss hatte, nicht ohne Folgen blieb.
Für das Verständnis des Romans „Café Hoffnung“ muss man den ersten Band „Fräulein Wunder“ nicht gelesen haben. Wer ihn aber kennt, wird von Gisa Pauly nach und nach wieder an alle darin vorkommenden Sorgen, Nöte und Probleme erinnert. Auch die Protagonisten sind ihm nicht fremd: Hasso, der Bruder von Brit, sorgt sich mit seiner Ehefrau Halina in Riekenbüren um den spielsüchtigen Sohn Dennis und Tochter Nicole, die lediglich eine Sonderschule besucht hat. Dank ihres Onkels Olaf Rensing hat sie eine Anstellung im Büro einer von ihm ins Leben gerufenen Stiftung bekommen, die jungen Müttern Hilfe bietet. Brits alter Freundin Ronny Wimmer, der Brit so viel zu verdanken hat, hat Olaf die Leitung übertragen. Und der nach einem Schiffsunglück von vielen totgeglaubte Arne hat als Florian Aldenhof ein neues Leben begonnen, indem er mit Carsten Tovar in Hamburg das für seine Diskretion berühmte Lokal Carar gegründet hat.
Die Geschehnisse in dem von Olaf und Brit geführten Café König, ihrer Eltern in Riekenbüren sowie ihrer Tochter Kari in deren neuen Zuhause bei dem Modedesigner Mike Heiser, und natürlich auch die Entwicklungen bei Arne, Brits großer Liebe, biologischer Vater von Kari und Ehemann von Linda, werden von der Autorin im Wechsel erzählt, wobei die Verwicklungen im Handlungsverlauf zunehmen. Da Gisa Pauly die meisten, sich anbahnenden Katastrophen schon frühzeitig kurz erwähnt, sind sie für den Leser vorhersehbar, womit er aber nicht das Interesse am Fortgang der Handlung verliert. Das gilt umso mehr, da auch noch überraschende Entwicklungen auf ihn warten und er mehr weiß als die Handlungspersonen, die vielfach falsche Schlüsse aus zufällig belauschten Gesprächen ziehen. Auf gekonnte Weise versteht es die Autorin, dass ihre Protagonisten durchaus Grund zu der Annahme haben, den richtigen Durchblick zu haben. Der Leser, der es besser weiß, blickt ungeduldig der jeweiligen Aufklärung entgegen. Auf die weitere Entwicklung im Café König Augustin darf man gespannt sein, wenn im März 2023 der letzte Band der Sylt-Saga erscheint.
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