Im ersten Band Fräulein Wunder* der dreiteiligen Sylt-Saga von Gisa Pauly sind Brit und Arne im Jahr 1959 die Hauptpersonen: Die sechzehnjährige Brit lebt mit ihrem Bruder Hasso bei ihren Eltern Edward und Frida Heflik in Riekenbüren, wo der Vater eine Schreinerei betreibt. Hasso, der möglichst Marga, die Tochter von Bauer Jonker, heiraten soll, liebt jedoch Halina Mersel, die mit ihrer aus der Sowjetunion geflüchteten Familie in einem Haus auf der Wiese der Hefliks zur Miete wohnt. Als zweites Standbein plant Edward dort einen Campingplatz zu errichten. Brit, von vielen „Fräulein Wunder“ genannt, freut sich auf das von der Handelsschule ausgerichtete Zeltlager auf Sylt.
Knut Augustin, ein reicher Hotelbesitzer, plant mit seinem Freund Robert König, ein Café mit einem darüberliegenden Hotel auf Sylt zu eröffnen. Knut hat beschlossen, dass sein Sohn Arne auf Sylt ins Hotelfach eingeführt werden soll, der allerdings aufgrund seiner Herkunft keine Sonderbehandlung wünscht. Er wohnt bei seiner armen Tante Ava Düseler, stellt sich überall als Arne Düseler vor und freundet sich mit Carsten Tovar an. Unweigerlich trifft er auf der Insel auch auf Romy und ihre Freundin Brit, in die er sich verliebt. Um den strengen Augen der wachsamen Erzieher zu entgehen, erpresst Brit ihre Lehrerin, was ihr nächtliche Zusammenkünfte mit Arne ermöglicht.
Schweren Herzens nehmen Arne und Brit voneinander Abschied, nicht, ohne sich noch einmal ihrer gegenseitigen Liebe zu versichern und Arnes Versprechen, Brit so schnell als möglich zu sich zu holen und zu heiraten. Doch wie sich herausstellt, blieb für die inzwischen Siebzehnjährige die Liaison nicht ohne Folgen. Edward Heflik, der ein Bürgermeisteramt anstrebt, kann sich eine Tochter mit einem unehelichen Kind und dem Gerede der Leute nicht leisten. Da kommt ihm ein Besuch von Knut Augustin gerade recht, der seinen Sohn Arne am liebsten mit Linda, der Tochter seines Freundes Robert König, verheiraten würde. Er bietet der Familie eine hohe Geldsumme an, verlangt im Gegenzug Stillschweigen und dass das Kind nach der Geburt zur Adoption freigegeben wird.
Wer bereits beim Lesen des Klappentextes, in dem von Arne und Brit sowie der Folge ihrer Begegnung auf Sylt berichtet wird, glaubt, dass es sich bei dem ersten Band der Saga um einen trivialen Roman handelt, wird bei der Lektüre eines Besseren belehrt. Gisa Pauly gibt nicht nur Wissenswertes über die bei vielen Deutschen und besonders auch von Prominenten beliebte nordfriesische Insel zum Besten, sondern hat an vielen Textstellen den Zeitgeist in die Geschichte einfließen lassen, so dass sich der Leser zum einen gedanklich auf einem von Wasser umgebenden Land wähnt und zum anderen in die Zeit des Wirtschaftswunders versetzt fühlt.
Die Autorin hat in ihrer in lebendig gehaltenem Schreibstil verfassten Saga deutlich das seinerzeit vorherrschende Spießbürgertum herausgearbeitet, bei dem das Ansehen in der Nachbarschaft an erster Stelle stand. Um nicht in Ungnade zu fallen, waren selbst Lügen erlaubt, der Zweck heiligte die Mittel. Gisa Pauly zaubert immer wieder neue Verwicklungen aus dem Hut, die Ereignisse überschlagen sich und ihre Leser, die auf den Fortgang der Handlung gespannt sind, lässt sie zappeln. Nicht selten hält man den Atem an und leidet mit den Protagonisten, die immer wieder vor neuen Herausforderungen oder Schicksalsschlägen stehen. Die Autorin versteht es ohne Zweifel, den Leser hinzuhalten, ohne dass der Spannungsbogen darunter leidet, und nun muss er sich auch noch gedulden, bis im Herbst der zweite und im nächsten Frühjahr der dritte Band erscheint!