Atlas des Feierns

Atlas des FeiernsAuf der ganzen Welt feiern die Menschen zu jeder sich bietenden Gelegenheit: Sei es ein Geburtstag, die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit und selbst der Tod wird in einigen Kulturen gefeiert. Dazu gesellen sich besondere Tage im Jahresverlauf. Der „Atlas des Feierns“ gibt „inspirierende Einblicke rund um die Welt“, wobei es einleuchtet, dass es in punkto Feiern weltweit erhebliche Unterschiede gibt. Erstaunliches bietet das Buch gleich zu Anfang, indem es zu einem Geschenk zum Geburtstag von einer Badewanne aus massivem Gold zu berichten weiß. Die Aufzählung über die Grenzen hinweg bekannter Geburtstagslieder überrascht mit der Aussage, dass ausgerechnet das bekannteste gar nicht als Hoch auf einen Geburtstag gedacht war!

Beim Thema Geburt geht es um die unterschiedlichsten Riten und Bräuche zur Ankündigung eines neuen Erdenbürgers. Überall wird der erste Schultag sowie die diversen Stationen des Erwachsenwerdens gefeiert, wobei andere Kulturen die männlichen Nachkommen bereits vor ihrem zwölften Lebensjahr auf ihre spätere Rolle als Ehegatte vorbereiten, was nicht immer ohne Schmerzen für die Jungen über die Bühne geht. Andernorts wird für die Mädchen zu ihrem fünfzehnten Geburtstag traditionell ein großes Fest veranstaltet. Fast schon kompliziert wird es bei einer Feier zur Volljährigkeit, denn längst findet diese nicht zwangsweise an dem Tag des eigentlichen Geburtstags statt, und was noch mehr erstaunt: Die Zeitrechnung beginnt nicht bei allen Völkern mit der Geburt! Was allen Religionen und Kulturen wiederum gemein ist, ist der ehrfürchtige Umgang mit dem Leichnam vor der Beisetzung, die unterschiedlichster Art sein kann und mitunter ein grausames Ritual wie die freiwillige Amputation eines Teiles des Fingers zur Folge haben kann. Der Atlas zeigt die Bedeutung des Tanzes sowohl innerhalb der Gemeinschaft, als auch für die Tanzenden selbst auf.

Nach Monaten unterteilt geht es weiter mit Festen im Jahresverlauf: Wenn bei uns ein Feuerwerk ein neues Jahr ankündigt, liefern sich die Menschen beispielsweise anderswo eine Wasserschlacht. Karneval wird auf vielen Kontinenten mit oftmals aufwändigen Kostümierungen gefeiert. Muslimen ist das Opferfest und der Fastenmonat Ramadan wichtig, während unsere Kultur das Osterfest hervorhebt. Gefeiert wird zur Sommer- wie zur Wintersonnenwende, und genauso wie Mittsommer nicht nur in den nordischen Ländern gefeiert wird, gibt es nicht nur beim Oktoberfest in München eine Schweinshaxe, Sauerkraut und Bier, obwohl sich die Wiesn rühmen darf, das größte Volksfest der Welt zu sein.

„Der Atlas des Feierns“ gibt Antworten auf die Fragen, warum wir überhaupt ein Fest besuchen wollen. Was geschieht im Körper eines feiernden Menschen, was, wenn er Musik hört und was, wenn er tanzt? Denn schenkt man den Ausführungen im Buch Glauben, wirkt Tanzen sogar Demenz und Alzheimer entgegen. Für das Glück und das Wohlbefinden eines Menschen ist es also ungemein wichtig zu feiern. Der Leser erfährt unter anderem, worauf der in Dublin abgehaltene Bloomsday zurückzuführen ist, wie und seit wann Halloween bei uns erst populär wurde und er bekommt eine Menge Hintergrundinformationen zu allen angesprochenen Fest- und Feiertagen, wie dem weltweiten Frauentag oder der Sommersonnenwende. Thematisiert wird unter anderem auch das bei uns kaum bekannte chinesische Drachenbootfest Naadam der mongolischen Nomaden, und gelegentlich handelt es sich auch um Feste, die einen traurigen Ursprung haben wie die bis ins Jahr 1817 von einem Glockenturm geworfenen Katzen oder die nach einem Erdbeben in Japan ins Leben gerufene Feier zum Gedenken an die Opfer.

Das im „Atlas des Feierns“, an dem eine Reihe von Autoren mitgewirkt haben, erwähnte betäubungslose Schächten ist in Deutschland nicht untersagt, wenngleich es bei unerlaubter Anwendung unter Strafe gestellt ist. Es bedarf vielmehr einer Ausnahmegenehmigung. Doch wird sich kaum ein Leser an dieser Darlegung stören. Ihn veranlassen vielmehr die zahlreichen, verstreut eingesetzten Sprüche zum Schmunzeln. Für verblüffende Überraschungen sorgen Sitten anderer Kulturen, wie die, dass eine Hochzeit bei ihnen erst mit einem ersten Kind als besiegelt gilt. Großformatige, die Gefühlswelt widerspiegelnde Farbfotos der dargestellten Personen runden das ganz aktuelle Werk ab, das selbst schon den traurigen Tod vom 8. September 2022 von Queen Elizabeth II zum Inhalt hat.

Atlas des Feierns

Atlas des Feierns
Kunth Verlag 2022
Hardcover
304 Seiten
ISBN 978-3-96965-093-6

Bildquelle: MairDumont
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