Kuriose Geschichten und alltägliche Herausforderungen im Taxi
In Der Japaner im Kofferraum* nimmt uns Frank Fischer mit auf eine humorvolle und zugleich informative Reise durch den Alltag eines Taxifahrers. Aus der Perspektive des Fahrers erfahren wir, welche kleinen Dramen sich auf den Straßen abspielen: Das Wechselgeld ist nie passend, der perfekte Tankzeitpunkt wurde wieder einmal verpasst, die benötigte Seite im Straßenatlas fehlt – und natürlich ist der Bahnübergang gesperrt, sobald man sich für diesen Weg entschieden hat.
Typen von Fahrgästen und Eigenheiten von Kollegen
Fischer listet die unterschiedlichen Fahrgast-Typen auf – vom Dauernörgler bis zum stillen Genießer – und beleuchtet auch die Charaktere seiner Kollegen. Besonders hervorgehoben werden die Vorzüge von Stammkunden und Geschäftsreisenden, bei denen der Fahrverlauf meist klar und angenehm ist.
Historische Fakten und rechtliche Grundlagen
Spannend wird es, wenn der Autor von der Geschichte der Berliner Sänften berichtet oder erklärt, wie das Taxameter Einzug in den Berufsalltag hielt. Auch rechtliche Aspekte werden aufgegriffen: So gibt es im sogenannten Pflichtfahrgebiet festgelegte Preise, während bei Fernfahrten frei verhandelt werden kann. Und: Taxifahrer unterliegen einer gesetzlichen Beförderungspflicht.
Kuriositäten und wenig bekannte Fakten
Wussten Sie, dass ein Taxifahrer Hunde nicht mitnehmen muss – einen Blindenhund allerdings schon? Oder dass Fahrer von der Anschnallpflicht befreit sind und allein der Fahrgast entscheidet, ob Fenster geöffnet oder das Radio lauter gestellt wird? Zudem drohen Bußgelder, wenn Stadtplan oder Quittungsblock fehlen oder die Kleidung nicht „ordnungsgemäß“ ist. Aber was bedeutet das überhaupt – ein schwarzer Anzug?
Trinkgeldgeber, Prüfungen und Preisunterschiede
Der Leser erfährt, dass britische Banker als besonders spendabel gelten und manche Fahrgäste mehr preisgeben, als der eigene Ehepartner weiß. Der ADAC testete 2008 die Qualität von Taxifahrten, wobei große regionale Preisunterschiede auffielen: Eine 5-km-Fahrt kostete im Frühjahr 2010 in Erfurt 8,55 €, in Karlsruhe hingegen satte 12,30 €.
Besonders faszinierend sind die Anforderungen an Taxifahrer weltweit: Während in Deutschland ein sogenannter Taxi-Schein verlangt wird, dauert die Vorbereitung auf die Prüfung in London ganze drei Jahre – zum Auswendiglernen von über 25.000 Straßen und 320 Standardrouten.
Persönliche Erfahrungen und ein Leben hinterm Steuer
Frank Fischer fährt seit 1984 Taxi – ursprünglich, um sein Soziologiestudium zu finanzieren, doch geblieben ist er aus Überzeugung. Als Selbstständiger schätzt er vor allem die flexible Zeiteinteilung. Trotz mancher Herausforderungen – ob finanzieller Natur oder im Umgang mit schwierigen Kunden – sieht er klare Vorteile in seinem Beruf. Prominente Persönlichkeiten sind dabei ebenso Teil seiner Fahrten wie berührende Alltagsgeschichten. Er ist überzeugt: Was er in der Praxis erlebt, ersetzt so manche theoretische Vorlesung.
Fazit: Wer selbst überlegt, den Taxi-Schein zu erwerben, oder einfach Interesse an der Welt auf dem Rücksitz hat, sollte Der Japaner im Kofferraum* nicht im Bücherregal verstauben lassen!
Der Japaner im Kofferraum von Frank Fischer
Knaur Verlag 2011
Taschenbuch
208 Seiten
ISBN 978-3-426-78355-9