Tagsüber dieses strahlende Blau von Stefan Mühldorfer

Tagsüber dieses strahlende BlauIn „Tagsüber dieses strahlende Blau“ von Stefan Mühldorfer sind der Ich-Erzähler und die Hauptfigur identisch. Der 37-jährige Versicherungsmakler Robert Ames ist seit 11 Jahren mit Kala verheiratet. Er wacht morgens in seinem Haus in Kanada auf und denkt an seinen bevorstehenden Arbeitstag im Büro und an seinen Chef. Obwohl er nicht zum Mitwisser werden wollte, hat ihm sein Chef anvertraut, dass er seine Frau betrügt. Mit diesen Gedanken macht sich Robert auf den Weg zur Arbeit und denkt auch an die ersten Treffen mit seiner Frau Kala. Im Büro wird er von seiner Kollegin Glandis in ein Gespräch über ihre gescheiterte Beziehung verwickelt und er weiß auch im Hinblick auf seine eigene nicht, was richtig und was falsch ist. Zunächst tröstet er sich mit dem Gedanken, dass nichts ewig dauert, auch das Unglück nicht.

Als er einen Termin bei den Rutherfords wahrnehmen muss, lässt er sich noch zu einem kurzen Fußballmatch hinreißen. Dabei verletzt er ausgerechnet den Sohn der Rutherfords und bringt ihn gleich mit zu seinem geschäftlichen Treffen bei den Eltern. Zu seiner Verwirrung sieht er in Janet Rutherford eine Frau, die er aus High-School-Zeiten kennt. Sie erzeugt in ihm augenblicklich ein permanentes inneres Glühen und prickelnde Erregung. Er will nach diesem Termin nicht sofort ins Büro zurück und geht in ein Lokal, wo die nächste Überraschung auf ihn wartet. Er trifft dort seine Ehefrau mit einem anderen Mann an! Er sieht Klärungsbedarf und hat schon jetzt das Gefühl, genau das Falsche zu tun. Er ahnt, dass das eine Geschichte ist, die erst am Ende ihren Anfang preisgibt und unterstellt seiner Frau, dass sie etwas mit dem anderen Mann hat.

Robert denkt an seine früheren Liebschaften und den Seitensprung mit Viola. Er wollte eigentlich nur mit ihr im Bett landen, doch hat ihn seine Manneskraft im Stich gelassen. Jetzt will er seine harten Worte gegen Kala wieder gut machen, kauft für sie Dessous, die sie kaum beachtet. Sie will, anstatt mit ihm zur geplanten Feier seines Chefs zu gehen, lieber zu ihren Eltern, um Abstand zu gewinnen. Er benutzt ein Geschenk für den Sohn von Rutherford als Vorwand für einen neuerlichen Besuch bei Janet und muss sich, als er ihr gegenüber sitzt, bemühen, nicht dort hinzuschauen, wo er gerne hinschauen möchte. Aber er vermisst auch Kala und hat das Bedürfnis nach ihrer Nähe und Versöhnung. Alles scheint Robert zu entgleiten und hin und her gerissen fährt er mit seiner Kollegin Glandis zur Feier des Chefs.

Stefan Mühldorfer beschreibt in „Tagsüber dieses strahlende Blau“ nur einen einzigen Tag im Leben von Robert Ames, der dennoch so vieles verändert. Indem er die Geschichte vom Protagonisten selbst erzählen lässt, ist sie subjektiv von seinen Eindrücken gefärbt und der Leser erfährt nichts von den Gedanken der anderen Figuren. Der Roman besteht zum großen Teil aus Überlegungen, die sich Robert zu seinen früheren Beziehungen und seiner Ehe mit Kala macht und wie alles mit ihr anfing. Er stellt fest, dass die Geschehnisse ohne sein Dazutun ihren Lauf nehmen und fragt sich, ob es für irgendetwas jemals zu spät sein kann. Wann hat er zuletzt auf seine innere Stimme gehört? Gesteht er sich seine eigenen Interessen ein? Hat er sich seine Wirklichkeit immer nur zurecht gebogen? Mit viel Fingerspitzengefühl hat Stefan Mühldorfer in „Tagsüber dieses strahlende Blau“ ein sensibles Thema sehr gut und fesselnd umgesetzt!

Tagsüber dieses strahlende Blau von Stefan Mühldorfer

Tagsüber dieses strahlende Blau
dtv 2011
Taschenbuch
238 Seiten
ISBN 978-3-423-13964-9

Bildquelle: dtv
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