Jahre des Donners von Hannsdieter Loy

Mein Leben mit dem Starfighter!

Jahre des DonnersIn dem Buch „Jahre des Donners – Mein Leben mit dem Starfighter“ hat Hannsdieter Loy seine eigenen Erfahrungen und die seiner Fliegerkameraden mit dem Kampfflugzeug niedergeschrieben. Die vielen Abstürze mit der F-104G, die liebevoll nur Hundertvier genannt wurde, führt er u.a. darauf zurück, dass die Maschinen immer ungeschützt im Freien standen und die Feuchtigkeit so die empfindliche Elektronik angreifen konnte. Allein 1965 gab es 26 Abstürze, die 17 Piloten das Leben gekostet hat. Der Autor selbst hat so vierzig seiner Kameraden zu Grabe getragen. Erst mit dem Bau von Sheltern (Flugzeuggaragen) sank die Unfallrate. An dem herrschenden Mangel von geeignetem Fachpersonal und dem stagnierenden Erfahrungsstand der Piloten änderte das freilich nichts. Der sich daraus ergebende Teufelskreis wäre nach Meinung des Autors mit jedem anderen Flugzeugtyp auch entstanden.

Der Starfighter konnte in weniger als fünf Minuten aus dem Stand auf mehr als die doppelte Schallgeschwindigkeit beschleunigen. Für einen Piloten war er damit in der Startphase schneller, als sein eigenes Gehirn denken konnte. Trotz der Gefahren hätten alle Piloten die Hundertvier gerne geflogen. Der Autor erinnert sich neben vielen anderen bewegenden Schicksalen auch an den letzten Flug eines Freundes, der in ein sehr heftiges Gewitter gekommen ist. Ein unglaubliches Zusammentreffen von Zufällen hat zum Absturz geführt. Und obwohl sich der Pilot noch mit dem Schleudersitz retten konnte, ist er letztlich in der Nordsee ertrunken. Einem anderen Kameraden hat ein Vogel sogar das schusssichere Panzerglas zerschlagen und es galt nur noch, Nürnberg zu retten, worauf die Maschine zusteuerte. Diese Sorge galt auch einmal einer Innenstadt in Nordnorwegen, als wahrscheinlich giftige Gase zum Bewusstseinsverlust des Piloten geführt haben. Ein anderer Fall belegt, dass ein mit dem Schleudersitz ausgestiegener Pilot auf dem Weg zum Boden von eben diesem Schleudersitz eingeholt wurde und dabei schlimmste Gesichtsverletzungen davongetragen hat.

Hannsdieter Loy berichtet von seiner eigenen Ausbildung, dem Berufsleben der Soldaten und den harten Trainingsprogrammen, die das Überleben im Ernstfall garantieren sollten. Dazu gehörte beispielsweise auch das lautlose Durchtrennen einer Kehle und oberste Devise war stets, dass man unsichtbar bleiben musste. Er beschreibt die Regelmechanismen, die in Gang gesetzt werden, wenn ein Nachbrennerausfall zu beklagen ist. Dann heißt es nämlich „Startabbruch“ und der Flieger muss mittels Fanghakenhebel wie auf einem Flugzeugträger gestoppt werden, um nicht über die Landebahn hinauszuschießen. Blinkt die Feuerwarnlampe, schaltet der Pilot auf 100% Sauerstoff und überprüft, ob er den Sicherungsstift für den Schleudersitz gezogen hat. Diese Situationen sind natürlich brenzlig und lassen den Adrenalinspiegel steigen. Trotzdem gilt das ungeschriebene Gesetz, dass gerade nach einem Unfall sofort wieder ins Flugzeug gestiegen werden muss!

Es darf auch nicht vergessen werden, dass der Starfighter eigentlich ein Atombomber war. In fünf Jagdbombergeschwadern standen rund um die Uhr je sechs von ihnen voll getankt und vorgewärmt bereit. Sie hätten innerhalb einer Viertelstunde abheben können.

Wenn Hannsdieter Loy in „Jahre des Donners“ die letzten Minuten im Leben seiner Fliegerkameraden schildert, muss er sich dabei verständlicherweise auf die Rekonstruktion der Unglücke bezogen haben. Die letzten Gedanken der unmittelbar dem Tod ins Auge sehenden Piloten kann er nur erahnen und mit seiner Phantasie geschmückt haben. So ist das Buch an den entsprechenden Stellen spannend wie ein Roman geschrieben. An anderer Stelle wieder sachlich und nüchtern und zuweilen auch mit einem ironischen Unterton versehen. Ergänzend findet der Leser einige beeindruckende Farbfotos auf Hochglanzpapier vom Starfighter in der Luft. Da es sich bei den Starfighter-Piloten durchweg um Männer mit eisernen Nerven gehandelt hat, sind einige Passagen des Buches für sanfte Gemüter weniger geeignet. Hannsdieter Loy legt mit „Jahre des Donners“ ein an Informationen umfangreiches und spannendes Zeitzeugnis ab, das den Leser in seinen Bann zieht.

Jahre des Donners von Hannsdieter Loy

Jahre des Donners
Rosenheimer Verlagshaus 2011
Gebundene Ausgabe
224 Seiten
ISBN 978-3-475-54088-2

Bildquelle: Rosenheimer Verlagshaus
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