Träume in der Morgenstille von Ulrich Brinkhoff

Träume in der MorgenstilleDer amtierende Außenminister ist jeweils Leiter des Auswärtigen Amtes. Aktuell umfasst das Stammpersonal 6750 Stellen, die die deutschen Interessen in der Welt vertreten. Ulrich Brinkhoff, Autor des Buches „Träume in der Morgenstille“, war als Mitarbeiter zehn Jahre für dieses Amt tätig. Im Jahr 2011 macht er sich als 72-jähriger mit seiner Ehefrau Monika nach Südkorea auf, wo er in Seoul eingesetzt war. Er findet heute eine ihm fremde Welt vor und kann das Hotel, an dem viele alte Erinnerungen hängen, kaum ausmachen.

Als Ulrich Brinkhoff im Jahr 1964 nach Korea kam und vorerst weder ein Auto, noch eine Wohnung besaß, lernte er die erst 18-jährige Schülerin Kim Hyung-Sook kennen. So wie er selbst in die Wirren des 2. Weltkrieges geboren wurde, wuchs auch sie als Kind während des Korea-Krieges auf. Als er sie in einem Gespräch mit einem amerikanischen Soldaten sah, war er unsicher, ob sie eine Spionin sein könnte, worüber er natürlich seinen Vorgesetzten hätte informieren müssen. Doch erwies sich sein Verdacht zum Glück als unbegründet.

Weiterhin schreibt er, wie er beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 1965 Hilfe leistete und wie er eine gefährliche Brücke über Eisenbahnschwellen überqueren musste, da ein Abrutschen zwischen den Bahnschwellen im Hochwasser führenden Fluss geendet hätte. In einem Schreiben an die Botschaft hat er sich darüber beschwert, dass es weder Frischmilch, noch frisches Obst oder Gemüse gibt und noch nicht einmal ein vernünftiges Lebensmittelgeschäft.

Ulrich Brinkhoff berichtet von einem „grausamen Schicksalsschlag“, dem seine geliebte Soo, wie er sie nur noch nennt, zum Opfer fiel. Er erinnert sich an die gefährliche Brandung an der Ostküste aus eigener leidvoller Erfahrung und endet in dem Buch schließlich damit, dass er einen Versetzungsantrag gestellt hat. Der wurde auch bewilligt und noch vor dem gemeinsamen Umzug nach Saigon hat er Soo geheiratet. Leider, so erfährt der Leser, ist dieses Glück nicht von langer Dauer geblieben, da die junge Frau durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam.

Wer das Buch „Träume in der Morgenstille“ in den Händen hält und schon auf dem Cover liest, dass es von der Zeit 1964/65 in Korea handelt, mag sich fragen, was daran so interessant sein kann. Denn dieser für die meisten Menschen fremde Teil der Erde ist weit weg und ein Flug von Deutschland dauert rund zehn Stunden. Doch schon auf den ersten Seiten vermag Ulrich Brinkhoff mit seinen Erinnerungen den Leser mit interessanten Dingen an das Buch zu fesseln. So nimmt man verblüfft zur Kenntnis, dass in Korea allein schon der Name ausschlaggebend ist, wen man heiraten darf. Oder wer wäre bei uns auf den Gedanken gekommen, eine Tomate zu zuckern, anstatt zu salzen? Selbst ein Besuch in einem Hallenschwimmbad in Korea wartet für uns Europäer mit einer Überraschung auf. Wer über die teilweise gehäuften Fehler hinwegsehen kann, die ein gutes Korrektorat vermieden hätte, wird den mit vielen Fotos dokumentierten Erlebnisbericht gerne lesen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass das Buch mit der Versetzung des Autors nach Vietnam endet, denn die weiteren Erinnerungen wären für den Leser sicher auch interessant gewesen und hätten ihn in „Träume in der Morgenstille“ versetzen können.

Träume in der Morgenstille von Ulrich Brinkhoff

Träume in der Morgenstille
agenda Verlag 2013
Broschur
154 Seiten
ISBN 978-3-89688-504-3

Bildquelle: agenda Verlag
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