Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam von Astrid Fritz

Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kamAktuell dreht sich die politische Diskussion um die Frage einer Mautgebühr auf bundesdeutschen Autobahnen. Im Mittelalter war es üblich, dass für die Benutzung von Straßen und Wasserwegen ein Wegezoll entrichtet werden musste und wer Einlass in eine Stadt begehrte, wurde am Stadttor zur Kasse gebeten. So belasten diese Gebühren auch den jungen Jakob in dem Buch „Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam“ von Astrid Fritz, der sich schon seit frühester Kindheit mit Diebstählen durchs Leben schlagen muss.

Nach einer geglückten Flucht aus Freiburg erreicht er im Jahr 1538 kurz vor Weihnachten Straßburg. Dort beobachtet er einen Trauerzug für den verstorbenen 17-jährigen Sohn des Schneiders Gervasius und nutzt, vom Hunger getrieben, die Gelegenheit für einen Einbruch in dessen Haus. Als er sich satt gegessen und von dem duftenden Wein getrunken hat, schläft er jedoch erschöpft ein und wird so von der heimkehrenden Familie entdeckt, die ihn den Scharwächtern übergibt. Einzig die 14-jährige Tochter Johanna hat Mitleid mit ihm.

Nachdem Jakob sich auch aus den Fängen der Wächter befreien kann, plagt ihn sein Gewissen. Immerhin hat er Johannas kleinen Geschwistern Gysel und Jeckli die einzigen Zuckerkringel und Bruchstücke vom Honigkuchen weg gegessen, die für das Weihnachtsfest vorgesehen waren und Johanna hat ihm geholfen, was für ihn völlig unverständlich war. Als die Familie sich am Heiligen Abend in die Kirche begibt, will er ihnen eine Freude bereiten.

Bei dem Buch „Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam“ von Astrid Fritz handelt es sich um eine historische Weihnachtsgeschichte, die sich in der bevorstehenden Adventszeit sicher gut als Einstimmung auf das Weihnachtsfest eignet. Bei der Tatsache, dass sich Weihnachtsbäume heute bei Millionen Menschen in der ganzen Welt großer Beliebtheit erfreuen, hat sich die Autorin Überlieferungen und geschichtlicher Dokumente bedient. Um dem Roman eine Authentizität zu verleihen, hat sie den handelnden Personen im Mittelalter übliche Namen gegeben und auch bei anderen Ausdrücken darauf geachtet, den Leser gedanklich in diese Zeit zu versetzen. Die Namensgebung einer Hübschlerin für eine Prostituierte ist Lesern aus historischen Romanen geläufig und auch der Beruf des Zuckerbäckers ist jedem sofort verständlich. Anders verhält es sich da schon mit dem Scharwächter, der eher Germanisten wie der Autorin bekannt sein dürfte. Der „Scharwather“, ein Begriff aus dem Mittelhochdeutschen, war als Nachtwächter in mittelalterlichen Städten für den Wachdienst zuständig.

Die erwähnte Kirche „Alt Sankt Peter“ in Straßburg gibt es tatsächlich und eine erste Erwähnung hat sie bereits im 12. Jahrhundert erfahren. Auch die „Lange Bruck“, eine Holzbrücke, die über den Rhein von Straßburg nach Kehl führte, wurde von der Stadt Straßburg bereits im Jahr 1388 errichtet. Sogar der Buchdrucker Johannes Schott hat zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelebt, was von umfangreichen Recherchen der Autorin zeugt. Der von Jakob begangene Einbruch ist natürlich nicht zur Nachahmung zu empfehlen, auch wenn der in seinem Fall einen glücklichen Ausgang genommen hat. Wer es sich für ein paar besinnliche Stunden auf dem Sofa gemütlich machen will, liegt mit dieser Weihnachtsgeschichte richtig, die darüber hinaus sehr schöne Illustrationen von Andrea Offermann enthält.

Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam von Astrid Fritz

Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam
Kindler Verlag 2013
Hardcover
128 Seiten
ISBN 978-3-463-40645-9

Bildquelle: Kindler Verlag
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