Ella Brandt ist mit dem Zug auf dem Weg in die Dunenburg-Klinik auf Juist. Mit drei Jobs war sie völlig überlastet, was in einem Burnout endete. Drei Operationen sowie eine Trennung von ihrem Freund Marty hat sie hinter sich, fühlt sich nur mehr als menschliches Wrack und setzt alle Hoffnungen auf die vier Wochen Klinikaufenthalt. Als sie der Kutscher Berno Hansen bei der Ankunft in der Klinik mit den Worten verabschiedet, gut auf sich acht zu geben und zu ihm zu kommen, wenn etwas sein sollte, misst sie dem noch keine Bedeutung zu.
Rita Kalo nimmt Ella in Empfang, der von ihr wenig Freundlichkeit entgegen gebracht wird. Vom leitenden Psychologen Boris Seitz und dem Direktor Dr. Carl Rottmann hat sich Ella viel versprochen, doch besteht deren Therapie in der großzügigen Verabreichung von Psychopharmaka. Ihren persönlichen Therapeuten Jens Schefer möchte sie schnell wechseln und Masseur Rudi Elmer ebenfalls, der sie offensichtlich nur begrapschen will.
Eines Tages wird die Patientin Mascha tot aufgefunden und Hauptkommissarin Deike Coordes nimmt mit ihrem Kollege Jan Albers die Ermittlungen auf. Als mit Susan Mayfeldt eine zweite Tote zu beklagen ist, sucht Ella nach Gemeinsamkeiten und einem Mordmotiv: Der Masseur Rudi Elmer wollte eventuell seine Übergriffe vertuschen und Jens Schefer könnte aus verschmähter Liebe zu Susan Mayfeldt gehandelt haben. Aber auch die Mitbewohnerin Daniela Karst, die Ella für eine Psychopatin hält, scheint ihr ebenso verdächtig wie der verheiratete Julian, der ein Verhältnis mit Mascha hatte und schnell abgereist ist.
Ella weiß nicht, ob sie an Verfolgungswahn leidet, denn immer wieder sieht sie Schatten, ihr Zimmer wird verwüstet und ihr Handy kommt abhanden. Sie weiß nicht, ob sie dem barfüßigen Lysander Falk trauen kann, den ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit zu umgeben scheint. Doch als beide Daniela Karst von einem „Katadingsda“ faseln hören, bleibt Ella keine Wahl.
Alice Spogis lässt den Thriller „Burnout – für immer auskuriert“ überwiegend von der Protagonistin in der Ich-Form erzählen, womit sie natürlich dem Leser nicht mehr als ihre Sicht der Dinge verrät. Als die Autorin kurz in einen Erzählstil wechselt, gibt sie dem Leser Rätsel auf, dem noch nicht klar ist, mit wem Mascha spricht. Wenn auch der Prolog einem Thriller alle Ehre macht, so kommt doch das Grauen „auf leisen Sohlen“ und die Spannung steigt erst allmählich und kontinuierlich an. So schlecht es Ella auch geht, so lassen ihre Gedanken eine gehörige Portion Ironie nicht vermissen. Außerdem lehnt sie die verordneten Psychopharmaka ab, mit denen die Ärzte schnell zur Hand sind und stellt fest, dass manche Menschen bereit sind, „sich für Peanuts zu prostituieren“ und andere nur ihre Miete zahlen können, weil sie im „Sexshop die Wichse von den Kabinenwänden kratzen“.
Mit dem Thriller „Burnout – für immer auskuriert“ hat Alice Spogis realitätsnahe Figuren geschaffen, in einem einzigartigen Stil treffende Vergleiche gezogen und im Zusammenhang mit Benzodiazepin und dem aus dieser Gruppe stammenden Midazolam gute Recherchen betrieben. Dass es sich bei diesem Buch um einen Thriller handelt, schließt nicht aus, dass es auch eine psychologische und charakterliche Studie ist, die den Leser in jeder Hinsicht fesselt und der man gerne sämtliche Punkte auf einer Skala vergibt.
Burnout – für immer auskuriert von Alice Spogis
Sutton Verlag 2013
Broschur
384 Seiten
ISBN 978-3-95400-218-4