Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen – Facettenreiche Fantastik mit Tiefgang

Buchcover der Kurzgeschichten Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen

Zwischen Drachen, Zeitreisen und historischen Begegnungen

Zwar ist in der ersten und letzten Kurzgeschichte des Buches Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen* von Regina Schleheck von einem Drachen die Rede, doch die weiteren Erzählungen führen weit darüber hinaus. Sie handeln unter anderem von der Begegnung zweier Frauen aus unterschiedlichen Zeitepochen oder von einem Jungen, der sich in einer Waschmaschine auf eine Zeitreise begibt. Im Carlisle Castle fürchtet eine Jungverheiratete um ihr Leben, ein Familienurlaub in Südtirol bleibt nicht ohne Folgen, und eine Klettertour in der Eifel ebenso wenig wie ein Besuch auf dem Alzeyer Weihnachtsmarkt. Es geht um Spinnenmord, einen Mumienfund und junge Frauen, die ein Herrscher in seinem Harem gefangen hält.

Besuch aus anderen Welten und Racheakte mit Tiefgang

Einmal kommt ein Weihnachtsmann zu Besuch, eine Kosmetikerin wird aufgesucht, oder es kündigt sich Besuch von einem unbekannten Planeten an. Ein Kunstwerk wird betrachtet, eine Zugfahrt unternommen, und Bücher werden „verschlungen“. Während ein Sohn sich an seinem Vater rächt, weil dieser seine Mutter auf dem Gewissen hat, übt eine Frau Rache an der Ehefrau ihres verstorbenen Liebhabers, und ein betrogener Ehemann will sich am Liebhaber seiner Frau rächen. Es geht um eine junge Liebe unter der Herrschaft der Nationalsozialisten sowie um die schwere und gefahrvolle Arbeit unter Tage. Die Autorin schreibt vom geplatzten Traum einer jungen Frau als Bootsflüchtling und von einem Pharmakonzern, der über die Grundwasserreserven Einfluss auf die Bevölkerung nimmt.

Schauplätze zwischen Realität und Fiktion

Die Schauplätze der Geschichten reichen vom fernen China, Moskau, Tripolis und Schottland bis hin zu einer Ruhrgebietshalde, dem Friesenwall Vringspootz und der Severinstorburg in der Kölner Altstadt. Auch das Naturdenkmal Werthelstein an der Grenze zwischen den Dörfchen Bergweiler und Dreis im Landkreis Bernkastel-Wittlich, das der Sage nach ein Opferstein gewesen sein soll, findet Erwähnung. In den aufwendig recherchierten Texten von Regina Schleheck vermischen sich Fiktion und Realität – etwa beim 1590 in Lackum aufgefundenen Toten in der Ruhr, dem Bürgerkrieg 2011 in Libyen oder dem Zauberkünstler Erik Weisz, bekannt als Harry Houdini, der eine Freundschaft zu Arthur Conan Doyle pflegte. Auch der Begriff Wieverfastelovend, der die Weiberfastnacht bezeichnet, wird korrekt verwendet.

Historische Tiefen und literarische Anspielungen

In einigen Geschichten widmet sich die Autorin der systematischen Ausrottung der Juden. Immer wieder sind Krieg und die Arbeit der Bergleute zentrale Themen. Die erwähnte, verheerende Schlagwetterexplosion auf dem Bergwerk Mont Cenis im Jahr 1921 hat es tatsächlich gegeben. Allerdings erfolgte der Anschluss an die Zeche „Friedrich der Große“ nicht im Jahr 1963, sondern erst zehn Jahre später. Figuren aus der Literatur wie die Seeräuber-Jenny oder das Rotkäppchen aus dem gleichnamigen Märchen dienten Schleheck ebenso wie zahlreiche Legenden und Mythen häufig als Vorlage für die Umsetzung anspruchsvoller und intelligenter Geschichten aus dem Bereich der Fantastik.

Fazit: Vielschichtige Kurzgeschichten mit Biss

Mit bissigem Humor und Wortspielereien überzeugen die insgesamt fünfunddreißig Kurzgeschichten von Regina Schleheck in ihrem Buch Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen*. Sie sind mal amüsant, mal erschütternd, hintergründig, doppeldeutig oder skurril – und stets literarisch anspruchsvoll.

Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen von Regina Schleheck

Buchcover der Kurzgeschichten Basilikumdrache und Schöpfungskrönchen
In Farbe und Bunt Verlag 2016
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-959360-53-1

Bildquelle: Regina Schleheck

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