Interview mit Krimi-Autor Joachim H. Peters

Joachim H. PetersJoachim H. Peters wurde im Jahr 1958 in Gladbeck geboren und hat eine Laufbahn als Polizeibeamter eingeschlagen, die ihn schließlich ins Lipperland führte. Zunächst hat er Kurzgeschichten geschrieben, die ihm den Weg zu einem ersten Lippe-Krimi bereiteten, wovon bisher acht veröffentlicht wurden. Inzwischen blickt er auch mit Stolz auf zwei Paderborn-Krimis und hat mit einer humorvollen Krimireihe Erfolge erzielen können. Natürlich liest er gerne auch aus seinen Büchern, steht aber nicht nur bei Lesungen im Rampenlicht, sondern darüber hinaus auch als Moderator, Schauspieler und Kabarettist auf der Bühne. Letzteres entweder mit dem Liedermacher Jörg Czyborra oder als Mitglied der Dance Company der Polizei NRW. Der vielseitige, verheiratete Künstler lebt und arbeitet heute in Detmold.

Ich grüße dich ganz herzlich, lieber Joachim, und freue mich, dass du die Zeit für ein Interview gefunden hast. Denn wenn man deinen Werdegang anschaut, stellt man fest, dass du ein sehr vielseitig begabter Künstler bist. Verrate unseren Lesern doch einmal dein Rezept, wie du es schaffst, den eher stressigen Polizeiberuf mit den Auftritten beim Theater, wozu ja nicht nur die Auftritte gehören, sondern auch die zeitintensiven Proben, in Einklang zu bringen.

    Das ist relativ einfach, wenn man nur diszipliniert genug ist. Es setzt aber voraus, dass man andere Aktivitäten hinten anstellt. Da fällt schon mal der Kneipenbesuch oder der gemütliche Fernsehabend aus. Und ich hätte nie gedacht, dass ich fauler Hund, der ich als Jugendlicher war, mich mal so zusammenreißen könnte.

Ja, manchmal ist es wirklich eine Überraschung, wenn man bei einem Klassentreffen erfährt, dass sich ausgerechnet die hochgearbeitet haben, von denen man es am wenigsten erwartet hätte.
Mich würde etwas an der von dir erschaffenen Figur des Koslowski interessieren. Ich weiß ja, dass du keine Interna der Polizei preisgeben darfst. Aber es ist sicher kein Geheimnis, wenn du mir die Frage beantwortest, ob es in der Praxis, also im wirklichen Leben, tatsächlich auch solche Aussteiger gibt. Und wenn dir solche Kollegen bekannt sind, was war ihre Motivation?

    Im Laufe meiner Zeit hat der eine oder andere Kollege mal die Segel gestrichen, weil er mit dem Beruf und seinen Belastungen nicht klar gekommen ist. Leider habe ich auch zu etlichen Beerdigungen von Kollegen gehen müssen, die selber einen Schlussstrich gezogen haben, weil sie nicht mehr klar gekommen sind. Der eine oder andere hat auch gekündigt, weil er sich woanders bessere berufliche Chancen ausgerechnet hat. Aber die meisten sind bis heute dabei geblieben, so wie ich.

Nun ja, bessere berufliche Chancen mag man sich ausrechnen. Ob es dann tatsächlich nach einem Wechsel besser ist, merkt man wohl erst, wenn es zu spät ist. Hast du selbst jemals auch daran gedacht, diesen sicherlich nervenzehrenden Beruf an den Nagel zu hängen?

    Nein, nie. Nur würde ich den Beruf noch einmal ergreifen, dann würde ich mit dem Wissen von heute auf jeden Fall noch nebenher eine Sprecher- oder Schauspielausbildung machen.

Nebenher – das ist vielleicht leichter gesagt als getan. Was war eigentlich zuerst da? Dein Wunsch, Polizeibeamter zu werden, oder Krimis zu schreiben, wobei ich mal unterstelle, dass du schon lange vor der ersten Veröffentlichung mit dem Gedanken zu schreiben gespielt hast?

    Ich war als Kind schon immer von Schauspiel und Kino begeistert. Als Jugendlicher bin ich von Gladbeck mit dem Fahrrad bis nach Essen geradelt, um mir dort Kinofilme anzusehen. Das Schreiben kam eher nebenbei, es ging mit den Bierzeitungen in der Schule los, und dann kamen Kurzgeschichten. Dann habe ich mich, voll von Größenwahn, an ein Kinderbuch gewagt. Das lag aber lange in der Schublade und auch mein Detmolder Verlag hat es dankend abgelehnt. Stattdessen riet man mir, es mit einem Krimi zu versuchen. Gesagt –getan.

Und mit diesem Rat hat man offensichtlich genau ins Schwarze getroffen. Woher nimmst du die Ideen für deine Krimis? Man müsste ja meinen, dass ein Polizeibeamter in dieser Hinsicht aus dem Vollen schöpfen kann. Ist das tatsächlich so?

    Der Beruf des Polizeibeamten hat mir geholfen, meine Manuskripte gut zu strukturieren. Genau wie bei einer Strafanzeige oder einem Unfallbericht sollen ja auch beim Krimi am Ende alle losen Fäden zusammen sein. Dieses Arbeiten im Beruf hat es mir leichter gemacht, den Aufbau einer Geschichte und ihre Darstellung abzuarbeiten. Ich schreibe ja meine Bücher in einem Zug, also von der ersten bis zur letzten Seite und genieße es, dass die Story sich manchmal ganz anders entwickelt, als anfangs gedacht. Es ist dann so, als ob man sie miterlebt. Würde ich eigene Fälle aus meiner Tätigkeit verwenden, würde ich den Ausgang bereits kennen, und das wäre eher kontraproduktiv für mich. Die Arbeitsweise der Polizei zu kennen, ist aber auf jeden Fall ein Vorteil. Das macht die Krimis sicherlich realistischer und ich glaube, die Leser spüren das auch.

Das glaubst du nicht nur, das ist auch so! Interessant finde ich, und das dürften unsere Leser auch so empfinden, dass sich deine Storys erst beim Schreiben entwickeln und das Ende somit auch für dich quasi eine Überraschung ist.
Lass’ uns einmal das Thema Freizeit ansprechen: Du wohnst in Detmold, von daher darf man annehmen, dass du zumindest schon Teile des in deinem letzten Lippe-Krimi Zum Sterben nach Lippe erwähnten Hermannsweges im Teutoburger Wald entlang gewandert bist. Jetzt würde mich doch aber auch interessieren, ob du so ein begeisterter Kletterer bist, dass du auch den an gleicher Stelle beschriebenen Heilbronner Weg in den Allgäuer Alpen gegangen bist. Der verlangt ja nicht nur einiges an Kondition, was den Höhenunterschied betrifft, sondern ist schon recht anspruchsvoll und nur denen zu empfehlen, die über alpine Erfahrungen verfügen.

    Ich muss gestehen, dass ich den Hermannsweg noch nicht ganz abgewandert bin, dafür aber bereits den Rothaarsteig und den Rheinsteig. Der letzte Urlaub war ebenfalls ein Wanderurlaub in den österreichischen Alpen, der nebenbei auch schon wieder eine neue Romanidee eingebracht hat. Den Heilbronner Weg wollte ich immer mit meinem Vater gehen, doch hat das leider nie geklappt, und in letzter Zeit bin ich dafür leider viel zu bequem geworden. Ein extremer Kletterer war ich aber noch nie, auch wenn ich diverse Rafting- und Canyoning Touren mitgemacht, oder auch mal am Gleitschirm gehangen habe.

Vorhin hast du schon erwähnt, bereits als Jugendlicher mit dem Rad von Gladbeck nach Essen gefahren zu sein. Jetzt hören wir von spektakulären, in meinen Augen, halsbrecherischen Touren. Du gehst, genau wie ich, stramm auf die Sechzig zu, so dass die eher der Vergangenheit angehören dürften. Wo siehst du dich in zehn Jahren als Pensionär? Wirst du die „Schlagzahl“ deiner Neuerscheinungen erhöhen oder eher mehr auf der Bühne stehen?

    Das wird das Publikum entscheiden. Man sagt ja oft, man arbeitet um zu leben. Mir sagt man nach, ich würde schreiben, um lesen zu können. Das ist sicherlich richtig, der Einsatz der Stimme macht mir immer mehr Freude und ich werde bei jeder Lesung gefragt, warum ich meine Romane nicht als Hörbücher einsprechen würde. Das ist aber leider zu kostenintensiv. Und bei der Bühne kommt es darauf an, entsprechende Angebote zu bekommen. Aber ich vermute mal, eine „Rampensau“, als die man mich schon öfter bezeichnet hat, werde ich immer bleiben.

Ok, aber das Publikum kann auch nur entscheiden, was ihm angeboten wird. Und so lange der Applaus anhält, lassen auch die Angebote nicht auf sich warten. Was gibt es denn noch im Leben, wozu du bisher keine Zeit gefunden und was du immer aufgeschoben hast?

    Ich habe immer noch den großen Wunsch, einmal als Sprecher zu arbeiten und könnte mir auch noch als Pensionär eine entsprechende Ausbildung vorstellen. Mein großes Vorbild ist Dietmar Wunder, der Synchronsprecher von Daniel Craig, der auch über 50 Hörbücher eingesprochen hat und den ich persönlich kenne. Einmal Synchron zu sprechen, wäre schon ein Traum, denn ich bin mit Gert Günter Hoffmann und dem genialen Rainer Brandt groß geworden. Aber ansonsten habe ich das große Glück, dass ich mir in den letzten Jahren bereits viele Träume habe erfüllen können. Wenn der Sensenmann heute schellen würde, könnte ich mit meinem Schicksal nicht einmal hadern.

Es ist schön, dass du mit dem, was du aus deinem Leben gemacht hast, so zufrieden bist, denn das können nicht alle Menschen von sich behaupten. Was deinen Wunsch, als Sprecher zu arbeiten, anbelangt, so wünsche ich dir, dass er in Erfüllung geht und die entsprechenden Verlage auf dich aufmerksam werden.
Ich danke dir für die Zeit, die du dir für dieses Interview genommen hast und darf dir für deine berufliche, wie auch private Zukunft alles erdenklich Gute wünschen!

    Ich danke auch und herzliche Grüße an die Leser von BuchAviso!

Zum Sterben nach Lippe von Joachim H. Peters

Zum Sterben nach Lippe
Verlag Topp + Möller 2016
Broschur
272 Seiten
ISBN 978-3-936867-67-1

Bildquelle: Joachim H. Peters
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