Twin-Pryx – Zwillingsbrut von John Asht

Twin-Pryx - ZwillingsbrutZum Auftakt von „Twin-Pryx“ verschlägt es Cyan Grünauge auf Geheiß des Herrn der Finsternis ins Transylvanien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Leser, denen die Figur von John Asht bereits aus früheren Romanen ein Begriff ist, werden erfreut sein, die Mädchenfrau mit den grünen Augen erneut wiederzusehen – alle anderen dürfen ganz unvoreingenommen auf ein einzigartiges Leseerlebnis gespannt sein.

Mit seinen über 900 Seiten ist „Twin-Pryx– Zwillingsbrut“ ein gewaltiger Roman und sein Inhalt steht dem physikalischen Umfang um kein Stück nach. Von Transsylvanien, das als eine der europäischen Wiegen des Übernatürlichen in die Literatur eingegangen ist, setzt die Geschichte an und begibt sich in die Wirren des zweiten Weltkrieges. Grünauge begleitet, durch einen Pakt gebunden, das Schicksal der jungen Hanna und ihrer Zwillingssöhne, die gleichzeitig namensgebend für den Roman sind. Von hier an bewegt sich die Handlung durch die Weltgeschichte zu amerikanischen Indianerstämmen und dem vorbestimmten Wiedersehen zweier Brüder, durchschreitet jedoch gleichzeitig die Grenze zu einer übernatürlichen Welt, deren Entwicklung unzertrennlich mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen verbunden ist. Ohne etwas Genaueres über die Handlung zu verraten und dadurch die Spannung zu nehmen, lässt sich erahnen, welche unglaublichen Ausmaße die Geschichte annimmt.

Ashts Schreibstil ist nicht immer eine einfache und leicht verdauliche Lektüre und erinnert in ihrer teils komplexen, teils bildstarken Sprache an Abenteuerromane des letzten Jahrhunderts. Schon der Untertitel „Fantastischer Abenteuerroman“ weist hierauf hin. Ganz nach der Manier des Genres wird der Stil belebt durch detailgetreue Schilderungen realer Zeitgeschichte und Lebenswelt, während die erzählte Realität eine Grenzüberschreitung vollführt. Der Autor weiß mit seiner Sprache zu fesseln und mit der Lebensgeschichte seiner Figuren zu berühren, wenn der Leser sich darauf einlässt. Der Grenzgang des Genres fühlt sich beim Lesen manchmal ein wenig holprig und gestückelt an, denn die parallele Verbindung von europäischer und indianischer Kultur (wie in vielen klassischen Abenteuerromanen), sowie von Realität oder übersinnlicher Anderswelt ist ein schwieriger Schritt. Ein wenig erinnert es an die schwierige Mischung bei Edgar Allan Poes „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“, dessen skurrile Mischung aus Abenteuerroman und phantastischen Elementen auch einen aufmerksamen Leser benötigte, um die Geschichte voll und ganz zu genießen.

Gerade in einer Literaturlandschaft, in der übernatürliche Wesen, seien es Dämonen, Feen oder Vampire, immer stärker losgelöst von ihren geschichtlichen und literarischen Wurzeln zu einem Symbol und Objekt, dessen Bedeutung vergessen wird, ist John Ashts „Twin-Pryx– Zwillingsbrut“ eine angenehme Abwechslung. Mit seinem historischen Hintergrund und einer Geschichte, die über viele hundert Seiten nicht an Spannung verliert, ist der Roman definitiv ein Geheimtipp.

Twin-Pryx – Zwillingsbrut von John Asht

Twin-Pryx - Zwillingsbrut
Roder Verlag 2011
Broschur
912 Seiten
ISBN 978-3-940-93209-9

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Bildquelle: Roder Verlag


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