Strom aus der Salzach – Das Kraftwerk Gries

Strom aus der SalzachDie Salzach ist ein über zweihundert Kilometer langer Fluss, der in den Kitzbüheler Alpen entspringt und bei Haiming in Oberbayern in den Inn mündet. Nach dem Atomenergieausstieg setzt auch Österreich vermehrt auf erneuerbare Energien und hat unter Einbeziehung des Salzburger Instituts für Ökologie das Kraftwerk Gries im Nationalpark Hohe Tauern gebaut. Nicht weniger als vierundfünfzig Autoren haben mit Einzelbeiträgen an der Entstehung des Buches „Strom aus der Salzach“ mitgewirkt und geben einen umfassenden Überblick von den ersten Planungen im Jahr 2009 bis zur Fertigstellung 2018.

Der Leser erfährt, mit welchen Behörden der Betreiber Verhandlungen zur Realisierung des Projektes führen musste und was es mit Grundbesitzern zu klären galt. Weiter wird deutlich, weshalb Fischwanderhilfen für neue Laichplätze notwendig wurden und warum der Hochwasserschutz weiter ausgebaut werden musste. In diesem Zusammenhang zeugen Fotos aus den Jahren 1957 und 1962 von verheerenden Hochwassern, die es in der Zukunft zu vermeiden gilt. Die Autoren klären über die Notwendigkeit von zwei getrennten Baugruben auf, bei denen der Absicherung des Grundwassers eine besondere Bedeutung zufiel, da die Arbeiten bis zu neun Metern unter dem Grundwasserspiegel durchgeführt werden mussten und warum man die Arbeiten in die Wintermonate gelegt hat.

Nachdem auch wegen der am linken Ufer vorbeiführenden Hochleistungsstrecke der Österreichischen Bundesbahn Absprachen mit dem Eisenbahnunternehmer stattgefunden haben, konnte nach zweieinhalb Jahren die Genehmigung zum Bau erteilt werden, so dass nach einem Auswahlverfahren die Arbeiten ausgeschrieben wurden und im Juni 2016 mit dem Bau begonnen werden konnte. Ein gefertigtes Modell mit knapp fünf Metern Länge diente als Vorlage. Für bis zu siebzig Arbeiter mussten Sanitäreinrichtungen geschaffen werden, was das Ausmaß der logistischen Anforderung verdeutlicht. Zum Einsatz kamen modernste Geräte, wie eine GPS-positionierte Baggersteuerung. Das vollautomatisch arbeitende Kraftwerk Gries ist im Normalbetrieb unbesetzt und versorgt mehr als 10.000 Haushalte.

Das Buch „Strom aus der Salzach“ ist zwar allgemeinverständlich geschrieben und durchaus interessierten Laien zu empfehlen, richtet sich jedoch in erster Linie an Ingenieure, die mit der Thematik und den Fachausdrücken vertraut sind. Denn wem sind schon Begriffe wie das „Froude’sche Ähnlichkeitskriterium“, „logarithmisches Geschwindigkeitsprofil“ oder „Prozessstationen aus RIFLEX-M1-Automatisierungsmodulen“ geläufig? Wer weiß, was unter einer „Volatilität der Preisentwicklung“ oder der „Discounted Cashflow-Methode“ zu verstehen ist, wenn er nicht gerade Investitionscontroller ist? Oder wer versteht, wie mit einem „Geometrievorschlag aus einem In-House-Designtool“ ein Saugrohr optimiert werden kann?

Neben einer Fülle an technischen Daten in zahlreichen Abbildungen, Lageplänen und Grafiken zeigt das Buch Landschaftsfotografien und natürlich auch Bilder von den Baumaßnahmen selbst, deren Anblick allein schon jedem Laien das Ausmaß dieses Projektes vor Augen führt. Interessant ist der Hinweis auf die in einer Tabelle gelisteten Baukosten, die niedriger als die projektierten ausfielen und ebenso die Feststellung, dass das Kraftwerk im Jahr 2018 drei Monate früher als geplant ans Netz gehen konnte. Sowohl von den geringer ausgefallenen Baukosten, als auch von der vorzeitigen Fertigstellung könnten sich deutsche Unternehmen „eine Scheibe abschneiden“. Das sehr informative und übersichtlich gestaltete Buch schließt mit einer Liste aller an dem Projekt beteiligten Firmen und der Nennung der beteiligten Autoren mit ihren Tätigkeitsmerkmalen.

Strom aus der Salzach – Das Kraftwerk Gries

Strom aus der Salzach
Residenz Verlag 2019
Hardcover
176 Seiten
ISBN 978-3-7017-3486-3

Bildquelle: Residenz Verlag
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