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No place, no home von Morton Rhue

No place, no homeAmerikanische Filme vermitteln mit den schicken Eigenheimen, in denen die Darsteller zu sehen sind, den Eindruck, dass alle Menschen in den USA ein luxuriöses Leben führen. Doch ist das nur einer Minderheit vergönnt. Wie in Deutschland rutscht die Mittelschicht immer mehr in die Armut ab. Diese Erfahrung macht auch der siebzehnjährige Protagonist in dem Jugendroman No place, no home*: Dan Halprin ist ein guter Schüler, weshalb ihm ein Stipendium an einer Universität in Aussicht gestellt wurde. Als Pitcher trainiert er mit seinem Freund Noah in einem Baseballteam. Seine Eltern Hannah und Paul sind trotz eines Studiums arbeitslos und können den Kredit für ihr Haus in Average nicht mehr abzahlen. Deshalb zieht die Familie zu Hannahs Bruder Ron, der mit Ehefrau und zwei Kindern in einem großzügigen Haus mit Pool und Tennisplatz wohnt.

Doch zwischen den Familien wachsen die Spannungen, so dass Dan notgedrungen mit seinen Eltern nach Dignityville, ein Auffanglager für Obdachlose, zieht. Ein Zelt ist Dans neues Zuhause und er fragt sich, wie es trotz jahrelanger Arbeit der Eltern so weit kommen konnte. Wie peinlich steht er jetzt vor seinem Freund Noah dar, der in einem großzügigen Haus wohnt? Dessen Eltern sind beide Mediziner und Noah wird natürlich auch ein Medizinstudium machen. Was sagt er seiner Freundin Tal, deren Eltern sich weiterhin kostspielige Urlaube leisten.

Eines Tages schnappt Dan auf dem Weg zum Küchendienst, zu dem jeder im Camp einen Beitrag leisten muss, eine Nachricht auf: Ein Barkeeper wurde auf dem Parkplatz eines Restaurants, in dem er arbeitet, von drei Männern zusammengeschlagen. Dan weiß, dass es sich dabei um den schwarzen Aubrey Fine handelt, der ebenfalls mit seiner Familie im Dignityville untergekommen ist. Sofort fährt er ins Krankenhaus und ist entsetzt, als ihm Aubreys Schwester Meg sagt, dass ihr Bruder im Koma liegt und vielleicht die Nacht nicht überlebt. Dan hört sich um und findet heraus, dass Aubrey überfallen wurde, weil er sich für das Camp eingesetzt hat. Einige Anwohner fürchten offensichtlich einen Wertverlust ihrer Häuser, wenn sich die Obdachlosen weiter im Osborne Park breit machen.

Morton Rhue nimmt im Prolog seines Jugendromans No place, no home* den Überfall auf Aubrey bereits vorweg, um den Plot mit den einen Monat zurückliegenden Ereignissen fortzusetzen. Erst im zweiten Teil des Buches knüpft er an diese Stelle an. Sein Protagonist, der das Geschehen in der Ich-Form berichtet, bedient sich einer altersgerechten Umgangssprache, wobei seine zum Schmunzeln anregenden Gedanken in kursiver Schrift wiedergegeben werden.

Der Autor prangert in seinem Roman, der durchaus auch für Erwachsene lesenswert ist, das marode Gesundheitssystem und die Missstände in seinem Land an, wobei er mehrfach – auch mit Zitaten – auf den von John Steinbeck im Jahr 1939 veröffentlichten Roman Früchte des Zorns* verweist. Im Epilog führt er aus, dass fast ein Drittel der Menschen in Amerika unterhalb oder am Rande der Armutsgrenze lebt und er fragt, wie es sein kann, dass viele der damaligen Probleme bis heute nicht gelöst werden konnten. Er macht die Veränderungen seines Protagonisten deutlich, der zuvor ein sorgenfreies Leben führen durfte. Von der Gesellschaft werden seine Eltern als Versager abgestempelt, weil schließlich jeder, der eine Arbeit sucht, diese auch findet. Doch das sagt sich so leicht, wenn man nicht selbst betroffen ist!

Dan macht die Erfahrung, dass die Obdachlosen im Camp selbst auf die kleinen Dinge, die im Leben zählen, verzichten müssen, dort leben, obwohl sie einen Vollzeitjob haben und die Reichen immer gewinnen, weil sie sich die besseren Anwälte leisten können. Da sein Geld nicht reicht, muss er häufig auf Mahlzeiten verzichten und hungern. Immer mehr Bürger werden arbeitslos, weil Produktionen wegen billigerer Löhne nach China oder Indien verlegt werden. Morton Rhue führt aus, „dass sich ein Viertel des gesamten Privatvermögens in den USA in den Händen von gerade mal einem Prozent der Bevölkerung befindet“. Der anspruchsvolle, sozialkritische Jugendroman macht von Anfang an neugierig auf die weitere Entwicklung, denn Dan irritiert nicht nur eine von seinem Vater initiierte Demonstration, die letztendlich eine Kette von überraschenden Wendungen nach sich zieht.

No place, no home von Morton Rhue

No place, no home
Übersetzung von Katarina Ganslandt
Ravensburger Buchverlag 2013
Hardcover
288 Seiten
ISBN 978-3-473-40100-0

Bildquelle: Ravensburger Buchverlag
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