Meistens alles sehr schnell von Christopher Kloeble

Meistens alles sehr schnellDer 19-jährige Albert begibt sich in Christopher Kloebles Roman „Meistens alles sehr schnell“ auf die Suche nach seiner Mutter. Nachdem er seit seinem dritten Lebensjahr in einem Waisenhaus in Sankt Helena untergebracht war, zieht er nach seinem Abitur zu Fred, seinem Vater. Doch der geistig Behinderte ist ihm bei der Suche nach seiner Mutter keine große Hilfe. Auf Drängen des Sohnes erklärt er, die Suche sei gefährlich und tief. Schließlich lenkt er aber doch ein und will ihm helfen. Die beiden machen sich auf den Weg und Fred führt seinen Sohn hinab in die Kanalisation. Auf Albert warten dort tatsächlich unerwartete Dinge, doch eine Spur zu seiner Mutter findet er hier auch nicht.

Albert befragt die Nachbarin Klondi, die frühere Pflegerin seines Vaters Britta Grolmann und auch Alfonsa, die für seine eigene Pflege im Waisenhaus zuständig war. Durch die Gespräche versucht er, sich wie in einem Mosaik seine Familiengeschichte zusammenzusetzen, die von einer Geschwisterliebe seiner Vorfahren erzählt. Aus dieser Verbindung sind Julius und Anni hervorgegangen und Albert erfährt nach und nach, wie ihr Lebensweg immer mehr mit seinem verknüpft ist. Am Ende seiner Reise stellt er fest, dass nichts davon seinen Vorstellungen entsprochen hat.

Christopher Kloeble serviert dem Leser mit „Meistens alles sehr schnell“ keine leichte Kost: Es sind nicht die wechselnden Erzählperspektiven oder chronologischen Rückblicke beider Weltkriege, des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik, sondern eher die ungewöhnlichen Verbindungen der in die Handlung verstrickten Personen untereinander. Christopher Kloeble zeichnet lange Lebenswege nach, die der Leser nicht sofort einsortieren kann. Der Schreibstil setzt ebenfalls einen anspruchsvollen Leser voraus, was von einem Autor, der an einem Literaturinstitut studiert hat, nicht anders zu erwarten war.

Obwohl er erst am Ende des Romans mit einer Überraschung aufwartet, ist der Leser aber doch von Anfang an zum Weiterlesen getrieben. So ungewöhnlich es ist, wenn ein Sohn dem unzurechnungsfähigen Vater das Radfahren beibringt, so ungewöhnlich ist der verwendete Begriff „Klöble“ für einige Dorfkinder, da er dem Namen des Autors gleicht. „Meistens alles sehr schnell“ trifft zumindest nicht auf Alberts Suche nach seiner Mutter zu. Auch wird kaum ein Leser diesen Roman sehr schnell vergessen können, da er wohl noch lange seine Gedanken beschäftigen wird.

Meistens alles sehr schnell von Christopher Kloeble

Meistens alles sehr schnell
dtv 2012
Klappenbroschur
380 Seiten
ISBN 978-3-423-24901-0

Bildquelle: dtv
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