Die Tränen von Triest von Beate Maxian

Die Tränen von TriestWährend Johanna Silcredi an ihrem dreiunddreißigsten Geburtstag in einem erstklassigen Restaurant in Wien einen Heiratsantrag von Roman erwartet, der allerdings einen Schlussstrich unter die Freundschaft zieht, erleidet ihr Großvater Bernhard einen Schwächeanfall. Als Johanna ihn im Krankenhaus besucht, schenkt er ihr einen einwöchigen Aufenthalt in der Villa Costa in Triest, in der schon ihre Urgroßmutter Afra gelebt hat. Allerdings bittet er seine Enkelin vor Ort in Erfahrung zu bringen, wer sein Vater war. Nach Aussage seiner Mutter Afra wäre es Alfred Herzog gewesen, doch ist dieser bereits 1917, acht Jahre vor seiner Geburt, im Krieg gefallen.

Als Johanna nach Triest aufbricht, bittet die in Hamburg lebende Charlotte von Uhlrich ihre Enkelin Ina, sie zur Beerdigung ihrer verstorbenen Freundin nach Triest zu begleiten. Sie besteht auf der Reservierung von Zimmern in der Villa Costa, was ihre Familie erstaunt, zumal es sich nur um eine einfache Frühstückspension handelt. Doch von ihrem Wunsch lässt sich Charlotte nicht abbringen, da ihr Großvater Ernst von Uhlrich einst mit Gustav Silcredi eng befreundet war, in dessen Villa der Grundstein für ein erfolgreiches Familienunternehmen gelegt worden ist. Johanna trifft unterdessen in der Villa ein und wird vom attraktiven Hotelchef Luca und seiner Großmutter Simonetta herzlich empfangen, die sie mit Charlotte bekannt machen. Zu Johannas Überraschung überreicht ihr Simonetta ein Manuskript ihrer Urgroßmutter Afra, die als Neunzehnjährige in „Die Tränen von Triest“ von ihrer Liebe zu Alfred Herzog und der bevorstehenden Verlobung schreibt. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges entzweit die Liebenden.

An Zufällen mangelt es im Roman von Beate Maxian nicht, wenn die Ururenkelin Johanna von Gustav von Silcredi zeitgleich in einer Triester Villa wie die Enkelin Charlotte von Ernst von Uhlrich, die beide vor über einhundert Jahren befreundet waren, nächtigen. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Beziehung zwischen Johanna und dem Hausherrn Luca vorhersehbar, zu dem sie sich vom ersten Augenblick an hingezogen fühlt. Und das vor dem Hintergrund, dass die Trennung von ihrem langjährigen Freund gerade ein paar Stunden zurückliegt.

Dafür bietet der Roman „Die Tränen von Triest“ eine Menge geschichtliche Fakten, Lokalkolorit und Wissenswertes in Bezug auf Kunstepochen oder architektonische Details, zumal die Protagonistin Innenarchitektin ist. Beate Maxian hat selbst für nebensächliche Erwähnungen Recherchen betrieben, wie beispielsweise darüber, dass der Österreicher Hermann Hausbrandt in Triest Erfinder des Espresso war. An anderer Stelle erinnert sie an den Untergang des Passagierschiffes Baron Gautsch im August 1914 vor der Küste Istriens, bei dem nach unterschiedlichen Angaben verschiedener Quellen ungefähr einhundertfünfzig Menschen den Tod fanden, im Roman sogar einhundertsiebenundneunzig. Tausende Soldaten kamen im ebenfalls thematisierten Gebirgskrieg in Südtirol durch verheerende Lawinenabgänge im Dezember 1916 um, und wie die Handlungspersonen des Romans kann man in Museen Ausstellungen der Kriegsereignisse besichtigen.

Von den zurückliegenden Handlungen während der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg erfährt der Leser durch das Manuskript „Die Tränen von Triest“, das Johanna von Simonetta bekommt und zudem aus Kriegstagebuch-Eintragungen, einem ihr von Charlotte überreichten Büchlein. Wenn die von der Autorin geschilderten Kriegstage auch nichts an Grausamkeiten vermissen lassen, so spielt sich das Leben der Handlungspersonen in einer für die meisten Menschen unerreichbaren gehobenen Gesellschaftsschicht ab: Die Familien Silcredi und von Uhlrich leben in Wohlstand und scheinen finanzielle Sorgen nicht zu kennen, was selbstverständlich auch auf Hotelchef Luca zutrifft. Wenn der in flüssigem Schreibstil verfasste Roman auch nicht mit einer wirklichen Überraschung aufwarten kann, so macht er doch neugierig auf den weiteren Handlungsverlauf.

Die Tränen von Triest von Beate Maxian

Die Tränen von Triest
Heyne Verlag 2019
Klappenbroschur
432 Seiten
ISBN 978-3-453-42379-4

Bildquelle: Heyne Verlag
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