So sorgen Sie für Notfälle richtig vor!
Menschen früherer Generationen haben allenfalls ein Testament verfasst, wobei in den meisten Fällen lediglich die gesetzliche Erbfolge zum Zug kam. Um den eigentlichen, alternativlosen Prozess des Sterbens sorgten sie sich nicht. Doch mit den enormen Fortschritten, die seitens der Medizin in den letzten Jahrzehnten zu verzeichnen sind, sollte sich jeder Gedanken über die Folgen machen, wenn beispielsweise durch einen plötzlichen Unfall eine Handlungs- oder Entscheidungsunfähigkeit eintritt. Natürlich scheuen gerade junge Menschen die Vorstellung, als komatöser Patient nicht mehr über sich bestimmen zu können, und schon gar nicht möchten sie sich mit dem eigenen Tod beschäftigen. Doch niemand ist vor einem solchen Unglück geschützt und sollte mit dem Verfassen einer Patientenverfügung nicht warten, bis es zu spät ist.
Dino Zirngibl erklärt anhand von nachvollziehbaren Beispielen verschiedene Möglichkeiten einer individuell verfassten Patientenverfügung, die mit einer Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung kombiniert werden kann und empfiehlt auch, sich über die Form einer Bestattung oder eine eventuelle Organspende Gedanken zu machen. Anhand einer Checkliste bietet er eine Auswahl an Anhaltspunkten, die dem Verfasser einer Verfügung eine Hilfe bieten, denn kaum jemand bedenkt die vielen Punkte, die es zu entscheiden gilt. Weitsichtig gibt der Autor zu bedenken, dass sich die Einstellung dazu, was lebenswert ist und was nicht, durchaus ändern kann und er betont, dass es in einer Patientenverfügung nicht nur darum geht, medizinische Eingriffe auszuschließen, sondern auch darum, welche Behandlung ausdrücklich gewünscht wird.
In seinem in 5. Auflage erschienenen Buch Die Patientenverfügung* spricht Dino Zirngibl die Themen Wiederbelebung, Dialyse sowie künstliche Ernährung und Beatmung an, er definiert ein Wachkoma und geht ausführlich auf die unterschiedlichen Aspekte einer Organtransplantation ein, wobei nicht nur entschieden werden kann, ob man zu einer Organspende bereit ist, sondern vielmehr auch, ob man selbst im Bedarfsfall Empfänger eines Organs sein möchte. Schließlich macht der Autor Vorschläge für mögliche Formulierungen und nennt Aufbewahrungsmöglichkeiten.
Die Patientenverfügung* ist zwar nur ein aus wenigen Seiten bestehendes im Kompaktformat erstelltes Buch, doch haben es die Informationen in sich! Als Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Familien- und Erbrecht kennt Dino Zirngibl die Tücken einer selbst formulierten Verfügung, die trotz guter Wortwahl einem Arzt jedoch keine Hilfe bieten, weil dieser den expliziten Wunsch seines Patienten in einem ganz konkreten Fall nicht erkennt. Auch auf die Möglichkeit einer Differenz zwischen Arzt und Betreuer, die eine Hinzuziehung eines Betreuungsgerichts notwendig macht, geht er ein und gibt Tipps, dem vorzubeugen. Rat erhält der Leser, der sich Sorgen darum macht, dass seine Patientenverfügung rechtzeitig einem Arzt ausgehändigt wird.
Der Autor beleuchtet das Thema, wie man für Notfälle richtig vorbeugt, aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und gewährt damit Einblicke in Situationen, über die viele Menschen noch nie nachgedacht haben, die im Ernstfall jedoch von Bedeutung sein können. Am Ende eines jeden Kapitels fasst der Autor noch einmal die wichtigsten Informationen zusammen. Auf ein Stichwortregister hätte im Gegensatz zu den Hinweisen auf weitere Infoquellen bei der Überschaubarkeit verzichtet werden können. So unscheinbar das Sachbuch auch ist, für den Verfasser einer Patientenverfügung kann es für den Fall, dass seine Verfügung in der Zukunft benötigt wird, von unschätzbarem Wert sein!
Die Patientenverfügung von Dino Zirngibl
C.H. Beck Verlag 5. Auflage 2022
Broschur
128 Seiten
ISBN 978-3-406-78301-2