Der Krieg ist ein Menschenfresser von Elisabeth Zöller

Der Krieg ist ein MenschenfresserFerdinand Menzel ist in Anni, die Schwester seines Freundes August Zerbe, verliebt. Doch nach dem Willen ihrer Eltern soll sie mit dem vermögenden Ernst Dunker verheiratet werden. Als Ferdinand beobachtet, wie Ernst sie zum Tanz bittet, fasst er den Entschluss, dem Drängen von August nachzugeben. So melden sich beide kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwillige an die Front. Bevor die Jungen für das Vaterland nach Frankreich in den Krieg ziehen, bekommt Ferdinand von einem alten Kriegsveteran eine Ledertasche, die ihn beschützen soll. Seine letzte Nacht in der Heimat verbringt er zusammen mit Anni.

Die Schreie der verwundeten, feindlichen Soldaten und die Bilder der ersten Toten lassen Ferdinand in den Nächten aufschrecken. Er erinnert sich an die Worte seines sozialdemokratischen Vaters: „Der Krieg ist ein Menschenfresser“. Läuse und Wanzen setzen den Kameraden zu, aber noch schlimmer sind die Ratten und der gefürchtete Gasbrand. Nur die Erinnerung an die letzte Nacht mit Anni lässt ihn die Gräuel überleben. Weil seine Briefe zensiert werden, führt er ein Tagebuch und macht heimlich Fotos mit einer Kamera. Ferdinand kommt zu der Überzeugung, dass eine reale Berichterstattung über den Krieg nicht erwünscht ist und seine Vorgesetzten über Methoden verfügen, aus allen „Duckmäuser“ zu machen.

Der aus vornehmem Hause stammende Max Quinte hat sich ebenfalls als Beobachter an die Front gemeldet. Seine anfängliche Begeisterung für den Krieg findet allerdings ein abruptes Ende, als er Feldwebel Pfals zu einem Sonderauftrag begleitet. Pfals wird verwundet und Max rettet nicht nur ihn, sondern nimmt auch eine Ledertasche an sich. Er ahnt, dass sich in ihr geheime Unterlagen von höchster Brisanz befinden müssen. Geistesgegenwärtig gibt er sie dem blinden Soldaten Werner Knievel zur Aufbewahrung. Gemeinsam mit Sophie, die als Waise von Max Eltern aufgenommen wurde, versucht der vom Kriegsgeschehen mittlerweile Traumatisierte den Verbleib der Tasche aufzuklären, was für sie nicht ungefährlich wird.

Elisabeth Zöller zeigt in ihrem Roman „Der Krieg ist ein Menschenfresser“ eindrucksvoll die Veränderungen von jungen Männern im Krieg auf. Wer ihn überlebt, kommt als seelischer oder körperlicher Krüppel zurück. Schon ein Blitz lässt die Erinnerung an das Artilleriefeuer aufleben oder ein Donner an die Kanonenschläge. Ein Soldat funktioniert nur noch und schaltet seine Gefühle völlig aus. Der Speiseplan der zu Hause Gebliebenen besteht überwiegend aus Steckrüben und an der Front machen sich alle hungrig über ein verletztes Pferd her, das man durch einen Gnadenschuss von seinen Qualen erlöst hat.

Wenn die Autorin auch keine Altersangabe über die Protagonisten gemacht hat, so ist doch bekannt, dass Ferdinand und August eigentlich noch die Zustimmung ihrer Eltern hätten einholen müssen. Warum sie als Kriegsgegner nicht den Fronteinsatz ihres Sohnes rückgängig gemacht haben, bleibt offen. Der Roman umfasst den Zeitraum von den ersten Kriegswochen im August 1914 bis zum Ausruf der Republik im November 1918, dem sich ein Machtkampf zwischen Sozialdemokraten und den Linken um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht anschloss. Elisabeth Zöller fesselt die jugendlichen Leser ab einem Alter von vierzehn Jahren, indem sie geschickt eine Liebesgeschichte in die Handlung einbettet, was eine Identifizierung mit den handelnden Personen einer immerhin einhundert Jahre zurückliegenden Epoche erleichtert. Mit ihrem Buch „Der Krieg ist ein Menschenfresser“ erinnert die Autorin an die Schrecken dieses verheerenden Ersten Weltkrieges, der weltweit über neuneinhalb Millionen Soldaten das Leben gekostet hat und mahnt, die Unmenschlichkeit des Krieges nicht zu vergessen.

Eine Zeittafel und ein umfangreiches Glossar ergänzen den Roman, der sich mit der Bereitstellung von Unterrichtsmaterial gut für die Thematisierung in der Schule eignet.

Der Krieg ist ein Menschenfresser von Elisabeth Zöller

Der Krieg ist ein Menschenfresser
dtv 2015
Taschenbuch
278 Seiten
ISBN 978-3-423-62620-0

Bildquelle: dtv
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