Das Watt – Erlebt, erforscht und erzählt von Karsten Reise

Wunderwelt zwischen Land und Meer!

Das Watt - Erlebt, erforscht und erzähltKönigshafen auf Sylt bietet beste Voraussetzungen für die Ökologieforschung, so ist in dem Sachbuch „Das Watt“ von Karsten Reise zu lesen, mit dessen Inhalt er an dem etablierten Klischee einer „funktionierenden“ Natur rütteln will. Denn ein natürliches Gleichgewicht hält der Meereskundler für „reine Fiktion“ und „romantisches Hirngespinst“. Angefangen hat alles mit einem Forschungsauftrag im Jahr 1988, auf den sich fünfzig Jahre Wattforschung anschlossen. Um zu erklären, wie das uns heute bekannte Watt entstanden ist, wobei die größte zusammenhängende Wattfläche in der Nordsee zu finden ist, macht er einen Streifzug durch eine zwei Milliarden Jahre zurückreichende Geschichte.

Karsten Reise führt aus, wie genau das Watt, das aus Sand und Schlick besteht, definiert werden kann. Er erklärt die einem Waschbrettmuster gleichende Rippbildung und stellt die Frage, ob das Watt dem Land oder dem Meer zuzurechnen ist, was für die Erstellung der Landkarten durchaus von Bedeutung ist. Spannende Abläufe gibt es in den Sedimentschichten des Watts zu bewundern, das Lebensraum für eine Reihe von Bewohnern ist. Detaillierte Ausführungen macht der Autor zum Wattwurm, wobei er auch auf die interessante Vermehrungsweise von Frau Wurm und ihrem Gemahl eingeht. In diesem Zusammenhang sind seine Berechnungen beachtenswert, wonach es von den Wattwürmern „13-mal mehr als Menschen auf der Erde“ gibt.

Weiter führt Karsten Reise aus, dass die Klimaerwärmung durchaus einigen Lebewesen zugutekommt. Er schreibt von der Population der Muscheln, Austern und Garnelen, geht auf die Jagd nach Seehunden und Robben ein, widmet sich thematisch dem Umweltschutz, zu dem auch die Algenzunahme gehört, und lässt weder Ölunfälle der großen Tanker, noch die Überfischung der Meere außen vor. Kritische Anmerkungen finden sich im Text zu den Deichbaumaßnahmen. Für die Zukunft müssten bereits jetzt Vorkehrungen getroffen werden, wobei der Autor Vorschläge das Marschland betreffend macht und aufgrund der steigenden Meeresspiegel empfiehlt, das „Wattenmeer künstlich mit Nordseesand“ aufzufüllen. Zudem weist er darauf hin, dass sich die Wattfauna kühler Küsten von denen im tropischen Watt unterscheidet. Am Ende folgt noch eine Erklärung, warum er die Wattbewohner für Überlebenskünstler hält.

Karsten Reise, der als Professor Lehrbeauftragter für Zoologie, Meereskunde und Küstenforschung war, erzählt in seinem Sachbuch „Das Watt“ ganz persönliche Episoden aus seinem Leben als Kind, Student und während seiner Forschungsreisen. Seine über das gesamte Werk verstreuten satirischen Zeichnungen passen zu seinem lockeren Sprachstil, die sein kompaktes fundiertes Wissen in den Texten auflockern: Beispielsweise heißt es da, „blöd nur…“, wenn ein Stiefel im Watt stecken bleibt, der Leser vor lauter Rippelkunde „rappelig im Kopf“ werden könnte oder ihm selbst „die zusammengewürfelte, artenreiche Mischgesellschaft…wegen der schneidigen Austernschalen…gegen den Strich“ geht. Ganz zu schweigen von den letzten Sätzen im Buch, in denen der Autor einen Wattwurm zu Wort kommen lässt!

Karsten Reise wagt in seinem für Laien gut verständlichen Sachbuch „Das Watt“, das umfangreiche Quellen und weiterführende Literatur auflistet, einen Blick in die Zukunft, in der sich die Küsten durch den Anstieg der Meeresspiegel verformen werden, was jedoch, darauf weist er mehrfach hin, im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geschah und nichts Neues ist. Sämtliche Zeichnungen sowie einige Fotos stammen von ihm selbst und dank der Wahl für eine besonders glatte Papieroberfläche kommen diese auch voll zur Geltung.

Das Watt – Erlebt, erforscht und erzählt von Karsten Reise

Das Watt - Erlebt, erforscht und erzählt
KJM Buchverlag 2021
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten
ISBN 978-3-96194-137-7

Bildquelle: KJM Buchverlag
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