Rückkehr nach Bremen: Ein geplatzter Traum und ein Neuanfang
Frieda Papendiek kehrt nach dem geplatzten Traum, als Autorin in Schweden Karriere zu machen, mit Ende dreißig zurück in die Zwei-Zimmer-Dachwohnung ihrer Eltern Ingrid und Bernd in Bremen. Ihre Ehe mit dem erfolgreichen Unternehmensinhaber Jonathan Lundgren steht vor dem Aus, nachdem mit Astrid seine neue Liebe in die schicke Vier-Zimmer-Penthousewohnung eingezogen ist. Da Frieda, die vor dem Versuch, als Autorin durchzustarten, Biologie und BWL studiert hat, auf keinen Fall von Jonathan finanziell unterstützt werden möchte, geht sie zum Arbeitsamt. Dort empfiehlt man ihr ein Seminar im Bereich Media Marketing.
Begegnungen mit der Vergangenheit: Tom und die Freundinnen
Auf dem Nachhauseweg vom Seminar trifft Frieda auf Tom Bernhaupt, ihren ehemals besten Freund aus der Nachbarschaft. Er war ihre erste große Liebe, doch hat sie ihm das nie anvertraut. Während eines Feierabendbiers in ihrer früheren Stammkneipe erzählt er ihr, dass er in Findorff wohnt und von Lisa geschieden ist. Frieda ist froh, endlich wieder regelmäßig ihre Freundinnen Marike, Hanna und Kira zu treffen, mit denen sie gemütlich-feuchtfröhliche Abende verbringt.
Claras Bücherwelt: Ein geschlossener Laden als neue Chance
Auf einer Radtour mit ihrem Vater entdeckt Frieda den geschlossenen Buchladen „Claras Bücherwelt“. Neugierig klingelt sie bei Clara Müller und erfährt, dass diese den Laden seit Corona geschlossen hat, da sie ihn nicht länger alleine betreiben wollte. Nach langem Hin und Her und der Abwägung aller Konsequenzen fühlt sich Frieda der neuen Aufgabe gewachsen. Sie fasst Mut und erzählt Clara von ihrem Vorhaben. Schnell werden sich die beiden Frauen einig, räumen auf, sortieren aus und richten den Buchladen neu ein.
Ein geheimnisvolles Manuskript und alte Gefühle
Bei den Aufräumarbeiten fällt Frieda ein offensichtlich unveröffentlichtes Manuskript in die Hände, das so gefühlvoll wie ein Tagebuch geschrieben ist. Doch alle Recherchen, ob es sich um tatsächliche Begebenheiten handeln könnte, führen ins Leere. Eines Abends ist Frieda erstaunt, Tom bei ihren Eltern anzutreffen – er hilft ihrem Vater bei einem tropfenden Wasserhahn. Wie eine Siebzehnjährige wird sie von ihren Gefühlen überrumpelt. Obwohl sie gemeinsam in alten Fotos stöbern, entwickelt sich zu ihrer Enttäuschung nicht mehr.
Freundinnen, Familie und die Suche nach Nähe
Ausführlich schreibt Lena Häfermann in ihrem gefühlvollen Roman Weserblick und Bücherträume* vom Werdegang und den Zukunftsträumen von Friedas Freundinnen. Sie frühstücken gemeinsam oder verbringen ausgelassene Abende beim Wein am Weserufer, die auf der Tanzfläche enden. Einen nicht unwesentlichen Teil nimmt auch das gespaltene Verhältnis der Protagonistin zu ihrer Schwester Annemarie ein, der als Mutter und Anästhesistin ein Spagat geglückt zu sein scheint. Nur langsam kommen sich die Schwestern näher.
Der Buchladen als Herzstück der Geschichte
Natürlich nimmt auch die Planung des neuen Buchladens einen breiten Raum ein. Dazu gehört ebenfalls das von Frieda wiederentdeckte, für den Roman bedeutungsvolle Manuskript, das in Teilen kursiv abgedruckt ist. In Gesprächen zwischen Frieda und Clara Müller macht die Autorin deutlich, dass es Buchhändler in Zeiten des Internets, in denen Bücher ganz einfach bestellt werden können, heutzutage nicht leicht haben.
Lokalkolorit und Humor: SEO-Sau und Coffee-Bikes
Eine eher humorvolle Passage hat Lena Häfermann mit dem Seminar eingebaut, bei dem der Lehrer Ben zwecks Suchmaschinenoptimierung eine Werbeagentur mit dem Namen „SEO-Sau“ (Search Engine Optimization) gegründet hat – ein Name, den nicht nur Frieda mit Skepsis betrachtet. Sie hält Ben für einen aufgeblasenen Idioten, der jedoch immerhin sein Fach versteht. Neben einer gesunden Portion Lokalkolorit schreibt die Autorin auch über die in Bremen ansässigen mobilen Shops „Coffee-Bikes“.
Historische Bezüge und Bremer Eigenheiten
Erwähnung finden von der in Bremen ansässigen Lena Häfermann nicht nur der Weser-Kurier, sondern auch die Bremer Nachrichten, die zum 275. Geburtstag im Jahr 2013 eine Jubiläumsausgabe herausgebracht haben. Bereits am 7. Januar 1743 erschien das Anzeigenblatt Bremer Wöchentliche Nachrichten, das sich erst ab 1854 Bremer Nachrichten nennt. Richtig recherchiert ist auch das von John Lennon stammende Zitat über Lebenspläne: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Bereits im Prolog wird ein Bremer Brauch erwähnt: Ein Wegziehender spuckt mit dem Gedanken, eines Tages zurückzukehren, vom Brückengeländer in die Weser. Frieda ist zurückgekommen – und glaubt man dem Ex-Beatle, wird ihr Leben einfach passieren, während sie Pläne macht.
Weserblick und Bücherträume von Lena Häfermann
Gmeiner Verlag 2025
Taschenbuch
272 Seiten
ISBN 978-3-8392-0879-3