Fliehkräfte von Stephan Thome

Fliehkräfte„Fliehkräfte“ wirken in dem Roman von Stephan Thome auf Hartmut Hainbach ein, der mit seinen fast 60 Jahren in Bonn als Professor für Philosophie arbeitet. Nach 20-jähriger Ehe liebt er seine Frau Maria noch immer und eigentlich müsste er glücklich sein. Doch er fühlt sich einsam und leer. Philippa, die gemeinsame Tochter, hat in der portugiesischen Heimat ihrer Mutter ein Studium aufgenommen. Maria ist zum Theater nach Berlin gegangen und das Paar sieht sich seit zwei Jahren nur noch am Wochenende. Hartmut bleibt alleine in Bonn zurück und vermisst seine Frau.

Da unterbreitet ihm ein Verleger aus Berlin ein Angebot und für Hartmut steht die Entscheidung seines Lebens an. Er denkt über die Konsequenzen nach, die eine Aufgabe seiner Professur und der Verkauf des Hauses mit sich bringen würden. Kurz entschlossen setzt er sich ins Auto und besucht Sandrine, seine Gefährtin aus Studienzeiten, in Paris. Weiter führt ihn sein Weg zu dem ehemaligen Kollegen Bernhard Tauschner an die französische Atlantikküste. Doch auch hier ist Hartmut noch nicht am Ziel seiner Reise und über Spanien landet er schließlich in Portugal. Dort trifft er mit der Familie seiner Frau zusammen und auch mit Philippa, die für ihren Vater einige Überraschungen bereithält. Sie konfrontiert ihn mit Tatsachen und er muss den Gegebenheiten ins Auge sehen. Denn nur so kann er mit seiner Frau ein neues Leben beginnen.

Mit nur wenig Handlung versteht es Stephan Thome großartig, seine Leser zu fesseln. Durch viele Erinnerungen des Protagonisten an seine früheren Beziehungen und die ersten Jahre mit seiner Frau Maria erzeugt der Autor eine faszinierende Atmosphäre. In Rückblicken begleitet der Leser Hartmut durch sein Leben, der sich fragt, ob die Berufstätigkeit seiner Frau wirklich der Grund dafür ist, dass es um seine Ehe nicht gut bestellt ist. Die Gespräche mit seinen Freunden sollen ihm bei seiner Entscheidungsfindung helfen. Hartmut stellt fest, dass ihn seine Arbeit seit drei Jahren so fest im Griff hat, dass ihm nicht einmal Zeit für ein Glas Wein mit einem Kollegen blieb. In philosophischen Gedanken stellt er sich die Frage, wie gut er eigentlich seine Frau kennt. Der Roman „Fliehkräfte“ ist eher für Leser im reiferen Alter zu empfehlen, die mit Muße an das Werk gehen sollten. Nur dann kann er völlig in die Welt des Protagonisten eintauchen und Teil der Geschichte werden. Während sonst bei einem Buch die letzten Seiten schnell gelesen werden, um endlich an das Ende zu gelangen, möchte der Leser das Buch von Stephan Thome gerne noch ein paar Minuten länger genießen können.

Fliehkräfte von Stephan Thome

Fliehkräfte
Suhrkamp Verlag 2012
Hardcover
474 Seiten
ISBN 978-3-518-42325-7

Bildquelle: Suhrkamp Verlag
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