Andromeda von Therese Bohman – Eine literarische Hommage an die Kunst des Erzählens

Buchcover des Romans Andromeda

Ein Praktikum in Stockholm: Sofie Anderssons Einstieg in die Literaturwelt

Nach dem Umzug in eine Einzimmerwohnung in Stockholm freut sich Sofie Andersson auf ihr Sommersemesterpraktikum beim renommierten Verlag Rydéns. Als der literarische Leiter Gunnar Abrahamsson sie nach ihrer Meinung zu einem Roman fragt, der nur schlechte Kritiken erhalten hat, antwortet sie ehrlich: Sie hält das Buch nicht für gelungen. Überrascht über ihre eigene Offenheit fürchtet sie, durch diese Äußerung ihre Chance auf eine spätere Anstellung im Verlag verspielt zu haben.

Umso erstaunter ist Sofie, als sie von Gunnar einen Stapel Erstlingswerke der Andromeda-Reihe zur Durchsicht erhält – eine Reihe, in die er große Hoffnungen setzt. Trotz Unsicherheit wählt sie ein Werk aus, das sie für qualitativ hochwertige Literatur hält, obwohl dessen kommerzieller Erfolg fraglich ist.

Vom Praktikum zum Lektorat: Ein Aufstieg mit Stolpersteinen

Als die Lektorin Jenny für längere Zeit ausfällt, wird Sofie gebeten, sie zu vertreten. Glücklich über das Vertrauen übernimmt sie das Lektorat und überarbeitet ein Manuskript so lange, bis sie damit zufrieden ist. Donnerstags trifft sie Gunnar zum gemeinsamen Glas Wein im Restaurant Bakfickan – ihre Gespräche sind tiefgründig, vertraut und von gegenseitigem Respekt geprägt.

Doch dann erkrankt Gunnar und tritt in den Ruhestand. Er verbringt seine Zeit zunehmend im Ausland, der Austausch mit Sofie beschränkt sich auf gelegentliche SMS. Mit Jennys Rückkehr und ihrer Übernahme der Programmleitung wird das Verlagskonzept neu ausgerichtet – inklusive einer Pause für die Andromeda-Reihe, die Sofie besonders am Herzen liegt. Gunnars plötzlicher Tod trifft sie schwer; sie bereut, viele Dinge nie mit ihm besprochen zu haben und erkennt, dass es Zeit ist, neue Wege zu gehen.

Zweiteiliger Roman mit Perspektivwechsel

Der Roman Andromeda* gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil schildert Sofie ihr Praktikum sowie ihren steilen Aufstieg im Verlag, den sie Gunnar zu verdanken hat. Die unsichere junge Frau wächst an ihren Aufgaben und findet im literarischen Leiter einen Seelenverwandten, mit dem sie inspirierende Gespräche bei einem Glas Wein führt. Eine romantische Annäherung bleibt jedoch Wunschtraum. Bemerkenswert ist, dass der Name der Protagonistin erst am Ende des ersten Teils genannt wird – und zwar während einer Feier, bei der Jenny sie anspricht.

Im zweiten Teil übernimmt Gunnar die Erzählerrolle. Er reflektiert sein Leben: von der Kindheit über die Gründung der Andromeda-Reihe bis hin zu seiner Wahrnehmung der neuen Praktikantin.

Ein leises Meisterwerk mit literarischem Tiefgang

Erstaunlich ist, wie Therese Bohman ein ganzes Buch nahezu ohne dramatische Handlung und mit minimal eingesetzter direkter Rede so gestaltet, dass literaturbegeisterte Leser:innen dennoch gefesselt bleiben. Andromeda* mag kein Kassenschlager sein – wie jenes Werk, das Sofie in ihrer ersten Bewertung lobt – aber es ist ein zutiefst berührender Roman. Bohman schafft eine poetische Hommage an die Literatur, deren Wirkung lange nachhallt.

Fazit: Mit Andromeda* hat Therese Bohman ein stilles, eindrucksvolles Werk geschaffen, das literarische Tiefe über spektakuläre Handlung stellt. Ein lesenswertes Buch für alle, die Literatur lieben. Chapeau!

Andromeda von Therese Bohman

Buchcover des Romans Andromeda
Übersetzung von Ricarda Essrich
Europa Verlag 2023
Hardcover mit Schutzumschlag
174 Seiten
ISBN 978-3-95890-578-8

Bildquelle: Europa Verlag


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