Gepäckschein 666 von Alfred Weidenmann

Gepäckschein 666Peter Pfannroth ist einer von fünfundzwanzig Schuhputzern in Alfred Weidenmanns Jugendkrimi „Gepäckschein 666“. Tag für Tag sitzt er neben Emil Schlotterbeck und wartet auf Kundschaft. Mit den Einnahmen unterstützt er seine Mutter, die als Näherin arbeitet und sogar noch einen Untermieter aufnehmen muss, um über die Runden zu kommen.

Eines Tages beobachten die beiden Jungen, wie bei der gegenüberliegenden Internationalen Handels- und Creditbank ein Banküberfall für einen Film nachgestellt werden soll. Doch noch bevor selbst Bankdirektor Degenhart erkennt, dass aus dem Spiel nun Ernst wird, ist es auch schon zu spät. Die Räuber sind mit einhundertvierzigtausend DM auf und davon. Unter der Leitung von Kriminalkommissar Lukkas können zwar sieben Banditen gefasst werden, aber zwei sind weiterhin flüchtig; unter ihnen der international gesuchte Verbrecher, der wegen einer Tätowierung nur „Schwarze Rose“ genannt wird.

Durch Zufall hört Frau Pfannroth, dass das Atlantic-Hotel Pagen zwischen vierzehn und fünfzehn Jahren sucht. Sie kann ihren Sohn Peter davon überzeugen, dass er nicht sein Leben lang Schuhputzer bleiben kann. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Hotel und werden zunächst enttäuscht, da schon alle Stellen besetzt wurden. Doch der energischen und resoluten Mutter ist es zu verdanken, dass es zu einem Blickkontakt zwischen Peter und dem Hoteldirektor kommt. Der traut seinen Augen nicht, als er in Peter den Jungen erkennt, der ihm jeden Tag seine Schuhe blank putzt. Natürlich lässt er sich erweichen und stellt ihn auch als Pagen ein! Die erste Freude darüber verblasst aber schnell, als für die Pagenuniform 126,00 DM aufgebracht werden müssen. Wären da nicht die fünfundzwanzig Kollegen von Peter eingesprungen, mit denen er auch im Boxverein Astoria ist, hätte er kaum das Geld so schnell auftreiben können.

Peter wird an seinem ersten Arbeitstag von Friedrich eingewiesen, der ihm freundlich viele nützliche Tipps verrät. Es ist ein oberstes Gebot, immer hilfreich und zuvorkommend zu allen Hotelgästen zu sein. Peter macht sich schnell beliebt und als ein Gast plötzlich wieder für einige Tage geschäftlich verreisen muss, fällt ihm eine besondere Aufgabe zu. Peter soll für die Zeit ausschließlich dem gleichaltrigen Sohn Francis zur Verfügung stehen. Francis schlägt vor, seine Kricket-Schläger von der Gepäckaufbewahrung zu holen und händigt Peter seinen Gepäckschein aus. Doch die Gepäckscheinnummern 666 und 999 werden vertauscht und so landet bei den Jungen der Koffer mit dem Geld aus dem Bankraub. Die beiden werden zu Detektiven und wollen die Gauner selbst stellen, um so die ausgesetzte Belohnung zu erhalten.

Alfred Weidenmann schrieb den Roman „Gepäckschein 666“ nach dem Krieg 1953 und das Werk zählt zu den Klassikern unter den Jugendkrimis. Die erste Hälfte liest sich eher schleppend und erst ab etwa der Mitte kommt Schwung in die Geschichte. Es ist gut vorstellbar, dass in den 60er Jahren viele Jugendliche dieses Buch sogar mit Spannung verfolgt haben. In Zeiten von Facebook, Computerspielen und Actionkrimis dürfte es heutzutage aber kaum noch einen Leser vom Hocker reißen. Welcher Jugendliche könnte sich heute mit der Figur eines Pagen oder Schuhputzers identifizieren? Damit soll nicht der Klassiker schlecht geredet werden, denn er ist durchaus flüssig geschrieben und liest sich gut. Die Ausdrücke orientieren sich allerdings auch an der damaligen Zeit und insgesamt wird „Gepäckschein 666“ von Alfred Weidenmann heute kaum eine Zustimmung unter den Jugendlichen finden können.

Gepäckschein 666 von Alfred Weidenmann

Gepäckschein 666
Loewe Verlag 2011
Broschur
384 Seiten
ISBN 978-3-785-57367-9

Bildquelle: Loewe Verlag
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