Gutenachtgeschichten für Celeste von Nikolaus Heidelbach und Ole Könnecke

Die Eltern von Boris und Celeste sind bei ihren Nachbarn zum Geburtstag eingeladen und lassen ihre Kinder zum ersten Mal ganz alleine zu Hause. Boris soll als der Ältere für das Abendbrot sorgen, seine Schwester zu Bett bringen und ihr dort noch eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Doch anstelle des bereitgestellten Vollkornbrotes, der Paprika und des Salates gibt es für die Geschwister Kartoffelchips und Kekse zum Abendbrot. Und obwohl es von den Eltern hieß, dass sie keinen Film mehr anschauen dürfen, sieht Boris sich einen Gruselfilm an und schickt Celeste währenddessen ins Bad zum Zähneputzen.

Im Bett fordert Celeste von Boris eine Gutenachtgeschichte. Doch ihm schwebt eher etwas Gruseliges vor, was Celeste durchaus begrüßt. Er warnt seine Schwester, bevor er mit einer Geschichte eines kleinen Mädchens beginnt, das keine Eltern mehr hat und das sich verläuft. Als dieses plötzlich einem Gespenst gegenübersteht, findet Celeste die Erzählung nur langweilig. Enttäuscht denkt sich Boris eine Geschichte über eine Kröte aus, mit der er auch nicht überzeugen kann. Es folgt eine weitere über eine Fledermaus, wobei sich seine Schwester schlafend stellt und ihn dann im Gegenzug zu Tode erschreckt.

Boris versucht es weiter mit einer Gutenachtgeschichte über eine Prinzessin, über ein Ungeheuer und schließlich über einen riesigen Affen. Doch diese Geschichte findet Celeste eher traurig. Die nächste hört sie schon gar nicht mehr, weil sie sich ein Taschentuch in die Ohren gesteckt hat. Boris wird langsam ungehalten. Mit ihren dauernden Unterbrechungen und Bemerkungen treibt ihn Celeste in den Wahnsinn. Zu guter Letzt macht sie ihm den Vorschlag, ihm eine gruselige Geschichte zu erzählen. Und was passiert jetzt? Ihr Bruder schläft bestimmt vor Schreck ein! Als die Eltern nach Hause kommen, finden sie ihre „süßen Kinder“ friedlich schlummernd vor.

Als erstes fällt beim Aufschlagen des Bilderbuches „Gutenachtgeschichten für Celeste“ von Nikolaus Heidelbach auf, dessen einziges Manko das unhandliche Format ist, dass es sich um eine Mischung aus Erzählung und Comic handelt, wobei der Comic mit passenden Zeichnungen von Ole Könnecke überwiegt. Interessant ist der Umstand, dass der Leser bei der Lektüre etwas anderes als das tatsächliche Geschehen erwartet, denn in aller Regel verhalten sich Kinder eher mustergültig, wenn sie das erste Mal einen Abend ohne Eltern verbringen. Schließlich wollen sie beweisen, wie groß sie schon sind und dass man sich auf sie verlassen kann. Im vorliegenden Fall nutzt Boris die Gelegenheit aber sofort aus und sieht sich einen Film an, von dem er genau weiß, dass die Eltern das nicht billigen.

Das Alter von Boris und Celeste lässt der Autor unbeantwortet. Er verrät nur so viel, dass Boris „schon groß“ ist und dass seine jüngere Schwester schon bis zehn zählen kann, womit sie vermutlich mindestens drei Jahre alt sein dürfte. Durch die lustigen Illustrationen von Ole Könnecke erhält der jede Menge Überraschungen bereithaltende Text von Nikolaus Heidelbach ohne Zweifel eine Aufwertung. Kindern, denen die „Gutenachtgeschichten für Celeste“ schon ab einem Alter von vier Jahren vorgelesen werden können, werden bestimmt sofort erkennen, dass sich Boris nicht richtig verhält, was die meisten von ihnen auch direkt beanstanden und missbilligen werden. Umso größer ist ihr Spaß, wenn sie feststellen, dass es Boris einfach nicht gelingt, mit einer seiner Gruselgeschichten seiner Schwester Angst einzujagen.