Kaimankacke von Lars Simon

KaimankackeInzwischen lebt Torsten Brettschneider, der Protagonist aus Lars Simons Roman Elchscheiße, als Schriftsteller in Schweden. Er trifft sich gelegentlich mit Linda, die ihn zwar sehr gern mag, aber noch immer einer vierjährigen Beziehung mit Olle nachhängt, der für ein Kulturprojekt nach Lappland gegangen ist. Der zweite Roman ist bekanntlich der schwerste, das muss auch Torsten feststellen, denn die einhundertfünfzig Seiten seines neuen Manuskripts sind beim Verlag auf Ablehnung gestoßen. Man hatte ein wenig mehr von ihm erwartet, und deshalb braucht er dringend ein neues Konzept für eine neue Geschichte. Doch scheint seine Kreativität gerade im Urlaub zu sein, denn er hat eine Schreibblockade und wird von Selbstzweifeln geplagt.

Da meldet sich sein Vater Gerd aus einem Urlaub in Costa Rica, den er gemeinsam mit seiner wesentlich jüngeren, esoterischen Freundin Renate, dem alten Norweger Bjørn und dem etwas chaotischen Rainer im Club Mucho Gusto verbringt. Er versucht Torsten zu überzeugen, dass er einen Tapetenwechsel braucht und etwas Ruhe und Entspannung in der Karibik vertragen könnte. Doch Torsten bezweifelt, ob er in der Gesellschaft von seinem Vater und den anderen überhaupt Entspannung findet. Denn dem liebenswerten, aber vollkommen lebensfernen Rainer, der mittlerweile im elften Semester Sozialpädagogik studiert, schwebt eine oberstkrass zwanglose Gesellschaftsform vor, und wo er auftaucht, kann es etwas „ereignisreich“ werden. Linda hält den Vorschlag von Torstens Vater für eine tolle Idee, zumal sie nach Lappland reisen will, um Olle eine zweite Chance zu geben. Torsten könnte sich in Costa Rica um Rainer kümmern und dabei in einer anderen Umgebung Anregungen für ein neues Manuskript sammeln.

Von Frau Lindström im Reisebüro lässt sich Torsten noch einmal die Abflugzeiten bestätigen. Von Göteborg geht es über Frankfurt nach San José. Da der Club Mucho Gusto vollkommen ausgebucht ist, soll er mit einer Hütte „außerhalb des clubüblichen Niveaus“ vorlieb nehmen, für die der Clubchef dem Reisebüro einen großzügigen Rabatt von zwanzig Prozent zugesagt hat. Bei seiner Ankunft stellt Torsten allerdings fest, dass die armselige Hütte am Rande der Clubanlage eine Bruchbude ist und es sich bei der versprochenen Sanitäreinheit um eine Bretterbude mit einem Donnerbalken handelt. Zu allem Überfluss fackelt der chaotische Rainer im Suff seine Hütte ab und zieht bei Torsten ein, und die esoterisch angehauchte Renate möchte unbedingt an einer mehrtägigen Dschungeltour teilnehmen, um andere Vibrations wahrzunehmen. Ruhe und Erholung in der Karibik hat sich Torsten etwas anders vorgestellt.

Wer bereits den Roman Elchscheiße von Lars Simon kennt, wird in seinem neuen Roman „Kaimankacke“ auf alte Bekannte treffen. Denn nicht nur der Protagonist Torsten Brettschneider, sondern auch die anderen skurrilen Charaktere aus dem vorherigen Roman von Lars Simon sind in dieser Geschichte wieder vertreten. Aber auch einige neue Nebenfiguren, die sehr authentisch dargestellt werden, tragen tatkräftig zur Unterhaltung bei. Den Lesern, die der hessischen Mundart mächtig sind, wird dabei ein besonderes Vergnügen zuteil. Bei einer Dschungeltour wird es zunächst satirisch, dann aber leider völlig überzogen und realitätsfremd, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut. Insgesamt ist „Kaimankacke“ von Lars Simon ein herrlich schräger Reiseroman, bei dessen Lektüre sich der Leser köstlich amüsiert, aber irgendwie keinerlei Lust auf einen Urlaub in Costa Rica verspürt.

Kaimankacke von Lars Simon

Kaimankacke
dtv 2014
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-423-21554-1

Bildquelle: dtv
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