Erotisches Chaos und Haschkekse: Eine Romananalyse

Bild zu dem Roman Gib’s mir, Schatz!

Wenn die Lust schwindet: Annes Dilemma und Tess‘ Flaute

Die 38-jährige Anne und ihre Freundin Teresa, genannt Tess, verbindet eine über zehnjährige Freundschaft, die ihren Ursprung in einem Yogakurs fand. Anne, die seit sechs Jahren verheiratet ist und sich oft zwischen Job und Muttersein aufgerieben fühlt, sieht den samstäglichen Treffen mit Tess als willkommene Abwechslung und kleines Highlight. Doch diesmal ist ihre Stimmung getrübt. Die lange Sexflaute mit ihrem Mann Joachim und seine erneute Abweisung am Vorabend haben Anne frustriert. Sie sehnt sich nach Lust und Leidenschaft, doch seit der Geburt ihres fünfjährigen Sohnes Lars haben die intimen Momente drastisch abgenommen, fast auf null. Für Anne tickt die Uhr, denn der Wunsch nach einem zweiten Kind ist groß und die Zeit drängt. Auch bei der kinderlosen Tess, die mit dem Mittdreißiger Bernd zusammenlebt, der sich als Hausmann betätigt, herrscht im Bett gähnende Leere.

Verzweifelte Maßnahmen: Sexshop, SM-Club und der „Fürst der Finsternis“

Ein missglückter Verführungsversuch der beiden Freundinnen an ihren Männern führt sie schließlich in einen Sexshop. Sie decken sich mit reizvoller Wäsche und angesagtem Sexspielzeug ein. Doch da die Anwendung der erworbenen Artikel ein Rätsel bleibt, fassen sie einen gewagten Entschluss: den Besuch eines SM-Clubs, um sich vor Ort Inspiration zu holen. Im „Playland Club“ treffen sie auf Ramon, den selbsternannten „Fürst der Finsternis“, der sie prompt in seine Villa einlädt. Eine dort stattfindende SM-Party gerät außer Kontrolle, und nur durch die unerwartete Hilfe eines muskelbepackten Verehrers aus dem Fitness-Studio gelingt den Freundinnen die Flucht vor dem „Fürst der Finsternis“.

Ellen Bergs „Gib’s mir, Schatz!“: Klischees, Absurditäten und Oma Brownies Geheimrezept

Ellen Bergs Roman Gib’s mir, Schatz!* offenbart humorvoll, dass selbst die Frage nach der Anti-Cellulite-Creme eine romantische Stimmung killen kann, ganz zu schweigen von einem alten T-Shirt statt eines sexy Outfits. Doch dass ausgerechnet SM-Spielzeug das lahme Liebesleben von Anne und Tess ankurbeln soll, wirkt nicht nur weit hergeholt, sondern schlichtweg lächerlich. Selbst der überraschte Ehemann bricht in schallendes Gelächter aus, und auch der Leser fragt sich unweigerlich, was die Autorin sich dabei gedacht hat. Verruchte Sadomaso-Spiele für die biedere Hausfrau?

Wie bereits in Das bisschen Kuchen bedient Ellen Berg auch hier einige Klischees mit bissigem Humor. Bestes Beispiel ist der Besuch der Freundinnen im Sexshop, für den sie sich verkleiden und mit Sonnenbrillen tarnen, oder eine Episode, in der die Schwiegermutter heimlich in der Wohnung des Ehepaares herumschnüffelt. Trotz einiger amüsanter Passagen wirken die Charaktere leider angestrengt skurril und wenig überzeugend. Nach einem bizarren Ausflug in die SM-Szene sind es letztendlich die guten alten Haschkekse von Oma Brownie, die das Sexualleben von Anne und Joachim wieder in Schwung bringen.

Buchcover von Gib's mir, Schatz!
Ellen Berg
Gib’s mir, Schatz!
Aufbau Verlag 2013
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-7466-2970-4
Bildquelle: Aufbau Verlag

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