Schief gewachsen – wenn Wurzeln keinen Halt finden von Hemma Schliefnig

Eine Großmutter erzählt ihrer Enkelin die Geschichte der Birnbäume, die gelernt haben so zu tun, als wären sie Apfelbäume.

Schief gewachsen – wenn Wurzeln keinen Halt findenFranziska ist die 25-jährige Enkelin von Lena. Sie erinnert sich an Erzählungen ihrer Großmutter und wie sie ihr als kleines Mädchen gelauscht hat. Eine erfundene Geschichte handelte von dem blinden Mädchen Ella. Das Besondere an diesem Mädchen war, dass es mit Tieren sprechen konnte und eines Tages hörte es von einer Eule, dass die Bäume des Obstgartens auf sie gewartet hätten. Die traurigen Bäume berichteten ihr davon, wie es in der Vergangenheit zu Streitigkeiten unter den verschiedenen Obstbäumen gekommen ist. In der Folge wurden quer durch die Reihen der Birnbäume neue Grenzen gezogen, wodurch die Birnbäume zusammen mit den Apfelbäumen in einem Staat leben sollten. Doch alle Bäume des neuen Staates sollten sich ähneln und man redete ihnen ein, dass sie eigentlich keine Birnbäume, sondern Kruschkenbäume wären. Weiter überzeugte man sie davon, dass ihre Sprache viel mehr der Sprache der Apfelbäume ähneln würde als der von Birnbäumen, die außerhalb des neu gegründeten Staates lebten. Die Konsequenz waren Verfeindungen unter den Birnbäumen der verschiedenen Staaten und den alten Dialekt sprach man nur noch zu Hause.

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