Das Leben ist manchmal woanders von Ulrike Herwig

Das Leben ist manchmal woandersJudith und Achim Krause holen ihre Schwester Marlene und deren vierzehnjährigen Sohn Gregor, die für einen Besuch aus Bayern anreisen, vom Bahnhof ab. Allerdings fällt Gregor nicht nur wegen seines zu großen Kopfes aus dem Rahmen, sondern vor allem, weil er bei sommerlichen Temperaturen einen peruanischen Poncho und eine Schafsfellmütze trägt. Judith ist das Outfit ihres Neffen peinlich und ihr ist unverständlich, wie Marlene das offenbar tolerieren kann. Als die beiden Schwestern mit Gregor schwimmen gehen, will er selbst im Wasser die Mütze nicht abnehmen. Judith ist froh, dass sie noch einige Besorgungen machen muss, weshalb Marlene mit Gregor nachkommen will. Während Judith und Achim auf die beiden warten, erreicht sie ein Anruf der Uniklinik: Marlene wurde von einem Auto angefahren, erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und wurde in ein künstliches Koma versetzt.

Notgedrungen wollen Judith und Achim den Neffen so lange bei sich aufnehmen, bis Marlene aus dem Koma erwacht. Gregor überrascht seine Tante immer wieder aufs Neue, wenn er beispielsweise am Klavierspiel einer Nachbarin Mollakkorde erkennt oder wenn er völlig in sich gekehrt eine Reihe von Wetterdaten im Internet ansieht.

weiterlesenDas Leben ist manchmal woanders von Ulrike Herwig

Kaiserschmarrndrama von Rita Falk

KaiserschmarrndramaDer Dorfpolizist Franz Eberhofer wird telefonisch darüber in Kenntnis gesetzt, dass im Wald von Niederkaltenkirchen die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde. Sofort macht er sich auf den Weg zum Fundort. Bei der Toten, die nur mit einem String bekleidet ist, finden sich keine Papiere, doch stellt sich trotzdem schnell heraus, dass sie die neue Mieterin Simone des Metzgermeisters Simmerl und seiner Frau Gisela ist. Der einzige Verwandte von Simone ist ihr Bruder Christian Kitzeder, der als Pfarrer in einer Nachbargemeinde tätig ist. Nach dem Tod seiner Schwester gehört ihm sein Wohnhaus ganz allein, womit er zumindest schon einmal ein Tatmotiv haben könnte. Außerdem hat er, wie auch seine Ehefrau, für die Tatzeit kein Alibi.

Der ehemalige Polizist Rudi Birkenberger unterstützt Franz Eberhofer als Privatdetektiv und sieht sich die Daten auf dem Laptop der Ermordeten an. Er findet heraus, dass zu den Stammkunden der als Webcamgirl arbeitenden Simone sowohl Verwandte, als auch Freunde von Franz zählten.

weiterlesenKaiserschmarrndrama von Rita Falk

Zu Hause wartet das Glück von Agnès Ledig

Zu Hause wartet das GlückValentine Bergeret lebt in einem kleinen Dorf auf einem abgelegenen Hof in den Vogesen. Während eines Gewitters klopft es eines Abends an ihrer Haustür: Ein Mann erbittet für seine fiebernde Tochter Hilfe. Valentine nimmt die beiden in ihrem Haus auf und ruft umgehend einen Arzt für die siebenjährige Anna-Nina. Deren Vater stellt sich Valentine als Éric Duval vor. Er wäre mit einem Pferdewohnwagen auf der Durchreise, doch hätte der Sturm das Dach zerstört, das er dringend reparieren muss. Valentine bleibt nichts anderes übrig, als Éric und Anna-Nina so lange Unterschlupf zu gewähren, bis die Kleine wieder gesund ist und der Wohnwagen wiederhergestellt. Um die Pferde kümmert sich ihr liebenswerter Nachbar Gustave. Am nächsten Morgen muss Valentin, die als Lehrerin an einer Grundschule arbeitet, das Haus verlassen. Ihrem Kollegen Gaël erzählt sie von dem nächtlichen Besuch. Er ist skeptisch, dass sie die Fremden allein in ihrem Haus gelassen hat.

Der Roman „Zu Hause wartet das Glück“ von Agnés Ledig hat zwei Handlungsstränge: Da ist die im Jahr 2010 angesiedelte Geschichte von Valentine, die einen Fremden mit seiner Tochter aufnimmt, ohne etwas über ihre Vergangenheit oder Absichten zu wissen, mit der die Autorin den Leser von den ersten Sätzen an neugierig auf die weitere Entwicklung macht.

weiterlesenZu Hause wartet das Glück von Agnès Ledig

Valentina sucht das Glück von Hans Kruppa

Valentina sucht das GlückValentina fährt nach einem Besuch bei ihren Eltern, wo sie ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert hat, mit dem Zug nach Hause. Aus dem Fenster beobachtet sie einen Mann auf dem Bahnsteig, dessen Blicke sie treffen. Weil ihr dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf geht, steigt sie an der nächsten Station aus und kehrt zurück. Doch der Unbekannte ist nicht mehr da. Auf der Suche nach ihm spricht sie eine Frau an und zeigt ihr eine Portraitzeichnung, die sie während der Zugfahrt von dem Mann angefertigt hat. Schnell freundet sie sich mit Vanessa an, die den Mann wiedererkannt hat und Valentina bei der Suche behilflich ist.

Seit der Begegnung auf dem Bahnsteig fühlt sich Valentina verändert. Ihren Traum und ihre Hoffnung, eines Tages den Richtigen und damit die Liebe zu finden, hatte sie schon aufgegeben. Doch durch den Blick des Fremden kann sie wieder Freude am Leben empfinden, wofür sie sich bei ihm bedanken will. Mit Steckbriefen und einem Inserat will sie den Unbekannten finden. Tatsächlich meldet sich einen Tag später ein freundlicher Herr bei ihr und gibt ihr einen Tipp, in welchem Restaurant er den Gesuchten gesehen hat.

weiterlesenValentina sucht das Glück von Hans Kruppa

Der Klang der verborgenen Räume von Felicity Whitmore

Der Klang der verborgenen RäumeNina Altmann ist eine gefeierte Pianistin, doch kann sie sich nicht verzeihen, ihre Freundin und Professorin, der sie ihre Karriere zu verdanken hat, mit dessen Ehemann Johannes betrogen zu haben. Seit jener Nacht verkrampfen sich ihre Finger beim Anblick eines Klaviers und sie kann nicht mehr spielen. Umso dankbarer ist sie, ihrem Wohnort Dortmund entfliehen zu können, als sie das Landhaus Stone Abbey in England von ihrer Urgroßtante Ernestine erbt. Doch mit diesem Erbe ist die Verpflichtung verknüpft, dass sie die Unschuld ihrer Vorfahrin Anna Stone beweist, die vor einhundertachtundfünfzig Jahren vier Menschen ermordet haben soll und gehängt wurde.

Nach ihrer Ankunft fällt Nina sofort an einem Gemälde eine frappierende Ähnlichkeit zwischen ihr und Anna Stone auf, die ebenfalls eine Pianistin war. Ihre Nachforschungen führen sie nach Mainston Hall, wo sie von Butler Bryan begrüßt wird. Obwohl Bryan von Anna Stones Schuld überzeugt ist, führt er Nina bereitwillig durch das Haus und sogar durch verstaubte Zimmer, die seit langer Zeit ungenutzt geblieben sind. Seit „Der Klang der verborgenen Räume“ für Nina wahrnehmbar ist, will sie unbedingt hinter das Geheimnis von Anna Stone kommen. Ihre Großmutter Abigail, der es zu Lebzeiten nicht gegönnt war, das Gerücht einer Mörderin aus der Welt zu schaffen, soll endlich ihre Ruhe finden.

weiterlesenDer Klang der verborgenen Räume von Felicity Whitmore

Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky von Jean-Paul Didierlaurent

Der unerhörte Wunsch des Monsieur DinskyAmbroise Larnier ist Thanatopraktiker und somit als Leichenpräparator nicht nur für die hygienische Versorgung der Toten zuständig, sondern möchte vor allem den Hinterbliebenen Trost spenden, indem er die Leichen einer ästhetischen Behandlung unterzieht. Seit einem Zerwürfnis mit seinem Vater Prof. Henri Larnier, der einen Nobelpreis in Medizin erhalten hat, lebt er mit seiner Großmutter Beth zusammen.

Manelle ist als Seniorenbetreuerin tätig und erledigt in dieser Eigenschaft nicht nur anfallende Hausarbeiten, sondern liest auf Wunsch auch vor oder unterhält sich mit den alten Leuten. Als sie Samuel Dinsky zu einem Neurologen begleitet, der aufgrund eines festgestellten Glioblastoms, eines bösartigen und nicht operablen Tumors im Gehirn, nur noch eine kurze Lebensdauer des Patienten prognostiziert, hat dieser nur noch einen Wunsch: Da er als Zwölfjähriger im Vernichtungslager Sobibor die Gaskammern überlebt und Unmenschliches mit ansehen musste, erbittet er einen humanen Tod und möchte, dass ihn Manelle nach Genf zu einem ärztlich betreuten Suizid begleitet, was die jedoch als Beihilfe zum Mord versteht und ablehnt.

weiterlesenDer unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky von Jean-Paul Didierlaurent

Chapeau! Ein Dorf zeigt, was es kann von Julia Stagg

Chapeau! Ein Dorf zeigt, was es kannIn den französischen Pyrenäen an der Grenze zu Spanien liegt das beschauliche Dorf Fogas, in dem die Handlung des Romans „Chapeau! Ein Dorf zeigt, was es kann“ angesiedelt ist. Die Gemeinde besteht aus drei kleinen Dörfern, deren Geschicke von Bürgermeister Serge Papon gelenkt werden. Er hat einen Angriff auf die Eigenständigkeit der Gemeinde, angefacht von Henri Dedieu, dem Bürgermeister des wohlhabenden Sarrat auf der anderen Seite des Flusses, erst vor einiger Zeit erfolgreich abgewehrt. In der Èpicerie von Madame Josette mit einem Glas Pastis in der Hand zieht Papon Bilanz über seine Amtszeit als Bürgermeister. Aus strategischen Gründen ist es für ihn an der Zeit, von seinem Amt zurückzutreten, und Christian Dupuy, Landwirt und zweiter Vizebürgermeister des Ortes, zu seinem Nachfolger zu machen. Doch gerade als er beschließt, Christian in seine Pläne einzuweihen, erleidet Papon einen Herzinfarkt, und jede Hilfe kommt zu spät.

Die Einwohner von Fogas stehen regelrecht unter Schock. Dass Serge Papon das Leben in der Gemeinde nicht mehr regeln wird, ist für viele kaum vorstellbar. Der Übergangsbürgermeister Pascal Souquet, der die Zusammenlegung von Fogas mit Sarrat einst befürwortet hat, will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, um endlich regulärer Bürgermeister zu werden.

weiterlesenChapeau! Ein Dorf zeigt, was es kann von Julia Stagg

Die Fallstricke des Teufels von Heike Stöhr

Die Fallstricke des TeufelsSchon in jungen Jahren verliert Sophia Weyner ihre an der Pest erkrankte Mutter und verbringt daraufhin einige Jahre bei ihrem Onkel in Leipzig. Ein Professor erzählt ihr von einem abhanden gekommenen Buch, das in einer Geheimschrift verfasst sein soll und dessen Verfasser in der Lage war, jede Krankheit zu heilen. Umso erstaunter ist der Professor, als ihm Sophia das Buch präsentiert, das sie einst beim Spielen entdeckte. Sie hofft, darin ein Mittel gegen die Pest zu finden, der ihre Mutter zum Opfer fiel, doch niemand kann die Geheimschrift entschlüsseln. Als Neunzehnjährige kehrt Sophia schließlich zu ihrem Vater Simon, einem wohlhabenden Weinhändler, nach Pirna zurück.

Von dem in einer Geheimschrift verfassten Buch hört auch Wolf Schumann. Sein leiblicher Vater, ein Pater, will es in einer Kiste im Weinberg des Klosters Pirna vergraben haben. Da das Buch ewiges Leben schenken soll, setzt Wolf alles daran, diese Kiste und damit das Buch zu finden. Er bewirbt sich deshalb in Pirna als Stadtschreiber und richtet sein Augenmerk auf einen Tischler und einen Fuhrmann, die angeblich etwas über den Verbleib der Kiste wissen. Jedes Mittel ist ihm recht und so heuert er einen skrupellosen Stadtstreicher an.

weiterlesenDie Fallstricke des Teufels von Heike Stöhr

Der Schuss von Christian Linker

Der SchussDer siebzehnjährige Robin Fuchs lebt mit seiner Mutter und der ein Jahr jüngeren Schwester Melanie im Breslauer Block, einem Plattenbau. Seit er nicht mehr die Schule besucht, dealt er für den gleichaltrigen Hakan Topal, möchte allerdings aus dem „Geschäft“ aussteigen. Zufällig wird Robin eines Tages Zeuge, wie Emil Becker seinen „Chef“ Fred Kuschinski verrät. In einer Garage will er dem Journalisten und Blogger Magnus Mahlmann gegen Geld einen Stick überreichen, der belastendes Material über Fred enthält, der der rechten Deutschen Alternativen Partei angehört und in den Bundestag einziehen will. Doch Nikolaj Müller und Marc Dorfmann, die Fred treu ergeben sind, stechen ihren Kollegen Emil Becker nieder und verletzen Magnus Mahlmann. Der schwer Verletzte kann sich zu Robin retten, der Erste Hilfe leistet und einen Notruf absetzt. Doch bevor Magnus bewusstlos wird, übergibt er Robin den Stick mit der Bitte, diesen an eine Person namens Henry zu überreichen.

Hakan, der wiederholt verhaftet wurde und immer wieder frei kam, weil ihm nichts bewiesen werden konnte, wird als Tatverdächtiger für den Mord an Emil Becker und den ins Koma versetzten Magnus Mahlmann verhaftet. Außer seiner Schwester Arzu sind alle Bewohner des Breslauer Blocks der Meinung, dass er endlich seine gerechte Strafe bekommt.

weiterlesenDer Schuss von Christian Linker

Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12 von Jean-Paul Didierlaurent

Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12Ein Band mit Kurzgeschichten ist eine Sammlung von spannenden, lustigen und mehr oder weniger anspruchsvollen Geschichten, wobei sich in der Regel auch immer solche darunter befinden, die eher langweilig sind und bei denen das Lesen Zeitverschwendung ist. Völlig anders verhält es sich dagegen mit den elf Kurzgeschichten in dem Buch „Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12“ von Jean-Paul Didierlaurent, die allesamt lesenswert sind.

Während in einer der Geschichten ein alter Mann nach einem Sturz den Rest seines Lebens notgedrungen in einem Altenheim verbringen muss, sucht ein ebenfalls in die Jahre gekommener zwanghaft nach Texten für eine Handschriftenanalyse. Ein erst Sechsjähriger vermisst seinen verstorbenen Vater, ein achtjähriges Mädchen leidet unter den Gedanken an ein immer wiederkehrendes Ungeheuer sowie „kreischende Engel“. Als achtzehnjähriger muss Joseph mit zwanzig weiteren Soldaten in den Krieg ziehen, dem Gefängnisinsassen Yvan wird vom Direktor ein letzter Wunsch erfüllt, und Pater Duchaussoy geht im Beichtstuhl einer ungewöhnlichen Beschäftigung nach.

weiterlesenMacadam oder Das Mädchen von Nr. 12 von Jean-Paul Didierlaurent