Der Polizeibeamte Max Bauer ist mit seiner Ehefrau Julia und ihrer knapp dreijährigen Tochter Emilia auf der Rückfahrt von einem Strandurlaub, als Julia beunruhigt feststellt, dass sie von einem Auto verfolgt werden. Wenig später hält sich Max auf einer Party im Garten der Gastgeber auf, während Julia an einer Hausbesichtigung teilnimmt, von der sie ebenfalls beunruhigt zurückkehrt. Plötzlich ist sie verschwunden. Niemand weiß, wo sie ist. Max kann nur noch ihre Mailbox erreichen und macht sich schließlich auf den Heimweg. Zu Hause wird er mit der Tatsache konfrontiert, dass sie vor ihm hier gewesen sein muss und offensichtlich in der Eile das Nötigste gepackt hat. Irritiert ruft er seine Mutter an, die Emilia für die Dauer der Party beaufsichtigen sollte. Wie sich herausstellt, hat Julia auf ihrer Mailbox eine Nachricht hinterlassen mit der Bitte, ihre Tochter sofort nach Hause zu bringen.
In der Hoffnung, dass seine Nachbarin etwas gesehen hat, geht Max zu ihr. Sie will beobachtet haben, wie Julia zu einem Mann ins Auto stieg. Max, dessen Vater schon im Polizeidienst war und der seit einem tätlichen Angriff mit zwei toten Kollegen nur noch im Innendienst eingesetzt wird, gibt eine Vermisstenanzeige auf. Einer seiner Kollegen soll Julias Handy orten, was leider ohne Erfolg bleibt. Von seiner Mutter erfährt Max, dass ein Mann Emilia von der Kita abholen wollte, was glücklicherweise vereitelt werden konnte. Als Max nach Hause fährt, fällt ihm sofort auf, dass die Tür nicht abgeschlossen ist. Jemand Fremdes hat sich zudem an der Lade mit ihren Pässen zu schaffen gemacht.
Da Max über die Vergangenheit von Julia, die er erst vor einem halben Jahr geehelicht hat, nichts weiß, sucht er einen ihrer ehemaligen Arbeitgeber auf, der ihm mitteilt, dass Julias Zeugnis eine Fälschung ist. Ein Treffer beim Abgleich ihrer Fingerabdrücke fördert zu Tage, dass Julia nicht die Frau ist, für die Max sie gehalten hat. Doch sind das nicht seine einzigen Sorgen. Inzwischen haben ihm zwei Kollegen von der Mordkommission einen Toten präsentiert, den er durch seinen Onkel Albert kennt. Zu Max Bestürzung wird er nach seinem Alibi gefragt. Von weiteren Kollegen wird Max mit der Tatsache konfrontiert, dass seine im Streifendienst bei der Polizei beschäftigten Brüder in den Kokainschmuggel verstrickt sein sollen, weswegen er selbst bereits observiert wurde. Da es sich um ein „korruptes Netzwerk mit Kontakten bis ins Ausland“ handelt, soll Max seine Familie bespitzeln. Willigt er nicht ein, droht ihm die sofortige Festnahme.
Horst Eckert thematisiert in seinem Thriller Nacht der Verräter* unterschiedliche Ereignisse. Zum einen geht es um die plötzlich verschwundene Ehefrau des Protagonisten, zu deren Geheimnis es gehört, den Vater von Emilia zu verheimlichen. Auch über ihre Eltern hat sie ihm nichts verraten. Für den Leser mag dieser Umstand schon recht fragwürdig sein, da es wenig glaubhaft ist, dass ausgerechnet ein Polizeibeamter dermaßen naiv sein kann. Eine andere Geschichte ist die Verstrickung ins Drogengeschäft von Max Halbbrüdern, die für ihn immer zur Familie gehörten. Vor die Wahl gestellt, als verdeckter Ermittler zu agieren oder verhaftet zu werden, muss sich Max einer Entscheidung stellen. Des Weiteren gab es eine Geiselnahme, in die Max Vater involviert war. Obwohl dieser als Held daraus hervorgegangen ist, macht seine Mutter widersprüchliche Aussagen, die den Vater in einem anderen Licht zeigen. Schließlich geht es in einer Gerichtsverhandlung noch um einen Vorfall, bei dem Max neben zwei seiner Kollegen angegriffen wurde und er als Einziger überlebt hat. Dass Max in dem ganzen Durcheinander auch noch ein Verhältnis mit seiner Nachbarin beginnt, ist irgendwie zu viel des Guten.
Der Autor bleibt seiner Linie, das Geschehen in kurzen Kapiteln auszuführen, treu. Allerdings vermisst der Leser in diesem Plot seine exzellenten Recherchen aus früheren Werken. Vielmehr kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass alles ziemlich konstruiert wirkt. So sehr Wendungen einen Roman beleben können, so folgen in diesem Thriller, der lediglich zum Schluss seinem Namen alle Ehre macht und mit Spannung aufwartet, zu viele Wendungen aufeinander. Max muss nicht nur erkennen, dass er Julia unter falschem Namen geheiratet hat, sondern auch, dass hinter dem bösen Verfolger ein anderer Mensch als vermutet steckt. Am Ende konfrontiert der Autor seine Leser mit weiteren überraschenden Wendungen. Alles in allem könnten Fans von Horst Eckert von diesem Werk enttäuscht sein.
Nacht der Verräter von Horst Eckert
Heyne Verlag 2024
Klappenbroschur
400 Seiten
ISBN 978-3-453-42941-3