Luzerner Totentanz von Monika Mansour

Luzerner TotentanzAm Heiligabend wird im Luzerner Männliturm, einem der neun Türme der Museggmauer, ein kleines Mädchen mit lockigen blonden Haaren aufgefunden, das mit einem Engelskostüm bekleidet ist. An den Mauern des Turms sind überall mystische Symbole zu finden, die mit Blut aufgemalt wurden. Das Mädchen wurde offenbar mit einem Schlafmittel betäubt, um sie in einem Bett aus Stroh zu drapieren. Obwohl die Kleine unverletzt ist, weigert sie sich beharrlich zu sprechen, denn eine Hexe mit roten Haaren hat es ihr verboten. Die leitende Ermittlerin Barbara Amato und ihr Kollege Cem Cengiz stehen vor einem Rätsel.

Während seiner weiteren Ermittlungen erhält Cem unerwartete Unterstützung durch den Journalisten Marius van Roijen, der sich mit der Luzerner Geschichte und der Sage um die Sträggele von Luzern bestens auskennt. So erfährt er, dass die Sträggele im Mittelalter ein wildes Weib war, die auf ihrem Pferd durch die Wälder jagte und in den Nächten vor Weihnachten kleine Mädchen aus den Häusern entführte. Gemeinsam mit Marius begibt sich Cem auf die Spur der Hexe, da sie weitere Taten der Sträggele befürchten.

Der Kriminalroman „Luzerner Totentanz“ von Monika Mansour ist bereits der vierte Fall mit dem Ermittler Cem Cengiz und seiner Kollegin Barbara Amato. Da es sich bei dem Roman um eine in sich abgeschlossene Geschichte handelt, sind Kenntnisse über die vorherigen Kriminalfälle allerdings nicht erforderlich. Bereits im Prolog erzeugt die Autorin eine beklemmende Stimmung, denn ein Mädchen steht auf dem Dach einer Schule, um sich in den Tod zu stürzen. Sie ist offensichtlich ein Opfer von Mobbing und möchte aus dieser Hölle entfliehen, um endlich frei zu sein.

Die Autorin hat mit ihrem Kriminalroman ein brisantes Thema aufgegriffen, denn durch die Berichterstattung in den Medien werden plötzlich rothaarige Frauen verfolgt, und selbst Cems rothaarige Kollegin Barbara gerät unter Verdacht. Im Mittelalter, so erfährt der Leser, soll es allein in Europa über einhunderttausend Hexenprozesse gegeben haben und etwa sechzigtausend Frauen, Männer und selbst Kinder fanden den Tod in den Flammen. Heutzutage ist Mobbing in der Schule eine moderne Form der Hexenjagd, doch Scheiterhaufen gibt es nicht mehr, denn heute lodern die Flammen im Internet, erklärt Monika Mansour in ihrer Danksagung. Sie hat dieses Thema in ihrem Kriminalfall verarbeitet, der spätere Folgen, die durch Mobbing entstehen können, sehr deutlich macht.

Äußerst geschickt hat die Autorin die alte Sage von der Sträggele und dem Türst in ihren Plot eingebettet und erzeugt damit eine mystische Atmosphäre, die neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung macht. Die beschriebenen Handlungsorte und typischen Schweizer Begriffe wie „pakieren“ für parken sorgen für Lokalkolorit. Da der Leser auch einiges über die privaten Probleme der Ermittler erfährt, wirken die Charaktere sehr authentisch. Insgesamt überzeugt der Kriminalroman durch den rasanten Schreibstil der Autorin und einen perfekt inszenierten Spannungsbogen, der in einem Showdown endet. „Luzerner Totentanz“ ist ein hervorragender Kriminalroman mit Tiefgang und auch für Nichtschweizer lesenswert.

Luzerner Totentanz von Monika Mansour

Luzerner Totentanz
Emons Verlag 2017
Taschenbuch
272 Seiten
ISBN 978-3-7408-0193-9

Bildquelle: Emons Verlag
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