Zuagroast von Martina Parker

ZuagroastFür gewöhnlich setzt ein Kriminalroman direkt mit einem Mord, einem gefangen gehaltenen Opfer oder Ermittlern ein, die vor einem Rätsel stehen. Der Leser weiß dann schon, was ihn im Zuge des weiteren Handlungsverlaufs interessieren wird und worum es geht. Doch diese Dinge treten in dem Gartenkrimi „Zuagroast“ von Martina Parker, vom Prolog einmal abgesehen, zunächst in den Hintergrund. Stattdessen wird der Leser von einem mit allerhand wissenswerten Hintergrundinformationen und herrlich amüsanten Missverständnissen versehenen, wendungsreichen Plot in Atem gehalten, dessen Faszination er sich nur schwer entziehen kann.

Handlungspersonen in der im Südburgenland ansässigen Geschichte sind neben Finz, der den Zuagroasten eine fruchtbare Inkaerde nach dem Vorbild der Terra preta verkaufen und dabei ganz nebenbei sein Sexleben mit den verheirateten Frauen bereichern will, sind Bauunternehmer Paul Achleitner, Ehefrau Eva sowie Tochter Carla. Wegen seiner zahlreichen Affären startet das Paar in Buchschachen einen Neustart. Eva vermutet, dass Ungereimtheiten von Pauls letztem Großprojekt der Hauptgrund für den Wegzug sind. Als erste Gäste empfängt das Paar den Chef der Pannonia Bau Harald Zieserl mit dessen Ehefrau Sylvia. Als Eva von einem Gartenstammtisch erfährt, zu dem Hofladenbesitzerin Johanna einlädt, lernt sie dort Vera Horvath kennen. Die Redakteurin ist mit ihrer Tochter Letta, die wiederum mit Carla zum Tanzunterricht geht, in das Haus ihrer verstorbenen Urlioma in Sankt Martin in der Wart gezogen.

In dem lehrreichen Gartenkrimi „Zuagroast“ von Martina Parker ist, so könnte man sagen, der Weg das Ziel, denn der eigentliche Kriminalfall mit dem Auftreten von Chefinspektor Franz Grandits und Kollegin Marlies Murlasits, die mit den Zuagroasten nichts wie Ärger haben, lässt lange auf sich warten. Stattdessen punktet der Plot mit Informationen, die den meisten Kapiteln vorangestellt sind und die Erstaunliches über Tiere und Pflanzen wie beispielsweise die Tatsache offenbaren, dass Küken bereits nach dem Schlüpfen Rechenaufgaben im Zahlenraum bis fünf lösen können. Bei ihren Recherchen hat sich die Autorin nicht nur auf diesem Gebiet bestens von Experten, die über entsprechendes Fachwissen verfügen, beraten lassen, sondern klärt zu unterschiedlichsten Themen auf und gibt Tipps, etwa bei der Farbgestaltung einer neu zu planenden Küche und selbstverständlich zu allen im Zusammenhang mit einem Garten stehenden Bereichen wie Pflanzen, Kräuter oder Kompostierung.

Sämtliche Protagonisten handeln lebensnah und erscheinen realistisch: Paul, der sein Studium als Architekt nie abgeschlossen hat und jede Frau anbaggert, ist jedoch eifersüchtig und fordert gerade dann, wenn Eva es zuwider ist, die „ehelichen Pflichten“ ein. Er schlägt sie, in Gegenwart Fremder behandelt er sie zuvorkommend. Als Alleinerziehende sorgt sich Vera um Letta, die zurück in die Stadt will, und wundert sich zunehmend über ihre Mutter Hilda, in dessen Nähe sie neuerdings wohnt. In ungemein flüssigem Schreibstil hat die Autorin einen nicht zu toppenden Einfallsreichtum bewiesen, auch wenn sie sich bei diesem interaktiven Werk auf Einfälle von „Komplizen“, wie sie in ihrer Dankesrede schreibt, stützen konnte. Die Angst vor österreichischen oder burgenländischen Ausdrücken ist unbegründet, da die entsprechenden Textstellen mit übersetzenden Anmerkungen versehen wurden. Die intelligente Handlung mit gesellschaftspolitischen, ironischen Äußerungen verspricht einen Hochgenuss, alles ist stimmig und die Lachmuskeln werden, wie selten in einem Krimi, über die Maßen strapaziert!

Zuagroast von Martina Parker

Zuagroast
Gmeiner Verlag 2021
Klappenbroschur
480 Seiten
ISBN 978-3-8392-0095-7

Bildquelle: Gmeiner Verlag
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