Der Cyberthriller Wolfszone* von Christian Endres ist in einer nahen Zukunft in Deutschland angesiedelt. Weltweit hat die Bevölkerung mit Pandemien und Extremwetter zu kämpfen. In einem Waldgebiet nahe der polnischen Grenze hat eine Forschungseinrichtung illegal Hightechmüll entsorgt, wodurch experimentelle Nanobots mit den Überwachungsimplantaten der heimischen Wölfe interagieren konnten und diese in riesige Cyborgs verwandelt haben. Direkt hinter dem Dorf Dölmow hat die Bundeswehr eine Sperrzone eingerichtet, die von Soldaten und Drohnen überwacht wird. Im Ort selbst tummeln sich Journalisten, Wissenschaftler und Umweltaktivisten der Bewegung ProW@lf. Während in Berlin die Auseinandersetzungen zwischen Wolfsgegnern und Aktivisten außer Kontrolle geraten sind, soll in einigen Tagen im Parlament über das weitere Vorgehen des Militärs entschieden werden.
Lisa Kraupen, die Tochter der Chefin des mächtigsten Rüstungskonzerns in Europa, der Milliardärin Sylvia Kraupen, hat sich unter falschem Namen den Umweltaktivisten von ProW@lf in Dölmow angeschlossen, doch seit einigen Tagen hat sie sich nicht mehr bei ihrer Mutter gemeldet. Sylvia Kraupen macht sich Sorgen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte und beauftragt den Berliner Privatdetektiv Joe Denzinger sie zu finden. Ausgestattet mit einem verschlüsselten Smartphone, mit dem er recherchieren und kommunizieren soll, sowie Ausweisen und Dokumenten, die ihn als Berater von Kraupen ausweisen, macht sich Joe auf den Weg in die brandenburgische Provinz, wo eine heikle Aufgabe auf ihn wartet. Durch seinen Status als „besonderer Gast“ erweckt er im Gasthof Schwalbe in Dölmow nicht nur das Misstrauen der Gastwirtin, sondern auch die Neugier der attraktiven Journalistin Charlotte, die bereit ist, für eine Story alles zu tun.
Der Science Fiction Roman Wolfszone* wird aus der Perspektive verschiedener Handlungspersonen erzählt, wobei auch Kapitel aus der Sicht des aus dem Rudel ausgestoßenen Cyborg-Wolfs DW-7X erzählt werden. Christian Endres schildert sehr realistisch, wie der Klimawandel in Zukunft das Leben der Menschen in Deutschland verändert. Duschen ist nur noch in kurzen Zeitintervallen möglich, denn Wasser wird rationiert und Lebensmittel können nur in einer kurzen Zeitspanne im Frühjahr angebaut und geerntet werden, da in den heißen Sommermonaten auf den Feldern alles verbrennt. Die verbliebenen Landwirte fürchten um ihre Existenz und viele haben bereits aufgegeben.
Obwohl die Grundidee, dass Nanobots mit künstlicher Intelligenz aus Wölfen und Elektroschrott riesige Cyborgs entstehen lassen, ziemlich weit hergeholt ist, hat der Autor daraus einen äußerst spannenden Plot entwickelt, in dem er auch einige kritische Themen angesprochen hat. So geht es um Mobbing und gescheiterte Integration von Soldaten mit Migrationshintergrund bei der Bundeswehr, Fake News und Verlage, die Artikel mit Hilfe künstlicher Intelligenz generieren, statt Journalisten zu beschäftigen, sowie den Einfluss eines Rüstungskonzerns auf politische Entscheidungen. Der in einem angenehmen Schreibstil verfasste Science Fiction Roman bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch durchaus kritische Anmerkungen, die zum Nachdenken anregen. Allerdings hätte der Autor auf ein sehr konstruiert wirkendes Happyend besser verzichten sollen.