Als Eve einen Abschluss als Museumswissenschaftlerin macht, lernt sie den aus Spanien stammenden Antonio kennen, der gerade an seiner Promotion in Neurobiologie arbeitet. Für beide ist es die große Liebe, doch mit einer unerwarteten Schwangerschaft konfrontiert, ist für Antonio eine Vaterschaft unvorstellbar. Eve zieht kurzerhand die Konsequenzen und beschließt, das Kind alleine großzuziehen. Mittlerweile hat sie in Robin einen Lebensgefährten gefunden, der auch für die inzwischen sechzehnjährige Tochter Maddy ein guter Ersatzvater ist. Eve könnte glücklich sein, wäre ihre Tochter nicht an Blutkrebs erkrankt.
Schon seit Monaten kann Maddy nicht mehr die Schule besuchen und wird stattdessen von Miss Sedge zu Hause unterrichtet. Gelegentlich bekommt sie Besuch von ihren Freundinnen und bereitet auch auf Bitten ihrer Lehrerin eine Kampagne für einen Protestmarsch gegen eine geplante Pipeline vor. Dazu trifft sie sich mit Sam und wünscht sich sehnlichst, von ihm geküsst zu werden. Maddy leidet aber auch sehr darunter, ihren leiblichen Vater nicht zu kennen. Ihr Plan sah vor, ihn zu suchen, wenn sie achtzehn Jahre alt ist. Doch diese Zeit bleibt ihr vielleicht nicht mehr und nach einem Gespräch mit ihrem Großvater, der sie in ihrem Wunsch bestärkt, will sie ihn sofort ausfindig machen. Über das Internet findet sie heraus, dass er in London als Neurowissenschaftler einen Lehrstuhl hat und schreibt ihm eine erste Mail.
Karen Raney beginnt ihren Roman „Vielleicht auf einem anderen Stern“ mit einer Unterhaltung, die Eve in ihrem Ferienhaus am Tawasentha Lake mit ihrer neuen Nachbarin führt, die sich ihr als Norma vorstellt. Eve hat zunächst Vorbehalte gegen sie, doch vielleicht gerade deshalb beginnen die sich fremden Frauen ein persönliches Gespräch. Wie ihre Mutter erzählt auch Maddy das Geschehen in der Ich-Form und berichtet von Krankenhausaufenthalten, Chemotherapien, Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, entzündetem Port sowie Geschwüren in der Mundhöhle und auch, dass sie häufig weint, wenn sie von niemandem gesehen wird. Mit Miss Sedge, die ihr zeichnerisches Talent entdeckt, philosophiert sie über zunehmende Umweltprobleme, und mit Sam stürzt sich die abgemagerte und nach Zärtlichkeit sehnende Maddy in ein Liebesabenteuer.
In dem ersten Teil dominieren die von der sechzehnjährigen Maddy geschilderten Erlebnisse. Da die Autorin natürlich auch den Schreibstil dementsprechend angepasst hat, könnte es sich bis zu dieser Stelle bei „Vielleicht auf einem anderen Stern“ um einen Jugendroman handeln. Das ändert sich jedoch mit Beginn des zweiten Teils schlagartig, der mit einer schockierenden Wendung aufwartet. Neben einem regen Mailverkehr, der die wechselweisen Erzählungen von Eve und Maddy ablöst, hat Karen Raney einige Nebensächlichkeiten in den Plot eingebaut, die vom Thema abkommen. Wiederholt machen Protagonisten eine Aussage, die lediglich etwas Bekanntes mit anderen Worten wiederholen. Zweifellos hat sich Karen Raney einem sensiblen Thema angenommen, doch wirklich überzeugend wirkt die Geschichte, die trotz der Dramatik nicht wirklich unter die Haut geht, leider nicht.
Vielleicht auf einem anderen Stern von Karen Raney
Übersetzung von Andrea Brandl
Diana Verlag 2020
Klappenbroschur
480 Seiten
ISBN 978-3-453-36051-8