Und Gott sprach: Wir müssen reden! von Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!Nach seiner Scheidung läuft die Psychologische Praxis von Dr. Jakob Jakobi miserabel, denn wer möchte schon einen Eheberater, der gerade erst geschieden wurde? Da steht mitten in der Nacht seine Exfrau Ellen vor der Tür, die ein Problem mit ihrem neuen Ehemann hat. Ihr Mann Armin ist rasend vor Eifersucht, klingelt kurz darauf an der Tür und der Berufsboxer verpasst Jakob einen Schlag auf die Nase, der wie ein nasser Sack zu Boden geht und erst im Krankenwagen wieder erwacht. Obwohl ihn seine Nase schmerzt, kann ihm Dr. Kessels kein Schmerzmittel geben, denn das hat der Arzt selber eingenommen, weil ihm nach über dreißig Stunden Dienst die Amphetamine ausgegangen sind. Dr. Kessels macht Jakob wenig Hoffnung, dass er in der Notaufnahme gleich behandelt würde, denn mit einer angebrochenen Nase steht er weit hinten auf der Liste und drei Dutzend Leute wären vor ihm dran.

Wie der Arzt ihm prophezeit hat, herrscht im Krankenhaus Jahrmarktsatmosphäre, denn ein paar Dutzend Kranke nebst Familien und Freunden tummeln sich auf dem Flur. Dort trifft Jakob auf den Clown Abel Baumann, der gelegentlich Stiche in der Herzgegend verspürt, die aber nicht organisch, sondern psychosomatisch sind. Als Baumann erfährt, dass Jakob Psychotherapeut ist, überredet er ihn zu einem Therapiegespräch in einem Café, das unweit des Krankenhauses um die Ecke liegt. Doch durch ein Missgeschick der Bedienung, die versehentlich mit dem Ellenbogen gegen Jakobs angebrochene Nase stößt, wird ihm erneut schwarz vor Augen und er kommt erst im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein, nachdem er bereits operiert wurde.

Als er am nächsten Morgen erwacht, befindet er sich in einem Einzelzimmer, denn Abel Baumann, der inzwischen das Clownskostüm gegen einen Arztkittel getauscht hat, hat die beiden anderen Patienten aus dem Zimmer verlegen lassen und inzwischen auch schon eine Visite gemacht, weil man ihn für den neuen Chefarzt hält. Doch dann wird Baumann von zwei Polizisten abgeführt und Jakob begleitet ihn als seinen Psychotherapeuten aufs Polizeirevier. Vom Revierleiter Schavinski erfährt Jakob, dass Abel Baumann ein Wiederholungstäter ist, der schon Dutzende Male verhaftet wurde. So hat er sich als Architekt ausgegeben und in einem Hotelkomplex diverse Zwischenwände herausreißen lassen, um die Zimmer heller und freundlicher zu gestalten. Als Jugendrichter hat er ein paar Kids, die wegen diverser Einbrüche angeklagt waren, freigesprochen und später als Staatsanwalt dafür gesorgt, dass die wahren Täter verhaftet werden. Außerdem hat er sich in Jobs als Sprengstoffexperte, Bankangestellter, Kernphysiker, Feuerwehrmann und Flugzeugkapitän reingemogelt, nur um zu helfen. Denn Abel Baumann meint, dass er Gott ist, woran Dr. Jakob Jakobi zunächst noch Zweifel hat.

In seinem neuen Roman „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ schickt Hans Rath Gott in Therapie, der Allmächtige fühlt sich nicht allmächtig und ist mit Zweifeln und Fehlern behaftet. Denn es ist nicht leicht Wunder zu vollbringen, die der Menschheit den richtigen Weg weisen. Ob der bayerische Segen besonders gut wirkt, dass das Gesundheitssystem nicht gerade arbeitnehmerfreundlich ist oder ein Bänker drei Milliarden Euro verzockt, das sind nur einige der Themen, die der Autor mit einem Augenzwinkern aufs Korn nimmt. Der witzig geschriebene Roman ist nicht nur ein kurzweiliges Lesevergnügen, denn er ist mit trockenem Humor, tiefgründiger Ironie und bissiger Satire gespickt und bis zum Schluss geistreich und unterhaltsam.

Und Gott sprach: Wir müssen reden! von Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!
Wunderlich Verlag 2012
Klappenbroschur
270 Seiten
ISBN 978-3-805-25044-3

Bildquelle: Wunderlich Verlag
PGltZyBsb2FkaW5nPSJlYWdlciIgc3JjPSJodHRwczovL3NzbC12ZzAzLm1ldC52Z3dvcnQuZGUvbmEvYjAzYTBmZjM3YTA0NDFjY2EzMmRlOTk2NDQ2ZGMyNTkiIHdpZHRoPSIxIiBoZWlnaHQ9IjEiIGFsdD0iIj4=

Teile diesen Beitrag