Stille Nacht, keiner wacht von Maria Publig

Stille Nacht, keiner wachtIm Jahr 1868 wurden von behördlicher Seite die ehemaligen Wald-, Wein-, Most- und Industrieviertel im nordwestlichen Teil von Niederösterreich durch politische Bezirke ersetzt, und obwohl sie heute keine administrative Bedeutung mehr haben, werden die historischen Regionalbezeichnungen von den Bewohnern bis heute so verwendet. Im Waldviertel will auch die aus Wien angereiste Protagonistin Walli Winzer, Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit, im Roman „Stille Nacht, keiner wacht“ bei der Familie ihrer besten Freundin Lena Breitenecker das Weihnachtsfest verbringen. Dort besitzt sie in Großlichten einen Reiterhof, an dessen Stelle ein Wellnesshotel gebaut werden sollte und dessen Verhinderung ihr der Journalist Harry Kain auch zum Vorwurf macht.

Im vergangenen Sommer, so ist zu lesen, hat es in Großlichten einen männlichen Schönheitswettbewerb gegeben, den Josi Hütter gewonnen hat, der in diesem Jahr als Weihnachtsmann die Geschenke verteilen soll. Als Sicherheitschef des Sägewerkes, dessen Besitzer Friedl Ambrecht ist, soll er das Original des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ nach Wien bringen. Als Walli Winzer im Sägewerk auf die Ankunft von Josi Hütter wartet, um das dort verwahrte Original zu bewundern, vernimmt sie plötzlich einen gellenden Schrei seiner Sekretärin: Im Schnee liegt nicht nur der rote Mantel von Josi Hütter, sondern auch er selbst, aber ohne Kopf und vom Hals abwärts im Blut liegend!

Inspektor Sepp Grubinger, der es augenscheinlich mit einem Mord zu tun hat, wird aber noch vor weitere Probleme gestellt: Im Tresor von Friedl Ambrecht befindet sich nicht mehr das Original des bekannten Weihnachtsliedes. Damit nicht genug: Aus einer Lodge wird eine wertvolle Rolex gestohlen. Wenig später hat Walli Winzer, die nicht nur Kater Filou, sondern auch kriminalistischen Spürsinn besitzt, im Wald endlich ihren Weihnachtsbaum gefunden, da wird sie mit einem Schlag niedergestreckt.

Der Weihnachtskrimi „Stille Nacht, keiner wacht“ von Maria Publig kommt für einen Kriminalroman nur schleppend in Gang und lässt einen Spannungsbogen vermissen. Das Interesse des Lesers am Fortgang der Handlung wird deshalb zunächst nur mäßig geweckt. Das ändert sich nach dem ersten Viertel, aber auch nur ganz allmählich, mit dem Niederschlag der Protagonistin Walli Winzer. Der Autorin kommt es mehr auf die Darstellung der Dorfgemeinschaft an: So hat Ronny Steiner von seinem Vater eine Karpfenzucht geerbt und Bürgermeister Josef Brunner, nur Peppi genannt, ist mit Lena befreundet, der besten Freundin von Walli Winzer. Dem Besitzer des Sägewerkes, Friedl Ambrecht, gefällt nicht, dass der tote Josi Hütter Gefallen an seiner Ehefrau fand, und Franz Pichler, dessen Ehefrau längst verstorben ist, glaubt nicht, dass Dennis sein leiblicher Sohn sein soll. Noch zu Lebzeiten seiner Frau hat er ihr das Leben damit schwer gemacht und ihr vorgehalten, dass der Bub, wie es in den wörtlichen mundartlichen Reden heißt, nicht von ihm ist. Dennis wiederum, von dem Babsi ein Kind erwarten will, hält Josi Hütter für den Erzeuger. Es kommt gar nicht so selten vor, so lässt die Autorin durchblicken, wenn ein Kind auffallende Ähnlichkeiten mit einem Nachbarn aufweist und dieser Umstand letztlich Grenzstreitigkeiten auslöst.

Maria Publig hat an vielen Stellen deutlich gemacht, wie wichtig ihr wegen der in der Vergangenheit begangenen Fehler das Umdenken in der Landwirtschaft ist, die damit verbundene Qualität der Lebensmittel und eine gesunde Ernährung. Wiederholt lässt sie diesbezüglich kritische Worte einfließen. Der Autorin ist auch die Erwähnung von Maria Augusta von Trapp wichtig, über deren mit ihrem Ehemann Georg gegründeten Trapp-Chor sowie der erfolgreichen weltweiten Tourneen einiges im Plot geschrieben steht. Immerhin nimmt das Interesse des Lesers am Fortgang der Handlung allmählich zu. Zunehmend sorgt er sich um das Leben von Walli Winzer, und zart Besaitete sind auf den letzten Seiten des Kriminalromans „Stille Nacht, keiner wacht“ zu Tränen gerührt.

Stille Nacht, keiner wacht von Maria Publig

Stille Nacht, keiner wacht
Gmeiner Verlag 2022
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-8392-0304-0

Bildquelle: Gmeiner Verlag
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