Aidan Ignis arbeitet als Journalist bei einem Verlagshaus in Kreuzberg, wo er auch Hannah kennengelernt hat. Er führt mit ihr eine offene Beziehung und lebt sowohl mit ihr, als auch mit Cherry und Sam zusammen. Sie lieben es, auf Partys zu gehen, Drogen zu konsumieren und teilen die Vorliebe für die Berliner BDSM-Szene. Für das Wüstenfestival Favilla in Nevada baut Aidan in seinem Keller einen Drachen aus Esche, der dort in Flammen aufgehen soll. Als es für ihn mit einem unbefristeten Vertrag beruflich aufwärts geht, ist Hannah verärgert, da sie sich schon seit längerem als Anwärterin auf diesen Posten gesehen hat. Der Ärger führt zu einer Beziehungspause, doch kann Aidan diese Lücke schnell mit Bill besetzen, den er auf einer Party im Wald kennengelernt hat.
Die Handlungspersonen in dem Roman „Sonnenkönige“ von Marianne Jungmaier leben in einer Welt, die den meisten Menschen fremd ist. Sie rauchen Joints, konsumieren Kokain, LSD sowie Ketamin und saugen das in den Kapseln der Sahnespender enthaltene Lachgas zu Rauschzwecken ein. Die liebsten Spielzeuge von Sam, einer Historikerin, sind Peitschen, Seile und Wartenbergräder, denn wie ihre Freunde ist sie eine Anhängerin von Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism, kurz BDSM genannt. Im Roman tauchen Begriffe wie Futomomo, Flogging, Shibari, Playfight auf, die sämtlich aus dieser Szene stammen.
Für viele Leser klingt es unglaublich oder zumindest befremdlich, dass Cherry sowohl als Bondage-Model arbeitet, als auch Mathematik-Doktorandin ist. Das Gleiche gilt auch für den Protagonisten Aidan. Es ist schwer vorstellbar, dass ein im bürgerlichen Leben als Journalist Arbeitender abends auf einer Party eine rote Glitzerleggings trägt. Fetisch-Partys dominieren sein Leben und seine Gedanken drehen sich um Sex. Er „vögelt“ Trish, die ihm ein Tatoo gemacht hat, und später, als er mit Sam und Cherry nach San Francisco fliegt, auch Bill, der dort seine großzügige Wohnung mit den neuen Freunden teilt. Aidan schaut lieber Männern als Frauen beim Sex zu, findet die Blowjobs mit ihnen besser und kann sich nur Männern völlig hingeben.
Ungewöhnlich ist aber nicht nur der Lebensstil der vier Handlungspersonen, die in einer verschmutzten Wohnung leben. Sie essen Tabouleh, das einigen eher als Bulgur-Salat ein Begriff ist, und trinken Moskow Mules, einen Cocktail, der auch nicht jeder kennt. Wäre Marianne Jungmaier nicht so eine begnadete Erzählerin, würden viele Leser das Buch vermutlich nicht zu Ende lesen. Denn wirklich viel passiert in dem Roman nicht, den der Protagonist in der Ich-Form erzählt. Welche Botschaft auch immer die Autorin an den Leser richten will, erschließt sich ihm nicht.
Sonnenkönige von Marianne Jungmaier
Verlag Kremayr & Scheriau 2018
Hardcover mit Schutzumschlag
224 Seiten
ISBN 978-3-218-01102-0