Sommerfest von Frank Goosen

SommerfestNach dem Tod von Onkel Hermann muss sich Stefan Zöllner um sein Elternhaus in Bochum kümmern, das sein Onkel bis zuletzt bewohnte. Zu diesem Zweck kommt Stefan extra aus München, wo er seit 10 Jahren lebt. Mit einem Makler hat er einen Termin vereinbart und nach dem Wochenende will er wieder zurück fahren. In seiner Heimatstadt besucht er seine fast 90-jährige „Omma“ im Seniorenheim und trifft alte Freunde. Mit Toto, Frank, Diggo und Murat wird er an alte Zeiten erinnert und alle gemeinsam besuchen sie das große Volksfest, bei dem die A 40 über 60 km gesperrt wird. Stefans Freunde raten ihm mehrmals, sich bei der Webdesignerin Charlotte Abromeit, kurz Charlie, zu melden. Sie war für ihn eigentlich immer wie eine Schwester und sie sind quasi zusammen groß geworden. Aber Stefan zögert den Anruf bewusst hinaus.

Frank Goosen erinnert den Leser in seinem Roman „Sommerfest“ an so viele Begriffe, Sprüche und Spiele, die in Vergessenheit geraten sind. Der oft ins Fettnäpfchen tretende Protagonist Stefan dürfte gerade deshalb so authentisch und liebenswert wirken, hat es mit Omma, Oppa und Killefit zu tun, fährt nach Pusemuckel, spielt Piss-Pott, sagt ja nee, echt jetzt und ey, hört alte Schlager und spricht Spass mit kurzem a aus. Was Stefan erlebt, hat der Autor in seinem gekonnt ironischen Sprachstil verpackt und dazu noch mit Hintergründigkeiten gespickt. Frank Goosen, der selbst in Bochum aufgewachsen ist, kennt selbst den Anblick der Fördertürme vor dem Bergbaumuseum, den Westpark mit der Jahrhunderthalle und auch den Kleingartenverein Sonnenschein. Auch gibt es den Bauernhof Bevinktorp und im Sultan in Dortmund mag der Autor selbst schon eingekehrt sein.

Obwohl in „Sommerfest“ viele Schilderungen den Leser zum Lachen bringen, hat Frank Goosen nicht mit Kritik an unfähigen Ärzten und verpfuschten Operationen gespart. Das Fernsehen und insbesondere das Vorabendprogramm kommen auch nicht gut weg, viele Wege könnten öfter zu Fuß zurückgelegt werden und manche Ehe mag zwar fünfzig Jahre gehalten haben, aber an Liebe hat es gemangelt. Ebenso lässt er auch die Probleme der mit 56 Jahren schon zu alten Menschen für den Arbeitsmarkt nicht unerwähnt und hat am Beispiel der Henrichshütte mit spitzer Zunge formuliert, wie es zur Schließung des Stahlwerks kam. Wenn auch schon frühzeitig vermutet werden kann, welcher Kummer an Stefan nagt und welchen Weg er einschlagen wird, so ändert das absolut nichts an dem Lesevergnügen, das man mit „Sommerfest“ hat, echt jetzt!

Sommerfest von Frank Goosen

Sommerfest
Verlag Kiepenheuer & Witsch 2012
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten
ISBN 978-3-462-04386-0

Bildquelle: Verlag Kiepenheuer & Witsch
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