See you soon von Kristin Lukas

See you soonVor den Toren eines zwielichtigen Clubs wird eine Tote aufgefunden, die neben Bargeld und Handy lediglich ein Papierschnipsel der Berliner Humboldt Universität bei sich trug. Deshalb führen die ersten Ermittlungen von Kriminalkommissarin Christine Sudhoff zu Soziologieprofessor Alexander Steinfurt und seine Dozentin Mandy Meister, die sich allerdings seit Jahren nur Zoe nennt. Während der Professor die Tote auf einem Foto als Julia Wiese identifiziert, gibt Zoe vor, sich lediglich an den Namen von einer Klausurkorrektur zu erinnern. In Zoe überschlagen sich unterdessen die Gedanken, zumal sie weiß, dass ihr Freund Paul mit eben dieser Julia ein One-Night-Stand hatte. Sudhoff gegenüber gibt sich Zoe Unwissend, doch von Steinfurt erfährt die Kommissarin, dass die Ermordete Mitglied einer Clique war. Wie sich herausstellt, ist ihr Tod aufgrund des Botulinumtoxins durch Atemversagen eingetreten.

Viktor Stoltenbrink, der wie Elias und Anastasia derselben Clique angehört, stirbt nach Einnahme eines Blutdrucksenkers an akutem Nierenversagen. Doch auch hier müssen Sudhoff sowie ihre Kollegen Wegner und Schultz von Mord ausgehen, da Viktor nach Aussage seiner Eltern keine Medikamente eingenommen hat. Bei einem weiteren Besuch hoffen die Kommissare, dass Zoe auf einem Foto, das Viktor auf einem Punkkonzert zeigt, weitere Personen erkennt, die möglicherweise in den Mord verwickelt sind. Zoe glaubt ihren Augen nicht zu trauen, als sie auf dem Foto auch ihren Freund Paul sieht, der damit in den Kreis der Verdächtigen gerät. Christine Sudhoff gegenüber erwähnt sie nicht ihn zu kennen, da sie bei Bekanntwerden ihres Verhältnisses zu einem Kommilitonen ihre Doktorarbeit aufs Spiel setzen würde.

Aufgebracht stellt die Doktorandin Paul zur Rede, der seinerseits an dem Abend ihren Doktorvater in der Nähe gesehen haben will, wobei auch der Professor zu einem Verdächtigen wird, der nach eigener Aussage zu Hause gewesen wäre. Während sich die Ermittler auf die Mitglieder der Clique konzentrieren, wobei sie auf Unterstützung von Zoe angewiesen sind, die als Tutorin für Statistik auf Wunsch ihres Chefs anhand von Social-Media-Plattformen nach Profilen und neuen Sprachmustern der Studenten sucht, erhält Zoe eine erste Mail mit dem Absender „See you soon“.

Kristin Lukas hat in ihrem vielschichtigen Kriminalroman Themen wie den Klimawandel durch die erwähnte Fridays-for-Future-Gruppe sowie den unerlaubten Medikamentenhandel mit verschreibungspflichtigen Produkten wie dem führenden chinesischen Onlineanbieter Alibaba aufgegriffen. Weiterhin führt sie das chinesische Social Credit System, das die totale Kontrolle des Staates über seine Bürger ermöglicht, und das für die traditionelle chinesische Medizin bedeutende, vom Aussterben bedrohte Riesenschuppentier an. Die Autorin schreibt am Beispiel des Magazins Happinez von unkritischen Jugendlichen, die durch eine rosarote Brille auf die Welt blicken und von Akronymen, worunter Abkürzungen in der Kommunikation via Internet zu verstehen sind. Kristin Lukas, die selbst als Professorin arbeitet, informiert in dem Plot auch über die Sprache der Studierenden an Hochschulen, die, wie schon Goethe bekannt war, früher oder später in unserer Standardsprache Einlass findet. Selbst ihre Handlungspersonen bedienen sich Begriffen wie spulig, scarry, Simp oder cringe, deren Bedeutung der Leser oftmals nur erahnen kann.

Der Kriminalroman „See you soon“, der leider eine Vielzahl von unterschiedlichsten Fehlern, angefangen von doppelten oder ganz fehlenden Wörtern bis hin zu Grammatik- oder Zeichenfehlern aufweist, beginnt zunächst recht unspektakulär, obwohl gleich zu Anfang eine Tote zu beklagen ist. Doch Zoe, die mit ihrer Bulldogge George lebt, gerne Flat White trinkt und bei Nervosität ein Radiergummi in der Hand drückt, ist zunehmend verunsichert und weiß nicht, ob sie ihrem Freund Paul noch vertrauen kann. Vor allem: Wer ist der Absender der Mails? Der Kreis der Verdächtigen wird nicht nur für Zoe, sondern auch für die Ermittler immer größer. Die Spannung steigt kontinuierlich an, was den Leser immer neugieriger auf den weiteren Handlungsverlauf macht. Er weiß nicht mehr, wen er für den Mörder halten soll und verdächtigt immer wieder einen anderen. Ein informativer, intelligenter Krimi mit einer überraschenden Auflösung!

See you soon von Kristin Lukas

See you soon
Twentysix 2023
Taschenbuch
264 Seiten
ISBN 978-3-740-72581-5

Bildquelle: bücher.de
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