Nachtblau der See von Gabriela Kasperski

Nachtblau der SeeGabriela Kasperski, selbst Theaterschauspielerin, hat für ihren Kriminalroman „Nachtblau der See“ einmal mehr die Theaterbühne in den Mittelpunkt gerückt: Während der Vorbereitungen zu den Schlossfestspielen am Greifensee mit der Komödie „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare wird die Leiche von Arielle Bergmann aufgefunden, die eine der Hauptrollen übernehmen sollte. Obwohl sich Werner Meier von der Kantonspolizei Uster noch im Urlaub befindet, fährt er zum Theater, wo Arielle mit einem Genickbruch von der Tribüne gefallen ist. Anders als seine Kollegen glaubt er an ein Verbrechen, spricht mit Ensemblemitgliedern und dem Regisseur Simon Perron. Unterdessen sucht die Schauspieltruppe für die in wenigen Tagen stattfindende Premiere nach einem Ersatz für Arielle, die als Influencerin eine Garantie für ausverkaufte Vorstellungen war.

Da der Plot mit einer Gerichtsverhandlung beginnt, die vier Monate nach den Ereignissen bei den Festspielen stattfindet, weiß der Leser von Anfang an, dass Hannah Frank, ein Mitglied der Schauspieltruppe, dem Regisseur Simon Perron öffentlich Betrug vorgeworfen hat, wofür sie angeklagt wurde. Doch für den Leser ist das Geschehen zunächst unverständlich und nicht einzuordnen, was allerdings seine Neugier auf den Fortgang der Handlung entfacht. Wem Begriffe aus dem Bereich sozialer Netzwerke vertraut sind, ist klar im Vorteil, denn er weiß, dass Influencer Personen sind, die in den sozialen Netzwerken hohes Ansehen genießen und sich deshalb gut als Werbeträger eignen, und der Hashtag MeToo, den die Schauspielerin Alyssa Milano ins Leben rief, Frauen aufruft, über sexuelle Übergriffe in den sozialen Medien zu berichten.

Auch wenn die Handlung mit einem Leichenfund und ermittelnden Beamten eindeutig dem Genre Kriminalroman zuzuordnen ist, so schreibt die Autorin über Nebenschauplätze ohne kriminalistische Einschläge. Zum einen geht es um die Vorbereitungen zur Generalprobe, zum anderen um Beziehung von Werner Meier zu Zita Schnyder, der Mutter seiner drei Kinder. Für ihre Karriere will sie für ein Semester nach London, was eine Menge organisatorischer Probleme aufwirft und für Auseinandersetzungen bei dem Paar sorgt. Als Zita auf der Suche nach einer Nanny auch noch in den aktuellen Fall verwickelt wird, weiß Meiers Kollege, der IT-Spezialist Andi, nicht mehr, zu wem er halten soll, zumal seine Zukünftige, Beanie Barras, wiederum die ehemalige Assistentin von Meier war, die sich mit Zita austauscht.

Überhaupt erfordern die Handlungspersonen, von denen hier nur einige genannt sind, die volle Aufmerksamkeit des Lesers, was besonders bei der Neubesetzung von Arielle, der als Souffleuse eingestellten Winny Apt, zum Tragen kommt, deren Oma Ellie, wie auch einer obdachlosen alten Frau, eine besondere Bedeutung zukommt. Gabriela Kasperski hat nicht nur ausgezeichnet recherchiert und damit die von einem Forensikprofessor entwickelte Vakuum-Metallisierung zum Aufspüren von Fingerabdrücken auf Stoffen erwähnt, im konkreten Fall an einem Wattebausch, sondern auch Anspielungen wie die auf die Ermittlerin Lisbeth Salander in der Trilogie von Stieg Larsson oder den Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr loswerden konnte, gemacht.

Am Ende des anspruchsvollen und genial aufgebauten Kriminalromans „Nachtblau der See“ entwickelt sich ein herannahendes Gewitter parallel zur immer „stürmischer“ werdenden Handlung. Die Ereignisse überschlagen sich, alle Beteiligten sind im Theaterfieber und bei den Proben nehmen die Schauspieler die Namen derer an, die sie verkörpern, was die Verwicklungen und das intrigante Karussell noch unterstreicht.

Nachtblau der See von Gabriela Kasperski

Nachtblau der See
Emons Verlag 2019
Broschur
336 Seiten
ISBN 978-3-7408-0642-2

Bildquelle: Emons Verlag
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