Kuscheln, Wut & Schabernack von Laura Melina Berling und Karo Oh

Das ultimative Freundschafts-ABC!

Freunde zu haben sind bereits für kleine Kinder wichtig. Das Kinderbuch Kuscheln, Wut & Schabernack* nimmt sie mit auf eine Reise in eine kleine Stadt zu Toni, der hier mit seiner Mama Mia lebt und den Nachbarn Herrn Ezim sowie Frau Mies. Zu jedem Buchstaben des Alphabets gibt „Das ultimative Freundschafts-ABC“ ein Stichwort zum Thema Freundschaft. Es informiert darüber, wie Freundschaften entstehen und dass es verschiedenartige Beziehungen zueinander gibt, denn natürlich hat Toni zu seiner Mutter eine andere Beziehung als diese zu Victor, der wiederum eine Liebesbeziehung zu einem Partner unterhielt.

Da jeder Mensch anders aussieht und einzigartig ist, gilt das auch für den Charakter. Jedem sind andere Dinge in einer Freundschaft wichtig, und mit Humor oder Unbeschwertheit kann man über vieles hinwegsehen. Freundschaft bedeutet füreinander da zu sein, aber nicht unbedingt jederzeit, weil Verpflichtungen rufen könnten. Selbst Tiere brauchen Freundschaften, gemeinsame Verstecke können Vertrauen schaffen und manchmal kann ein Freund mit seinen Einfällen inspirierend sein. Es gibt unterschiedliche Gründe, einen Jahrestag zu feiern und wo man ausgelassen feiert, macht man auch schon mal Quatsch. Das ist auch so lange in Ordnung, wie man niemand verletzt oder beleidigt. Irgendwann braucht der Mensch auch wieder Ruhe, die dazu dient, den Akku wiederaufzuladen.

Jeder kennt das Gefühl der Freude, des Ärgers oder der Wut. All das wird durch Hormone gesteuert und Liebe, die ebenfalls dazu zählt, verändert sich mit der Zeit; sie kann wachsen, aber auch weniger werden. Manches ist uns peinlich und nicht immer lässt sich ein Streit vermeiden, wenn auch Gemeinheiten tunlichst vermieden werden sollten. In diesen Fällen sind Kompromisse eine Lösung. Einem Trauernden kann geholfen werden, indem man sich um ihn kümmert. Gegen Neid und Eifersucht ist kein Kraut gewachsen, sie sind menschlich und man muss sie besiegen, egal ob man gerne die besseren Schulnoten wie ein Klassenkamerad hat oder das teure Spielzeug, das man selbst nicht bekommt. Zum Glück gibt es irgendwann wieder bessere Momente und man fühlt sich pudelwohl, wenn in einem Freibad geplantscht werden darf.

Eine Freundschaft, so lehrt das Kinderbuch Kuscheln, Wut & Schabernack* von Laura Melina Berling, kann in alle Richtungen wachsen. So kann aus ihr Liebe entstehen, die leider nicht immer erwidert wird und Toni, der in dieser Geschichte große Probleme in der Schule entwickelt hat, weil er seinen bereits ausgezogenen Papa vermisst, geht es schon viel besser, nachdem ihm seine Freunde Lou und Bo unterstützen und seine Probleme an seine Mama Mia getragen haben. Seitdem erhält er auch von Herrn Ezim und Frau Mies Nachhilfe, was ihm zwar seinen Papa nicht zurückbringt, aber ihm trotzdem ungemein hilft.

Die Autorin spricht ihre jungen Leser direkt an und schreibt ganz selbstverständlich von gleichgeschlechtlichen Beziehungen wie im Fall von Mia und Victor, die „nur“ eine freundschaftliche Beziehung pflegen, während dieser eine feste Beziehung zu einem Partner hatte. Unterschiedliche Beziehungen kennen schon kleine Kinder, denen natürlich klar ist, dass ihre Eltern bestimmen können, was zu tun ist, wohin es geht oder was erlaubt ist. Im Gegensatz dazu können sie selbstbewusst unter ihres gleichen etwas ablehnen und sich nichts von ihnen „diktieren“ lassen.

Kinder haben erkannt, dass man in bestimmten Situationen nachgeben muss. Im günstigen Fall gibt auch der andere nach und man trifft sich in der Mitte, womit ein Kompromiss geschlossen wurde. Etwas tiefer in die Materie taucht Laura Melina Berling beim Thema Gefühle: Sie erklärt in kindgerechter Form, wo die Hormone in unserem Körper produziert werden, um dann über das Blut in alle Zellen zu gelangen. Junge Leser ab sechs Jahren erfahren so auch schon etwas von dem Glücksgefühl auslösenden Hormon Oxytocin.

Einige Erklärungen werden am Ende von den Protagonisten durch nützliche Ideen, Tipps und Ratschläge ergänzt, und alle Geschichten werden von Karo Oh mit bunten Illustrationen untermauert, wobei schon die auf dem Cover abgebildeten Handlungspersonen multikulturell, also hellhäutig und schwarz sind. Gerade in der heutigen Zeit scheint der Autorin das aufgegriffene Thema unter dem Stichwort „Versteck“ besonders wichtig zu sein: Da geht es um Geheimnisse, die ein gutes Gefühl erzeugen, während andere zu schwer sind, „um sie alleine zu tragen. Dann ist es wichtig, mit jemandem darüber zu reden. Auch wenn es ein Geheimnis ist.“ Sie fordert ihre Leser auf, sich jemandem anzuvertrauen und es bleibt nur zu hoffen, dass ein missbrauchtes Kind die richtigen Schlüsse daraus zieht und tatsächlich den Mut aufbringt, sich beispielsweise einer Lehrkraft anzuvertrauen.