Jenseits von schwarz von Lucie Flebbe

Jenseits von schwarzDer Securitymann Jo Rheinhart, von allen nur Zombie genannt, will während seines Kontrollrundganges in der Entzugsklinik für Suchtkranke in Eppendorf beobachtet haben, wie ein Mann von einem anderen gewürgt wurde, und als er eingreifen wollte, wurde er selber niedergeschlagen. Da der Erkennungsdienst weder Kampfspuren, noch ein Opfer finden konnte, erhält die von ihrem Ehemann getrenntlebende Kommissarin Eddie Beelitz von Adrian, dem Leiter des Ermittlungsdienstes Bochum, den Auftrag, sich in der Klinik umzusehen. Der Haken an der Sache ist, dass Eddie den diensthabenden Securitymann von früher kennt und Adrian ihn für einen „bekifften Zeugen“ hält.

Am nächsten Abend sieht sich Zombie selbst noch einmal auf dem Gelände um und wird dabei von zwei Männern mit einer Eisenstange attackiert. Dank seines Box- und Reflextrainings kann er sich befreien. Wie es der Zufall will, ist Mütze die Babysitterin sowohl seiner beiden Kinder Jaz und Jo, als auch die von Eddies Tochter Lotti. In weiser Voraussicht hat sich Zombie von ihr die Telefonnummer von Eddie geben lassen. Unmittelbar nach dem Angriff ruft Zombie die Polizistin an und sagt, dass er einen der Männer erkannt hat und die Verfolgung des anderen aufnehmen will. Doch plötzlich reißt die Verbindung ab. Eddie alarmiert umgehend ihren Vorgesetzten Adrian. Vor Ort angekommen finden sie einen Toten.

Eddie plagen von nun an Zweifel. Einerseits gilt Zombie als Schläger und ist vorbestraft. Andererseits hat sie Mitleid mit seinen beiden Kindern und glaubt an seine Unschuld. Sie ist entschlossen, ihm zu helfen und sucht ihn. Auf der Ruhrtalbrücke wird sie fündig: Aus Verzweiflung darüber, dass ihm allein schon wegen seiner dunklen Hautfarbe niemand Glauben schenken wird, will er sich in den Tod stürzen. Obwohl es die Pflicht von Eddie wäre, mit dem Verletzten zum Präsidium zu fahren, schleußt sie Zombie mithilfe seiner Schwester und unter falschem Namen als Patient in die Klinik ein, während Adrian davon ausgeht, dass Zombie für zwei Morde verantwortlich ist und sich anschließend das Leben nahm.

Lucie Flebbe lässt in ihrem Kriminalroman „Jenseits von schwarz“ die Kommissarin Eddie und den Securitymann Zombie wechselweise in der Ich-Form erzählen, was ihr die Möglichkeit gibt, das Geschehen mit Ausdrücken wie verfickt oder arschkalt in Umgangssprache zu schildern. Während sich der allein erziehende Vater als „asozialen Idioten“ und „abgefuckten, sexistischen Asi“ sieht, der die Erziehung seiner Kinder „grandios versaut“ hat und nur schwer seine Aggressionen unter Kontrolle bringen kann, hält er Eddie, die „kleine Politesse“ mit einem „mächtig guten Riecher“ für seinen Schutzengel.

Wenn auch nur am Rande, merkt Lucie Flebbe kritisch an, dass bei entsprechend gutem Lohn die Arbeitsmoral gesteigert werden kann. Weiterhin stellt sie mit Bedauern fest, dass „die Rechten wieder öffentlich marschieren dürfen“. Der Kriminalroman „Jenseits von schwarz“ trägt mit amüsanten Vergleichen ihre unverkennbare Handschrift, und auf grandiose Weise vereint er Spannung mit einem hohen Spaßfaktor, was letztlich das Erfolgsrezept der Autorin ausmacht. Sie beherrscht einerseits die Gratwanderung von der Schilderung eines Kriminalfalles und kombiniert diese andererseits mit einer gehörigen Portion Privatleben der Handlungspersonen. Zu keinem Zeitpunkt langweilt der Plot den Leser bei diesem zweiten Teil einer Trilogie, und wer sich den letzten Teil „Jenseits von tot“, von dem es zum Schluss bereits eine kleine Kostprobe gibt, entgehen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Jenseits von schwarz von Lucie Flebbe

Jenseits von schwarz
Grafit Verlag 2019
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-89425-590-9

Bildquelle: Grafit Verlag
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