Nach der Ausbildung zur Physiotherapeutin ist Monika von ihrem Zuhause in Darmstadt nach Butzbach gezogen. Vor drei Jahren lernte sie über ein Partnerschafts-Suchportal den dreizehn Jahre älteren Investmentbanker Sven kennen. Für ein erstes Treffen hat er ihr ein Restaurant in Frankfurt vorgeschlagen, allerdings ausgerechnet an einem Montag, an dem das Lokal laut Homepage Ruhetag haben soll. Da sie dennoch als die einzigen Gäste bewirtet wurden, hat er sie damit beeindruckt. Im Nachhinein ist sich Monika durchaus bewusst, zu spät bemerkt zu haben, dass sie in eine Falle getappt ist, aber sie fühlte sich doch so geschmeichelt! Sven erwies sich als überaus spendabel, gab ihr eine Zweitkreditkarte, von der sie ohne falsche Bescheidenheit Gebrauch machen sollte und riet ihr, den ohnehin zu schlecht bezahlten Job aufzugeben, zu ihm zu ziehen und stattdessen den Haushalt zu besorgen sowie ihn anstelle ihrer Kunden zu massieren. Zum Zeitvertreib sollte seine „Gazellenrakete“ lieber zum Friseur oder Yoga gehen und sich die Nägel machen lassen.
Endlich willigt Sven ein, Monika seinen Eltern vorzustellen, die ihr von den Verflossenen Dani und Daggi erzählen. Als nächstes überrascht Sven sie mit seinem Zweitwohnsitz, einer Finca im Südosten von Mallorca. Sobald er alles vorbereitet hätte, sollte sie nachkommen. Monika ist von der großzügigen Villa mit Pool begeistert, wenn sie auch von der Haushälterin Anneliese mit den Worten, sie sei nicht die Erste und nicht die Letzte, empfangen wird. Sie genießt das Leben ohne Arbeit, da sich eine Putzfrau und ein Gärtner um alles kümmern, und möchte am liebsten nie mehr von der Insel weg. Anfangs kommt Sven jedes Wochenende, doch mit der Zeit werden die Abstände länger. Immer nörgeliger wird er, und Sex spielt für ihn kaum noch eine Rolle.
Unvermittelt erhält Monika eine WhatsApp von Sven mit der Bitte, zum Monatsende auszuziehen. Zwar wünscht er ihr alles Gute, doch wovon soll sie in Zukunft leben, ohne Ersparnisse, ohne Arbeit und ohne Wohnung? Hat er kein schlechtes Gewissen, sie in die Obdachlosigkeit zu stürzen? Ihr bleiben nur noch siebenundzwanzig Tage und in ihrer Wut und Verzweiflung bucht sie für ihre Freundin Michaela mit ihren zwei Kindern einen Flug nach Mallorca, denn noch hat sie die Zweitkreditkarte von Sven. Fest entschlossen, ihm seine Gewissenlosigkeit, sie nur „Geparkt“ zu haben, heimzuzahlen, zieht sie mit ihrer neuen Bekanntschaft Sandra alle Register und ist gespannt, wer wohl letztlich mehr zu bereuen hat.
Susanne Fröhlich lässt ihre Protagonistin in der Ich-Form berichten. Gerade zu Beginn des Plots hat sie zum Hervorheben der Bedeutung als stilistisches Mittel kurze Eins-Zwei- oder Drei-Wort-Sätze verwendet. Dem Leser ist schon frühzeitig bekannt, dass Monika sich im Nachhinein als „dummes Schaf“ gesehen, ihre Naivität jedoch zu spät erkannt hat. Trotzdem oder gerade deshalb ist er gespannt auf den weiteren Verlauf der Handlung, will natürlich wissen, ob Monika tatsächlich als arme Bettlerin landet oder es irgendwie schafft, mit Sven abzurechnen und dabei auch noch auf eigenen Füßen stehen kann.
Die Autorin schreibt von der Armut auf der Deutschen liebsten Insel, und man mag kaum glauben, da diese doch jedes Jahr die Wirtschaft der größten Baleareninsel ankurbeln, dass laut Mallorca Magazin rund zwanzig Prozent der Bewohner an der Armutsgrenze leben und damit nach neuer Statistik jeder fünfte dort Lebende von Armut bedroht ist. Sie erinnert durch die Protagonisten an den weisen Spruch „Kleider machen Leute“, da diese das am eigenen Leib erfahren und macht deutlich, dass man Freunde meistens nur so lange hat, wie diese von einem selbst profitieren können. Nicht neu deren Erkenntnis, dass man im Chinashop „für wenig Geld viel Scheiß kaufen“ kann. Enorme Authentizität erlangt der mit einer Vielzahl überraschender Wendungen versehene Roman „Geparkt“ durch den hessischen Dialekt der Eltern von Sven, und dank der mit reichlich krimineller Energie innewohnenden Fantasie von Susanne Fröhlich verspricht er zudem beste Unterhaltung!
Geparkt von Susanne Fröhlich
Knaur Verlag 2024
Hardcover mit Schutzumschlag
304 Seiten
ISBN 978-3-426-44709-3