Falsche Veilchen von Jaromir Konecny

Falsche VeilchenNachdem Leon unschuldig in einer Jugendstrafanstalt einsitzen musste, konnte er eine Arbeit in einem Blumenladen bei André und Camilla Samper finden. Am meisten interessiert sich Leon aber für ihre Tochter Laura, die ihn mit ihren Freunden aus betuchten Elternhäusern bekannt macht. Als alle zu einem Wochenendausflug in ein Golfclubhaus am Starnberger See eingeladen werden, ist Leon davon wenig begeistert. Die Jungen sorgen auch gleich bei der erstbesten Gelegenheit dafür, dass Leon einen peinlichen Auftritt hat.

Leon wird hellhörig, als er von Lauras Exfreund Dirk erfährt, dessen Vater das Haus gehört, dass in der nächsten Woche die Golfmeisterschaften stattfinden und deshalb im Tresor eine halbe Million Euro in bar liegt. Bei Arbeiten bittet Hausmeister Sergej ausgerechnet Leon um seine Hilfe, wobei er natürlich überall seine Fingerabdrücke hinterlässt. Unglücklicherweise ist es auch Leon, der Sergej schwer verletzt in der folgenden Nacht findet. Für Hauptkommissar Steinherz kann nur Leon der Schuldige sein, zumal er bereits wegen eines Tresorraubes inhaftiert war.

Zunächst ist auch Laura skeptisch und zweifelt an Leons Unschuld. Doch wird es für sie offensichtlich, dass jemand Leon etwas anhängen will. Zu allem Überfluss übernimmt die weiteren Ermittlungen Hauptkommissar Hauptmeister, genannt HaHa, und sein Hiwi Brummla, die Leon bereits bei einem früheren Mordfall gerne wieder hinter Gitter gebracht hätten. Leon, der Laura sein wahres Alter verheimlicht hat und inzwischen sechzehn Jahre alt wurde, wundert sich zunehmend über die detektivischen Fähigkeiten seiner „Sherlocka“, wie er sie in Gedanken nennt. Doch für beide wird es gefährlich, als Leon einen Fehler macht, womit der Dieb weiß, dass sie ihm auf der Spur sind.

Wie in dem Jugendkriminalroman Tote Tulpen lässt Jaromir Konecny seinen Protagonisten auch in der Fortsetzung „Falsche Veilchen“ wieder in der Ich-Form erzählen, wodurch er dem Leser am besten die enormen Abweichungen von dem, was Leon sagt und dem, was er denkt, vermitteln kann. Durch eine geschickte, doppeldeutige Formulierung versteht es der Autor immer wieder, dass Leon eine falsche Antwort auf eine Frage gibt. Außerdem kann er mit seiner unnachahmlichen Art, passende Sprüche am laufenden Band zu produzieren, nicht nur jugendliche Leser begeistern.

In dem ganzen Tohuwabohu mögen einige Leser über so wichtige Informationen wie die über den Datenschutz, bei dem man so viele Lügen über sich verbreiten sollte, dass vor lauter Lügen die Wahrheit nicht mehr gesehen werden kann, oder auch, dass eine Überdosierung von Vitaminen durchaus schädlich sein kann, hinweg lesen. Auch sein Hinweis auf die Schweizer Konten deutscher Steuerbetrüger oder darauf, dass aus unserer Umgangssprache immer häufiger die Präpositionen verschwinden, zeigt, dass Jaromir Konecny auch in seinem lustigen und einfallsreichen Kriminalfall „Falsche Veilchen“ auf einen kritischen Blick nicht verzichtet. So ganz nebenbei hat er eine Tatsache untergebracht, die kaum jemandem bekannt sein dürfte: Napoleon hat sich tatsächlich in Josephine verliebt, als sie einen Veilchenkranz trug, mit dem später auch ihr Hochzeitskleid geschmückt war. Und selbst von den Schlachtfeldern hat er ihr zu den Hochzeitstagen Veilchen geschickt, bis auf das Jahr 1808. Doch musste Josephine keine „Sherlocka“ sein, um die Bedeutung zu erahnen.

Falsche Veilchen von Jaromir Konecny

Falsche Veilchen
dtv 2015
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-423-71632-1

Bildquelle: dtv
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