Ein französisches Abenteuer von Trevor Dolby

Wie aus einem alten Haus in Südfrankreich unser zweites Zuhause wurde!

Ein französisches AbenteuerIn seinem Reisebericht „Ein französisches Abenteuer“ schreibt Trevor Dolby, dass er trotz seiner aus frühester Jugend stammenden Abneigung gegen Franzosen mit seiner Familie viele Urlaube in Murs an der Côte d’Azur verbracht hat. Im Jahr 2004 überzeugt ihn seine Ehefrau Kaz, ins Languedoc zu reisen. Gleich am nächsten Tag lassen sie sich von einem Immobilienmakler Häuser zeigen. Nach etlichen Besichtigungen und einer Enttäuschung erhält die in London lebende Familie eine E-Mail. Da ihnen für eine Entscheidung nur drei Tage bleiben, Kaz sich aber nicht freinehmen kann, fliegt Trevor alleine. Die Würfel sind zugunsten eines aus dem 12. Jahrhundert stammenden Hauses in Causses-et-Veyran gefallen, einem Dorf mit 556 Einwohnern. Schweißtreibend transportiert Trevor mit seinem sechzehnjährigen Sohn George Möbel mit einem Van, und es vergehen noch viele Wochen, bis er mit Kaz sowie den Kindern George und Freya im Languedoc ein gemütliches zweites Zuhause findet.

Wäre die Geschichte ein Schulaufsatz, so würde der Kommentar des Lehrers „Thema verfehlt“ lauten. Aus dem Reisebericht geht zwar auch hervor, „wie aus einem alten Haus in Südfrankreich unser zweites Zuhause wurde“, doch finden sich im Plot viele Themen, die nicht im Zusammenhang mit seinem Hauskauf stehen, dennoch aber allesamt hoch interessant sind und von einem breitgestreuten Allgemeinwissen des Autors zeugen. Trevor Dolby „springt“ quasi von einem gegenwärtigen Ereignis zu Erinnerungen seiner Kindheit und beruflichen Tätigkeiten, die für den Leser durchaus faszinierend sind.

In seinem Reisebericht „Ein französisches Abenteuer“ fließen Informationen zur französischen Geschichte und Politik ein. Trevor Dolby schreibt ausführlich über die Märkte seiner zweiten Wahlheimat, was es jeweils dort zu finden gibt und was er selbst dort für die Einrichtung seines Hauses gekauft hat. Er beschreibt das fantastische Farbspiel der Sonnenuntergänge und die „extremsten Schwankungen“, denen die Region als einzige von ganz Frankreich unterliegt, gibt Tipps zum Kauf guter Baguettes und sein Wissen über den dort angebauten Wein sowie die Lagen weiter. Der Autor erinnert sich, wie er in den Stromschnellen knapp dem Tod entkommen ist und sieht die „Zuschüsse, die Brüssel für nutzlose Infrastruktur verteilt“ kritisch.

Trevor Dolby gibt eine Episode über die Feigenmarmelade zum Besten, auf deren Geschmack ihn seine schwedischen Nachbarn gebracht haben. Als er einmal neue Autoreifen brauchte, die jedoch nicht vorrätig waren, hat er die Vorzüge kleiner Dörfer mit schneller unbürokratischer Hilfe schätzen gelernt, was aber wohl auch der Mentalität der Bewohner geschuldet ist, denn in Deutschland dürfte diese Art der Unterstützung eher seinesgleichen suchen. Ein höchst humorvoller, amüsanter und mitunter auch ironischer Ton durchzieht den gesamten Plot, wobei die Erklärungen zur „hohen Kunst des Ryanair-Ellenbogens ein bestes Beispiel abgeben. Querbeet finden sich Verweise auf Romane und andere Werke wie unter anderem den Film „Über den Dächern von Nizza“. Allerdings muss der Leser auch hier wieder eins und eins zusammenzählen, da es lediglich um die Rettung einer Katze und den Namen John Robie geht, der im Film von Cary Grant gespielt wurde.

Unverkennbar ist Trevor Dolbys Liebe zu dem Dorf Causses-et-Veyran, dem mittelalterlichen Haus und seinen Geschichten, die es seinem neuen Besitzer erzählt. Ein modernes Badezimmer passt da natürlich nicht hinein. Stattdessen wird eine etwa 150 Jahre alte Kupferbadewanne mit Liebe aufgearbeitet. Trevor Dolby philosophiert über die Stille, die ihn in seinem Zweitwohnsitz umgibt, für das er Fotos im Innenteil des Buches ausgewählt hat. Zwar gibt er im Klappentext seines informativen und schön zu lesenden Reiseberichtes an, in ständiger Furcht vor Besuchern zu leben, doch eine präzise Wegbeschreibung zu seinem Haus straft diese Aussage Lügen!

Ein französisches Abenteuer von Trevor Dolby

Ein französisches Abenteuer
Übersetzung von Alexandra Jordan und Anja Samstag
DuMont Reiseverlag 2022
Klappenbroschur
244 Seiten
ISBN 978-3-616-03184-2

Bildquelle: Mair Dumont
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