Die Geliebte des Räubers von Natalie Hallward

Die Geliebte des RäubersAufgrund der im ausgehenden 18. Jahrhundert von Napoleon besetzten Gebiete auf der in Deutschland liegenden linken Rheinseite ergaben sich für die Bevölkerung Veränderungen, die jedoch nur zum Teil Zustimmung fanden. Gleichzeitig befand sich das organisierte Bandenwesen auf dem Vormarsch. Die brutalen Räuberbanden verschonten niemanden, was die für Recht und Ordnung einstehende französische Regierung mit dem in ihrem Auftrag handelnden Kopfgeldjäger und Chefankläger von Köln, Anton Keil, unterbinden wollte. In dieser Zeit lebte auch die neunzehnjährige Lisbeth in dem Roman „Die Geliebte des Räubers“ von Natalie Hallward. Dank einiger Nähaufträge des Generalsekretärs Gaspard Paty der Präfektur Coblenz, der sie vor acht Jahren aus ihrem niedergebrannten Elternhaus retten konnte, kommt sie einigermaßen über die Runden. Sie selbst blieb bei dem Unglück verschont, doch ihre Mutter wurde von Räubern derart geschändet, dass sie das Bett nicht verlassen kann.

Eines Tages spricht Lisbeth ein Fremder am Grab ihres Vaters an. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Johann Fenkel, den Bruder von Doktor Konrad Fenkel, der in einer von Bürgermeister Hans Blasius einberufenen Versammlung sofort zum neuen Gendarmen von Brunnenweiler ernannt wird. Als zwei gut gekleidete Männer das Wirtshaus betreten, in dem Lisbeth abends aushilft, gibt sie ihnen bereitwillig Auskunft über den neuen Gendarmen, nichts ahnend, dass es sich dabei um Spione von Anton Keil handelt. Schon wenig später taucht der unvermittelt in Brunnenweiler auf und nimmt Johann Fenkel, zu dem Lisbeth gerade Vertrauen gefasst hat, in dem Glauben fest, es handele sich dabei um den gesuchten Hattinger Johannes Bückler, der seit längerem sein Unwesen in den umliegenden Wäldern treibt. Als der Doktor Lisbeth bittet, dass sie für die Freilassung seines Bruders mit nach Coblenz kommen und dort ein gutes Wort für Johann bei Gaspard Paty einlegen soll, hadert Lisbeth mit einer Entscheidung.

Natalie Hallward hat für ihren historischen Roman „Die Geliebte des Räubers“ in vielerlei Hinsicht umfangreiche Recherchen betrieben. So hat sie über den zur damaligen Zeit noch üblichen und nicht selten zum Tod führenden Aderlass, die Trepanation wie auch über die heute absurd klingende Vorstellung geschrieben, dass beim Baden Wasser in den Körper eindringen und ihn so aufschwemmen könnte. Wenn auch der Handlungsort Brunnenweiler fiktiv ist, so mussten die Mönche während der Säkularisation das Kloster Laach verlassen, und das im Plot erwähnte Code civil regelte das von Napoleon Bonaparte im Jahr 1804 eingeführte französische Zivilrecht.

Überliefert sind auch der Fetzer genannte Räuber Mathias Weber, der mit fünfundzwanzig Jahren am 19. Februar 1803 unter der Guillotine den Tod fand, sowie der unter dem Namen Schinderhannes bekannte Johannes Bückler, der am 21. November 1803 in Mainz hingerichtet wurde. Mit den von der Autorin beschriebenen Foltermethoden mutet sie zartbesaiteten Lesern einiges zu, wobei wegen fehlender Hinweise unklar ist, ob diese in der geschilderten Form durchgeführt wurden. Es kann auch nur vermutet werden, dass die Autorin im Stadtarchiv Köln Hinweise auf die beschriebenen sadistischen Neigungen von Anton Keil gefunden hat. Für Irritationen sorgt beim aufmerksamen Leser, dass die Protagonistin während ihrer Abwesenheit die bettlägerige Mutter allein gelassen hat, dass Johann während der Haft von niemand in der Herberge, in der er bekannt war, als dieser identifiziert werden konnte und auch, dass der Sekretär für die Rechtsprechung keine Ahnung von den Verhörmethoden gehabt haben soll. Doch diese offenen Fragen ändern nichts daran, dass der Leser von Anfang an am Fortgang der zunehmend spannender werdenden Handlung interessiert ist, die zudem mit einer überraschenden, völligen Veränderung einer wichtigen Handlungsperson eine Wendung nimmt.

Die Geliebte des Räubers von Natalie Hallward

Die Geliebte des Räubers
HarperCollins Verlag 2023
Taschenbuch
496 Seiten
ISBN 978-3-365-00275-9

Bildquelle: bücher.de
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