Phoebe Jane Swift hat sich gerade von ihrem Verlobten Guy Harrap getrennt. Sie gibt ihm eine Mitschuld am Tod ihrer besten Freundin Emma Kitts. Phoebe sucht nach einer neuen Herausforderung und eröffnet mit ihren 34 Jahren einen Secondhandladen für Vintage-Kleidung. Der Reporter Dan berichtet über ihre Eröffnungsparty und macht mit seiner Reportage den neuen Laden einem breiteren Publikum bekannt.
Der Zufall führt Phoebe eines Tages zu einer alten Dame, die ihr einige interessante Designer-Kleidungsstücke angeboten hat. Schon beim ersten Besuch stellt Phoebe fest, dass die 65-jährige Thérèse Bell alten Erinnerungen an eine Freundin nachhängt. Den beiden Frauen wird klar, dass sie beide das gleiche Schicksal verbindet. Sie sind mit alten Schuldgefühlen behaftet und machen sich mit Selbstvorwürfen das Leben schwer. Es kommt zu wiederholten Besuchen, bei denen sie einander immer mehr vertrauen. Thérèse berichtet von dem zutiefst bewegenden Schicksal ihrer Freundin Monique, die während des Krieges nach Ausschwitz deportiert wurde. Thérèse glaubt, dass sie das hätte verhindern können.
Auf einer Auktion für ausgefallene Modellkleider trifft Phoebe auf den Mitbieter Miles Archant. Der Zufall führt die beiden für einige gemeinsame Tage nach Avignon. Obwohl Miles schon 48 Jahre alt ist und eine 16-jährige Tochter hat, entwickelt sich allmählich eine Beziehung zwischen den beiden. Wird Phoebe an der Seite des charmanten Anwaltes ein neues Glück finden? Was wird aus ihrem Ex-Verlobten Guy, der stark unter der ihm zugewiesenen Schuld leidet und zu verzweifeln droht? Und dann ist da noch der Reporter Dan, der sich um Phoebe bemüht und ein Auge auf sie geworfen hat.
Wer bei „Der Stoff, aus dem die Liebe ist“ von Isabel Wolff einen seichten Liebesroman erwartet hat, ist schief gewickelt. Ganz im Gegenteil: Es handelt sich um einen tiefsinnigen Roman, der sich mit Schuldgefühlen von Menschen auseinandersetzt, die sie über Jahre und Jahrzehnte hinweg begleiten – ja, ein ganzes Leben lang. Die Autorin hat dafür ungewöhnlich viel recherchiert und dies auch in einem Literaturanhang dokumentiert. In mahnender Deutlichkeit bringt sie dem Leser die Deportationen der Juden näher und auf die Reise zu den französischen Weinanbaugebieten nimmt sie ihn direkt mit, so eindrücklich wird die Landschaft beschrieben. Mit viel Liebe zum Detail versteht sie es, den Leser an die Stoffe und Eigenarten der Schnitte und Muster von Vintage-Kleidung zu führen. Isabel Wolff ist mit „Der Stoff, aus dem die Liebe ist“ ein sehr einfühlsamer Roman gelungen, bei dem man bedauerlicherweise durch den Titel und das Cover in die Irre geführt wird.
Der Stoff, aus dem die Liebe ist von Isabel Wolff
Übersetzung von Elvira Willems
Rowohlt Verlag 2010
Taschenbuch
432 Seiten
ISBN 978-3-499-25286-0